Punkto Digitalisierung befinde sich der Schweizer Finanzplatz irgendwo im Mittelfeld, konstatiert Ivo Furrer, Verwaltungsrat von Julius Bär und Präsident von Digital Switzerland, im Interview mit finews.tv. Es gebe keinen Anlass für Pessimismus.

Ivo Furrer ist sozusagen der oberste Digitalisierer der Schweiz und somit auch des Finanzplatzes. Denn der 62-Jährige ist Präsident des Vereins Digital Switzerland, mit dem die Mitglieder und Stakeholder das Ziel verfolgen, die Schweiz als führenden digitalen Hub zu positionieren.

Furrer, der 2017 als CEO von Swiss Life Schweiz zurückgetreten ist, sitzt seither im Verwaltungsrat der Privatbank Julius Bär und ist somit gleich doppelt ein Digitalisierungsakteur.

Hausaufgaben gemacht

Im Interview mit finews.tv nimmt Furrer denn auch die Rolle des kompetenten Botschafters ein, der punkto Digitalisierung «bemerkenswerte Erfolge in der Schweizer Finanzindustrie» feststellt. «Ich sehe, dass Banken und Versicherer ihre Hausaufgaben machen.»

So seien digitale Anwendungen im Advisory-Bereich, wie sie Julius Bär erfolgreich einsetze, bei vielen Banken und auch Versicherungen bereits erprobter Standard. «Physische Beratung von digitalen Hilfsmitteln unterstützt ist die Zukunft», so Furrer. In diesen Bereichen seien bereits enorme Investitionen getätigt worden.

«Da kommt noch viel auf die Banken zu»

Eine grosse Herausforderung für Banken wie Versicherungen seien aber ihre veralteten IT-Systeme – in der Branche vielfach Legacy genannt. Es gelte insbesondere die oftmals bereits digitalisierten Front-Ende-Bereiche, also die Kundenansprache, mit den Verarbeitungssystemen im Hintergrund effizient zu verknüpfen. «Da kommt noch viel auf die Banken zu», ist sich Furrer sicher. Er hatte mit Swiss Life Schweiz eines der ersten grossen Schweizer Finanzunternehmen in die Cloud gebracht.

Als Bank-Verwaltungsrat beobachte natürlich auch er die neuen Challenger-Banken wie Neon, Revolut oder N26, welche ihre Systeme vollständig auf die Kundenansprache und Vermittlung von Dienstleistungen ausgerichtet haben.

Dass sie eine Gefahr für Schweizer Retailbanken darstellten, «würde ich aber anders formulieren», so Furrer. Etablierte Schweizer Banken hätten den Vorteil einer bereits bestehenden Kundschaft und die Finanzkraft, in die neuen Funktionalitäten zu investieren, beispielsweise durch den Kauf von oder Kooperationen mit Startups. «Ernst nehmen muss man diese neue Konkurrenz demnach schon», so Furrer.

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