In den nächsten drei Jahren will mehr als die Hälfte der vermögenden Schweizer ihrer Bank den Rücken kehren, besagt eine neue Studie. Neo-Banken und Fintechs sind überraschenderweise nicht die grossen Profiteure des erwarteten Exodus'.

Traditionell gelten Schweizer Bankkunden als relativ treu; dies ist einer der Gründe, weshalb Neo-Banken und Fintechs hierzulande nicht im gleichen Tempo Boden gutmachen wie im nahen Ausland. Nun müssen sich allerdings auch hiesige Institute auf einen Exodus der Gutbetuchten gefasst machen, wie eine Studie des Beratungsunternehmens EY zeigt.

Insgesamt planen 51 Prozent der vermögenden Schweizer Kunden einen Wechsel in den kommenden drei Jahren, schreiben die Autoren der Studie, Urs Palmieri und Bruno Patusi. Wie auch finews.ch schon berichtete, ist der häufigste Grund für einen Wechsel ein Erbe, welches die Vermögenssituation entscheidend verändern kann.

Schweizer Exodus

Den Schweizer Banken, die lokale Kunden betreuen, steht dabei im Vergleich zur ausländischen Konkurrenz ein wahrer Sturm bevor. Während andernorts der Anteil Kunden, die sich eine neue Bank suchen, stabil bleiben sollte, nimmt dieser hierzulande deutlich zu (siehe Grafik).

Wer Wechselt 500

Immerhin kann sich die Branche aber damit trösten, dass die Schweizer auch in Finanzfragen über ein ausgeprägtes Markenbewusstsein verfügen.

«Kunden in der Schweiz legen bei der Wahl eines Anbieters mehr Wert auf den Brand und die Kreditwürdigkeit sowie auf den Leistungsausweis in der Vermögensverwaltung», heisst es in der Medienmitteilung zur Studie. «Zudem schätzen 51 Prozent der Schweizer Kunden die globale Reichweite und Angebotsvielfalt, die ihnen ein Vermögensverwalter bieten kann.»

Boom bei den Unabhängigen

Bei den Profiteuren des grossen Exodus schwingen dementsprechend nicht Neo-Banken wie N26 obenauf, sondern die unabhängigen Vermögensverwalter, gefolgt von den Grossbanken. Damit prophezeit die EY-Studie den wiederholt totgesagten Unabhängigen einen veritablen Boom.

Wohin die Kunden gehen 500

Doch auf den Lorbeeren ausruhen dürfen sich diese Profiteure nicht. Wie die Experten des Beratungsunternehmens ebenfalls eruierten, verstehen die viele Schweizer Kunden nicht, wie sich ihre Verwaltungsgebühren zusammensetzen.

Zwei Drittel der vermögenden Kunden sind unzufrieden mit den Gebühren und empfindet diese als «unfair». Falls die Vermögensverwalter es nicht schaffen, sich besser zu erklären, könnten die vielen potenziellen Neukunden schon bald wieder weg sein.

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