Die in Genf gegründete Bank Syz will ihren Standort in Zürich signifikant ausbauen. Der Aufbruch ist gewissermassen auch eine Rückbesinnung auf die Wurzeln einer urzürcherischen Familie.

Als der Zürcher Eric Syz (Bild unten) 1996 die gleichnamige Bank gründete, war er seiner Zeit weit voraus. Denn im Gegensatz zu den meisten Schweizer Finanzinstituten setzte er damals nicht auf die schwindenden Vorteile des Bankgeheimnisses – zwecks Steuerhinterziehung –, sondern auf Anlagekompetenz. Er wollte seiner Klientel einen Mehrwert in Form höherer Renditen auf ihr anvertrautes Kapital bieten. 

Der baldige Erfolg gab ihm Recht. Innert weniger Jahre avancierte die Bank Syz zu einer wichtigen Grösse auf dem Schweizer Finanzplatz. Und selbst der faktische Niedergang des Bankgeheimnisses bereitete dem Institut keine nennenswerte Nachteile.

Eric Syz 512

In den vergangenen Jahren begann der heute 62-jährige Syz seine Nachfolge zu regeln, was sich dann Anfang 2019 konkretisierte, wie auch finews.ch berichtete. Er übertrug die operative Leitung an Yvan Gaillard, während er zum CEO der Holding avancierte. 

Nachfolgeregelung eingeleitet

Zur Gruppe gehören seither drei Bereiche: Neben der Bank sind es Syz Asset Management, das institutionelle Kunden bedient, sowie Syz Capital, ein 2018 gegründetes Unternehmen, das im Private-Equity-Bereich tätig ist. Damit hat Eric Syz definitiv die Nachfolgeregelung eingeleitet. Denn zum einen übernahm der jüngere Sohn von Eric Syz, der 34-jährige Nicolas Syz (Bild unten), die Verantwortung der Private-Banking-Division, während zum andern der 37-jährige Sohn Marc Syz die Firma Syz Capital leitet.

Nicolas Syz 512

Marc Syz ist durch und durch Kosmopolit. Er kam in New York zur Welt, wo sein Vater damals arbeitete, wuchs in Genf auf, wo er eine internationale Schule besuchte und machte seine ersten beruflichen Gehversuche in London. Zu Hause sprach man Deutsch – Syz ist ein Urzürcher Familiengeschlecht und geht auf die traditionsreiche Textilindustriellen-Familie Syz-Abegg zurück.

Meritokratische Prinzipien

Dass Marc Syz dereinst ins elterliche Unternehmen einsteigen würde, war nie geplant gewesen. «Mein Vater hat keinen Druck ausgeübt, weder auf mich noch auf meinen Bruder», erinnert sich Marc Syz im Gespräch mit finews.ch. Dennoch war er, übrigens genauso wie sein Bruder, sehr früh schon von der Finanzwelt fasziniert, zumal das Thema zu Hause oft im Mittelpunkt stand.

Was es heisst, im Unternehmen zu arbeiten, das der Vater gegründet hat, konnte Marc Syz selber beobachten, als er im Sold der Genfer Union Bancaire Privée (UBP) stand, die der legendäre Genfer Bankier Edgar de Picciotto gegründet hatte und heute von dessen Sohn Guy de Picciotto als CEO geleitet wird. «Es mag wie ein Klischee klingen, aber durch meine Enge Zusammenarbeit mit der Familie Picciotto und insbesondere mit Edgar de Picciotto, konnte ich hautnah erleben, wie zentral eine gute Corporate Governance ist. Ich hatte dadurch die Chance, viel von ihm zu lernen», sagt Syz. Zudem sollten in einem Familienunternehmen meritokratische Prinzipien gelten, so Syz weiter.

