Für Branchenexperten ist die digitale Öffnung des Bankensektors eine Voraussetzung für die Zukunft. Bankkunden sehen das etwas anders, wie eine neue Studie zum Bezahlverhalten zeigt.

Unter Bankenberatern und Innovationsexperten ist die Meinung klar: Open Banking, also die Öffnung von Kundenschnittstellen für Fintechs, ist die Zukunft im Banking. Allerdings machen die Propheten die Rechnung noch vielfach, ohne die Haltung des Bankkunden zu berücksichtigen.

Während beispielsweise mobiles Bezahlen, sei es via Smartphone oder Karte, als weit verbreitetes Kundenverhalten gilt, ist die Realität eine ganz andere, wie die jüngste «European Payments»-Studie von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, zeigt.

8 Prozent: Viel oder wenig?

Noch immer verwenden demnach 60 Prozent der Schweizer am liebsten Bargeld zum Bezahlen; in Europa sind es 47 Prozent. Und es sind erst 8 Prozent, welche das Smartphone bevorzugen, um Zahlungen abzuwickeln.

Nun sind das Zahlen, welche für die weitere Entwicklung zum Open Banking nicht allzu vielversprechend scheinen. Zumal laut PwC aktuell nur 29 Prozent der Schweizer bereit sind, ihre Daten mit Banken oder Drittanbietern zu teilen.

2018 waren es 1,2 Prozent

Auf der anderen Seite zeigt die Erhebung auch, dass die Schweizer sehr schnell im Adaptieren sind: Vor gut einem Jahr hatte eine Umfrage des Vergleichsportals Comparis ergeben, dass nur 1,2 Prozent der Schweiz mit dem Smartphone bezahlen.

Wenn es heute bereits 8 Prozent sind, die das Smartphone sogar bevorzugen, spricht dies für eine sehr rasche Verbreitung neuer Bezahl-Gewohnheiten in der Schweiz – bei allen Vorbehalten gegenüber den jeweiligen Umfragemethoden.

Weit verbreitete Skepsis gegenüber Datenschutz

Auch die Feststellung, dass über 60 Prozent der Schweizer noch keinerlei Interesse an der Nutzung des Smartphones als Zahlungmittel zeigen, ist keine Katastrophe – in Deutschland und in Österreich ist das Desinteresse weit höher.

Tatsächlich scheint die Skepsis gegenüber ausreichendem Datenschutz der Hauptgrund für die Zurückhaltung zu sein. 60 Prozent der Befragten möchten nämlich niemandem Zugang zu persönlichen Informationen gewährleisten. Andererseits: Ein Viertel vertraut den Banken so weit, dass sie einem Datenaustausch zustimmen würden.

Für die Experten kein Problem

Interessant ist dabei die Diskrepanz zu den Experteneinschätzungen: Demnach gehen diese davon aus, dass 86 Prozent der Bankkunden kein Problem mit dem Datenaustausch mit Drittanbietern hätten.

Auch beim Vertrauen in die Internetgiganten ist der Optimismus der Industrieexperten überschäumend: 57 Prozent von ihnen glauben daran, dass Verbraucher ihre Daten mit Anbietern wie Google, Amazon, Facebook oder Apple teilen würden – während tatsächlich nur 5 Prozent der Befragten dazu bereit wären.

Um die Vertrauensbildung zu beschleunigen hat PwC ein Heilmittel: Die Finanzinstitute müssten ein tragfähiges Modell für Open Banking entwickeln. So würden in Europa mehr als 15 verschiedene nationale Systeme für Überweisungen, Zahlungen per Lastschrift und Karten sowie Instant Payments existieren. Eine vereinheitlichte Zahlungslandschaft ohne parallel existierende Infrastrukturen würde den Banken zudem deutliche Kosteneinsparungen ermöglichen, so PwC.

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