Nachdem sie für den Job des Schweiz-CEO übergangen worden war – nach Lukas Gähwiler erhielt Martin Blessing den Vorzug – schien Novakovic auf dem Nebengleis der Schweizer Investmentbank «parkiert». Doch sie blieb ruhelos. Fakt ist: Neben Blessing setzte sich Novakovic auch ins Rennen um die Nachfolge von Jürg Zeltner an der Spitze der globalen Vermögensverwaltung der UBS. Hatte aber auch da das Nachsehen.

Konfliktherde werden heisser

Als Chefin für Europa, den Nahen Osten und die Schwellenländer verantwortet Novakovic mit knapp 600 Milliarden Franken rund ein Viertel der gesamten von der UBS verwalteten Privatvermögen. Sie managt damit eines der operativ wichtigsten Geschäfte der Grossbank. Und wenn die Luft nach oben dünner wird, werden auch die Konfliktherde heisser.

Novakovic war in der UBS nie zu schüchtern, nach oben zu treten: Als Blessing im Herbst 2016 Schweiz-Chef wurde, liess sie CEO Sergio Ermotti wissen, wie enttäuscht und wütend sie sei, nicht den Vorzug gegenüber dem Ex-Commerzbank-Chef erhalten zu haben.

Sabine Keller Busse

Mit Sabine Keller-Busse (Bild oben), die als Chief Operating Officer (COO) der UBS Schweiz in die Konzernleitung aufstieg, hatte sie oftmals nicht das Heu auf der selben Bühne. Und dabei soll es nicht immer nur ums Bankgeschäft gegangen sein.

Bei der manchmal eher spröde wirkenden Ex-McKinsey-Beraterin und der lebenslustigen und energiegeladenen Novakovic prallen zwei Charakterwelten aufeinander, so dass «manchmal die Fetzen geflogen» seien, wie Weggefährten berichten. 

Mancher wäre gegangen, Novakovic nicht

So sei sie eben, die «Christl», sagen diese gegenüber finews.ch. Sie sei eine Kämpferin, die anecke und auch einstecken könne. So hätte wohl mancher ehrgeizige Top-Banker nach der Niederlage um den Chefposten des Schweizer Geschäfts das Weite gesucht – nicht aber Novakovic.

Sie machte bei der UBS Investmentbank und als Firmenkundenleiterin weiter einen hervorragenden Job und lauerte auf ihre Chance, die Anfang 2018 mit dem Mega-Merger im Global Wealth Management kam.

Marktwert steigern

Der Aufstieg in die wichtigste Division der Grossbank öffnete Novakovic weitere Türen nach oben: In der UBS-Konzernleitung stehen Veränderungen an. CEO Ermotti muss die Ersatzbank für seine Nachfolge stärken, von einem Rücktritt Ulrich Körners im Asset Management wird schon länger gemunkelt.

Auch ein Abgang Ermottis wird früher oder später Realität werden. Mit einem nachhaltigen Erfolg im Deutschland-Geschäft, einem der wichtigsten Märkte der UBS überhaupt, könnte Novakovic ihren Marktwert nochmals steigern.

Kampf um die UHNW-Kunden

Doch dafür muss sie ihre Ellbogen ausfahren. Denn auch mit Josef «Joe» Stadler (Bild unten), als Chef der superreichen Kundschaft (UHNWI) auf der gleichen Managementstufe wie sie, liefert sich Novakovic derzeit ein Scharmützel, wie finews.ch aus der UBS vernimmt.

Josef Stadler

Dieser Konflikt ist der Matrix-Organisation im Global Wealth Management geschuldet und dreht sich darum, wer das Sagen über die UHNWI-Kunden in Novakovics Marktgebieten hat. Den gleichen Konflikt hatte bereits Novakovics Vorgänger Paul Raphael mit Stadler geführt – und ihn verloren, wie finews.ch vergangenes Jahr berichtete.

Damit sie nicht dasselbe Schicksal ereilt, wird Novakovic den Konflikt mit Stadler kaum auf Biegen und Brechen austragen können. Denn der UHNWI-Chef hat die Rückendeckung Ermottis, sie dagegen «nur» diejenige von Blessing. In der dünnen Luft auf den obersten UBS-Etagen muss Novakovic also noch beweien, wie sie ihr Naturell als ehrgeizige Führungsperson unter Kontrolle hält, um alle Optionen offen zu halten.


Mitarbeit: Katharina Bart

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