Im Krisenjahr 2020 hat die UBS-Europabank ihren Gewinn mehr als verdoppelt. Der Schnitt mit der Vergangenheit unter Europa-Chefin Christine Novakovic trägt damit Früchte – und geht mit neuen Ambitionen einher.

«Ich arbeite sehr gerne an herausfordernden Themen, bei denen man Dinge neu überdenken, anders angehen oder sogar restrukturieren muss», erklärte Christine Novakovic unlängst im Gespräch mit finews.ch. Insofern war die Europabank UBS Europe eine Charge nach dem Gusto der Südtirolerin: Als Novakovic 2019 dort das Steuer zusätzlich zu ihrer Rolle als Europachefin der Vermögensverwaltung übernahm, zeigte der Gewinntrend klar nach unten.

2020 über Plan

Doch ein Jahr später erreichte «Christl», wie die Managerin bei der Schweizer Grossbank alle nennen, bereits die Wende. Wie der Geschäftsbericht 2020 der in Frankfurt beheimateten UBS-Europabank zeigt, vermochte diese den Jahresüberschuss von 46,7 Millionen im Vorjahr auf 111,1 Millionen Euro mehr als zu verdoppeln. Der Vorsteuergewinn kam bei 176 Millionen Euro zu liegen, mehr als 38 Prozent über 2019.

Das Private Banking in den elf europäischen Ländereinheiten steuerte zum gesamten Vorsteuergewinn mit 99 Millionen Euro den grössten Batzen bei; das Investmentbanking, das vor allem von London und Frankfurt aus arbeitet, lieferte 86 Millionen Euro ab und blieb damit unter den Erwartungen; mehr als das Zweieinhalbfache des anvisierten Vorsteuergewinns erzielte hingegen das Fondsgeschäft mit rund 50 Millionen Euro.

Das insgesamt verwaltete Vermögen stieg um 5,1 Milliarden auf 149,5 Milliarden Euro, was laut dem Bericht am oberen Rand des Zielbands liegt.

Holländer als Überflieger

Die Europabank kann also für 2020, noch dazu inmitten einer Pandemie, zurecht von einem «sehr guten Jahr» reden.

Zu den weiteren Lichtblicken des letzten Jahres zählt, dass die UBS in ihrem wichtigsten europäischen Markt, Deutschland, nun auch unter dem Strich sichtbar profitabel ist. Nach jahrzehntelangem ringen um die Schwarze Null verbucht die Jahresrechnung fürs Nachbarland, wo unter Länderchef Tobias Vogel 680 Mitarbeitende aktiv sind, einen Ergebnisbeitrag von 30,6 Millionen Euro.

Von den elf Ländermärkten war der Ergebnisbeitrag nun noch in Grossbritannien, Frankreich, Polen und Spanien negativ (siehe Grafik unten). Das ist ebenfalls eine Verbesserung gegenüber 2019. Den höchsten Beitrag lieferte mit 76,4 Millionen Euro die niederländische Einheit ab.

UBS Europe Tab 500

Verkaufen und zukaufen

Die Einheit UBS Österreich, die letztes Jahr immerhin 6,6 Millionen Euro nach Frankfurt überwies, wird allerdings an die liechtensteinische Fürstenbank LGT verkauft; die Transaktion soll nun im dritten Quartal 2021 abgeschlossen sein. Verkaufsgerüchte rankten sich in den letzten Monaten auch um das Spanien-Geschäft; die UBS schweigt dazu eisern.

Es ist jedoch kein Geheimnis, dass sich die Grossbank in Europa aus für sie unprofitablen Ländermärkten zurückzieht – wobei der Erlös aus Verkäufen wiederum für Akquisitionen in der Region verwendet werden könnte.

Gemäss dem Dreijahresplan von 2021 bis 2023 verfolgt UBS Europe nun das vorrangige Ziel, trotz eines turbulenten Markt- und Wirtschaftsumfelds profitabel zu bleiben. Den Projektionen der Grossbank zufolge wird der Vorsteuergewinn für 2021 rückläufig sein, um dann im Jahr 2022 stark anzusteigen. Die Entwicklung ist erwarteten Einmaleffekten geschuldet, etwa der Brexit-bedingten Schliessung der britischen Niederlassung, die das Ergebnis des Investmentbanking dieses Jahr belasten wird.

2022 im Kerngeschäft durchstarten

Im Kerngeschäft mit der Vermögensverwaltung (Global Wealth Management) wird derweil für 2021 ein Ergebnis leicht unter Vorjahresniveau erwartet. Für 2022 und 2023 prognostiziert die Europabank dann aber eine deutliche Ergebnissteigerung.

Derweil wird sich die UBS in Europa auch in kommenden Jahren mit Altlasten abmühen müssen – weiterhin verfolgen die Grossbank Schadenersatzforderungen aus dem Madoff-Betrugsfall aus der Zeit der Finanzkrise von 2008. Neben den Madoff-Rechtstreitigkeiten ist UBS Europe in mehreren Ländern, in denen die Bank tätig ist, in Zivilprozesse involviert. Dazu wurden Rückstellungen für Rechtsrisiken und Schadenersatz-Ansprüche in Höhe von 38,8 Millionen Euro gebildet.

Strafverfahren in Italien

Hinzu kommen die Verfahren von behördlicher Seite. 2019 hatte die italienische Zentralbank gegen die örtliche Niederlassung der UBS sowie eine italienische Tochterfirma ein Geldwäscherei-Verfahren eröffnet. Das Verfahren wurde im September 2020 mit einer Strafzahlung in Höhe von 1,48 Millionen Euro im Falle der Bank und 30’000 Euro im Falle der Firmentochter abgeschlossen. Im Falle der Niederlassung hat die UBS Berufung eingelegt. In einem weiteren Fallkomplex sind vier einstige und gegenwärtige Bankmitarbeitenden in ein Strafverfahren in Italien verwickelt.

Novakovic, die als Frau fürs Grobe gerufen wurde und die nach eigenen Worten das «Ausfeilen des Geschäftsmodells als intellektuell sehr spannend» empfindet, wird die Arbeit bei der UBS-Europabank so schnell nicht ausgehen.

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