Wie willkommen sind Frauen bei Schweizer Banken? finews.ch zeichnet nach, wie die UBS den Frust junger Mütter überkochen liess – und weshalb die Fehler der Grossbank symptomatisch für die Finanzbranche sind. 

Sie habe keine Beförderung verdient – diesen Bescheid erhielt eine Frau von der Personalabteilung der UBS-Sparte Wealth Management, allen ihren guten Qualifikationen zum Trotz. Der Grund: Sie hatte schon den Luxus gehabt, zweimal Mutterschaftsurlaub zu nehmen.

Einer anderen frisch gebackenen Mutter erging es noch schlimmer: Sie wurde von einer Schweizer Privatbank nach der Geburt ihres ersten Kindes kurz nach der Rückkehr ins Büro entlassen.

Das Beispiel dieser beiden Frauen ist symptomatisch für das anhaltende Spannungsverhältnis zwischen Frauen im Finanzsektor und dem von Männern dominierten Swiss Private Banking.

Die UBS ist kein Einzelfall

Während die UBS seit einem Artikel in der «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) über tiefere Boni für Frauen mit Kindern als Sündenbock dasteht, ist die Situation bei anderen Schweizer Finanzinstituten gar nicht so viel anders, wie finews.ch herausfand.

Grundsätzlich schieben viele Schweizer Firmen die Schuld für die Misere gern dem Staat in die Schuhe: Es gebe zu wenig Tagesschulen oder bezahlbare Krippen, heisst es dann. Auch die meisten Vermögensverwalter bieten da keine Lösung – und versagen sich damit einem Pool an gut ausgebildeten Arbeitnehmerinnen. Wie konnte es denn überhaupt so weit kommen? 

Keine Antwort von der UBS

Ein Gruppe von weiblichen UBS-Angestellten hatte im März 2018 genug. Nachdem sie jahrelang für ihre Beschwerden auf bilateralem Weg kein Gehör gefunden hatten, lancierten sie eine Petition an die Personalabteilung der Bank. In dem Schreiben, das hauptsächlich von Frauen im Range eines Director oder Executive Director unterzeichnet worden war, kritisierten sie die Haltung der UBS gegenüber berufstätigen Müttern, wie verschiedene Mitarbeiterinnen gegenüber finews.ch aussagten.

Anfänglich sei denn auch eine positive Reaktion von der Bank gekommen. Doch ab August 2018 erhielten die Initiantinnen keine weiteren Rückmeldungen mehr. «Niemand in der Gruppe wurde noch informiert oder konsultiert – es gab keine weitere Interaktion», so eine der Frauen gegenüber finews.ch.

Unzufriedene Frauen

Dass das Thema nun, unmittelbar nach der Vergabe der Boni wieder hochkochte, ist keine Überraschung. Es ist vielmehr ein klarer Hinweis darauf, dass zumindest einige Frauen mit der internen Behandlung ihrer Anliegen nach wie vor unzufrieden sind.

Und dafür gibt es offenbar Gründe genug: Eine frühere Angestellte im Wealth Management bekam einen Kollegen mit weniger Erfahrung und einem tieferen Ausbildungsstand als Chef vorgesetzt, nachdem sie ihr erstes Kind zur Welt gebracht hatte. Ihre guten Qualifikationen und Lob von ihrem bisherigen Chef schienen dabei kein Gewicht zu haben. 

«Nie wieder eine solche Bank»

Sie entschied sich während ihrer zweiten Schwangerschaft zu einem internen Wechsel, nachdem ihr früherer Kollege und neuer Chef sie dazu gezwungen hatte, ihren Mutterschaftsurlaub früher anzutreten. Doch die Situation blieb unbefriedigend, so dass sie die UBS bald ganz verliess.

Einer anderen Frau, die bei einem Schweizer Vermögensverwalter arbeitete, wurde kurz nach der Rückkehr aus dem Mutterschaftsurlaub gekündigt; angeblich weil ihr Team umstrukturiert wurde. «Solange Unternehmen nicht beweglicher sein können, würde ich nie wieder für eine Schweizer Bank arbeiten», sagte sie zu finews.ch

Als jüngster Faux-Pas der UBS erwies sich, dass die Bank Frauen, die einen Mutterschaftsurlaub bezogen hatten, angeblich weniger oder gar keinen Bonus zahlten – wobei hier fairerhalber auch festgehalten werden muss, dass den UBS-Mitarbeiterinnen mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen 14 Wochen zugestanden wird. Von den Frauen, mit denen finews.ch sprach, fand es allerdings keine problematisch, dass der Bonus proportional zur Abwesenheit gekürzt wurde. Ein Sturm im Wasserglas also?

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.3%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.72%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.95%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.27%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.77%
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