Die Öffnung von Bankplattformen für Drittanbieter hat in der Schweiz gemäss Umfragen zwar eine grosse Zukunft. Doch die Banken geben sich zugeknöpft, wenn sie ihre Daten mit Dritten teilen müssten.

Open Banking steht seit rund vier Jahren auf der Agenda des Schweizer Finanzsektors. Unmittelbarer Auslöser war die EU-Verordnung PSD2, die seit 2018 für alle Mitgliedsstaaten gilt. Anders als die EU verfolgt der Schweizer Finanzplatz bisher einen marktorientierten Ansatz bei «hürdenlosen» Bankgeschäften. Doch wie gut funktioniert dieses freie Spiel der Marktkräfte in Verbindung mit der typischen schweizerischen Selbstregulierung?

Aufschlussreich ist hierzu eine Umfrage von Open Banking Projekt, bei der mehr als 170 Personen aus verschiedenen Branchen befragt wurden. Demnach sind rund 60 Prozent der Befragten zuversichtlich, dass Open Banking in den nächsten fünf bis sechs Jahren Teil der alltäglichen Prozesse sein wird - vom Konsum über Gesundheit und Mobilität bis hin zu Wohnen und Unterhaltung. Gar 89 Prozent der Befragten gaben an, dass die gemeinsame Nutzung von Daten eine grosse oder sehr grosse Auswirkung auf den Zahlungsverkehr haben wird.

Gut gehütete Kundendaten

In der Bankbranche erwarten die Umfrageteilnehmer, dass ein derart erweitertes Dienstleistungsangebot die Kundenzufriedenheit erhöht. Allerdings zeigt sich der Bankensektor gegenüber anderen Branchen vorsichtiger und verfolgt mehrheitlich eine Strategie der selektiven und chancenorientierten Öffnung. Nur sechs Prozent der Banken verstehen sich als «First Mover» und sind uneingeschränkt bereit, ihre Kundendaten an Dritte weiterzugeben.

Open Banking schafft eine vereinfachte und effiziente Zusammenarbeit zwischen Banken und Drittanbietern durch offene und standardisierte Schnittstellen (APIs). Im Zentrum steht dabei der Endkunde, der selbständig über den Umgang mit seinen Bankdaten entscheiden kann. Open Banking ermöglicht im Idealfall nicht nur die Weiterentwicklung des eigenen Geschäftsmodells, sondern fördert auch branchenübergreifende Innovationen in digitalen Ökosystemen.

Konsens wichtiger als Vorschriften

Die Befragten nannten die API-Standardisierung für die Schweiz als kritischen Erfolgsfaktor, der eine effiziente Umsetzung, Investitionsschutz sowie die Skalierbarkeit von Open-Banking-Anwendungsfällen gewährleisten würde. Immerhin kann der Schweizer Finanzplatz hierzu einen Erfolg vorweisen, hat doch die Schweizer Börsenbetreiberin SIX nach Anlaufschwierigkeiten mit dem Dienst bLink einen Verbindungs-Hub zwischen Banken und Drittanbietern geschaffen. Dennoch sollten sich die politischen Entscheidungsträger auch daran orientieren, wie andere Länder diesen Bereich regulieren, ist ein weiterer Befund der Umfrage.

Die Ergebnisse der Umfrage decken sich mit den Resultaten einer von Mastercard durchgeführte Studie aus dem Jahr 2021, wonach Open Banking nicht mehr als verzichtbarer Luxus, sondern als unumgänglich für die Finanzinstitute angesehen wurde.

Psychologische Widerstände

Fast die Hälfte der damals befragten Schweizer Konsumenten war demnach bereit, die Hauptbank zu wechseln oder eine neue Bankbeziehung einzugehen, um von mindestens einer Open-Banking-fähigen Dienstleistung zu profitieren.

Auch auf Anbieterseite werden die Fliehkräfte gegenüber den traditionellen Banken grösser. Gerade die grossen Tech-Firmen bewegen sich viel schneller als die etablierte Finanzbranche, weshalb die Sorge wächst, von Drittanbietern abgehängt zu werden.

Hinzu kommen tieferliegende Widerstände in der Bankbranche selber, wie etwadie Sorge, wegen der technologischen Umwälzungen den Job zu verlieren. Diese mentale Blockade aufzubrechen, braucht Fingerspitzengefühl und einen langen Atem.

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