Sieben Jahre in Asien

Nach seiner Zeit bei der UBP in Genf wechselte Syz zunächst zu einer Beteiligungsgesellschaft namens ACE & Company, die zusammen mit der Bank Syz in Private Equity investierte, also in nichtkotierte Unternehmen. Vor dem Hintergrund, dass es dabei oftmals um Engagements in Asien ging, reiste Marc Syz immer häufiger nach Hongkong, wo er sich schliesslich mit seiner Frau niederliess – aus einem Jahr wurden sieben, bis er 2018 mit Frau und inzwischen zwei kleinen Kindern in die Schweiz, genauer gesagt nach Zürich, zurückkehrte.

Syz Capital ist keine Abteilung der Bank, sondern ein eigenständiges Unternehmen, das die Familie Syz gegründet hat und bei dem sie eine kontrollierende Mehrheit hält. Mitbeteiligt sind auch einige Kadermitarbeiter, weitere sollen folgen, wie Marc Syz erklärt. Aktuell beschäftigt das Unternehmen elf Personen, fast hälftig in Zürich und Genf sowie eine Person in Singapur, wo Syz Capital unlängst die Mehrheit an dem familiengeführten Schiffsausrüster Sinwa übernahm. Weitere Investitionen sind in der Pipeline, etwa im Logistik-Bereich sowie im Geschäft mit Tantiemen. Ein weiterer Fokus liegt auf Beteiligungen an Konferenz- und Kongress-Veranstaltern, wie Marc Syz erklärt.

Disruptiver Charakter

Das Engagement dokumentiert gut, was Syz Capital unter der Ägide von Marc Syz vor hat. Im Fokus stehen Beteiligungen an nicht-kotierten Unternehmen und Institutionen – im Jargon Private Markets. Das können einerseits Akquisitionen sein wie jüngst diejenige in Singapur, oder aber Beteiligungsnahmen über Fonds oder Mandate, so Marc Syz. «Private Markets haben einen disruptiven Charakter in der Investmentwelt», sagt er.

Im Vordergrund der Firmenstrategie stehen vor allem drei Kompetenzen: erstens das Know-how und die eigene Erfahrung als Familienunternehmen zu nutzen, um entsprechende Engagements zu tätigen, zweitens die vorhandene Expertise aus Europa und Asien der potenziellen Klientel zugänglich zu machen, und drittens, Investments in Privatmarkt-Anlagen auch Kunden mit geringen Mitteln – ab 100'000 Franken – zu ermöglichen. Seit dem Start von Syz Capital im April 2018 hat das Unternehmen insgesamt bereits 200 Millionen Franken alloziert oder investiert. Wichtig dabei, wie Marc Syz im Gespräch betont: «Die Familie beteiligt sich selber auch an allen Investments.»

Ausbau in Zürich

Die meiste Zeit verbringt Marc Syz mittlerweile nicht etwa am Hauptsitz der Familienbank in Genf, sondern in der Stadt Zürich, in deren Nähe er auch wohnt. In der Limmatstadt als Basis seiner Geschäftstätigkeit sieht er auch das grösste Potenzial. «Zürich ist heute das wichtigste Finanzzentrum der Schweiz», sagt er, «wir wollen den Standort Zürich als Gruppe am meisten ausbauen.»

Diese Absicht ist gewissermassen auch eine Rückbesinnung. Denn Marc Syz' Urururgrossvater hatte die einstige SKA und heutige Credit Suisse (CS) bei ihrer Gründung mitfinanziert ­ und war dann über 30 Jahre lang ihr Präsident gewesen. Marc Syz verkörpert allerdings einen neuen Typus von Swiss Banker: kosmopolitisch, transparent in seinen geschäftlichen Aktivitäten, nahbar, visionär und innovativ genug, um den Kunden interessante Anlagelösungen in einer sich epochal wandelnden Welt anzubieten. Dass der frühere Skeleton-Fahrer heute stattdessen Yoga betreibt, passt ebenso zum Paradigmenwechsel, der sich derzeit in der Schweizer Finanzbranche vollzieht.

 

 

 

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