Bisher waren die Funktionen der Bezahl-App Twint auf deren Schweizer Heimmarkt beschränkt. Um das zu ändern, hat sich das Unternehmen mit der ausländischen Konkurrenz zusammengetan. 

Während mobile Zahlungslösungen wie Apple Pay die Welt erobern, musste sich die Bezahl-App Twint der Schweizer Banken bisher auf ihren Heimmarkt beschränken. Ähnlich ging es anderen nationalen Anbietern mit ähnlichem Geschäftsmodell, sei es in der Mobile-Payment-Wüste Deutschland oder in Schweden, wo man Bargeld bereits für altmodisch hält. 

Dieser Problematik wollen sich die Betreiber von Bezahl-Apps aus sieben europäischen Ländern nun annehmen. Zu diesem Zweck haben sie die European Mobile Payment Systems Association (EMPSA) gegründet, wie finews.ch erfahren hat. 

International kompatibel

Im Verbund wollen sich die Unternehmen, welche mit mehr als 350 Banken verknüpft sind, gegenüber der internationalen Konkurrenz robuster aufstellen. Das Ziel: Mittelfristig sollen alle teilnehmenden Apps miteinander kompatibel sein, sodass die Nutzer auch auf Reisen oder bei Überweisungen ins Ausland nicht auf Alternativen zurückgreifen müssen werden. 

In der Vereinigung sind neben Twint auch Bancontact Payconiq aus Belgien, die deutsch-österreichische Bluecode, Mobilepay mit Aktivitäten in Dänemark und Finnland, SIBS / MB Way aus Portugal, die schwedische Swish und die norwegische VIPPS engagiert. Die Schweizer schwingen allerdings zumindest geografisch das Zepter: Der Sitz der EMPSA ist in Zürich, ihr Präsident ist Twint-Verwaltungsratspräsident Søren Mose (Bild unten).

soren mose verwaltungsratspräsident twint

Politischer Druck

Die prominente Vertretung der Schweiz ist insofern überraschend, als dass die Vereinigung offenbar auch ein Resultat von Druck auf die Anbieter vonseiten der Europäischen Kommission ist. Den Funktionären ist es ein Dorn im Auge, dass die Zahlungsströme im Binnenmarkt noch nicht ungehindert fliessen. 

Doch Druck kommt nicht nur von der Politik: Während die Nutzung der mobilen Bezahllösungen zwischen den einzelnen Märkten stark schwankt, sind alle darauf angewiesen, ihre Dienstleistungen auszudehnen: Tech-Riesen aus Übersee oder europäische Neo-Banken wie Revolut und N26 könnten ihnen sonst das Wasser abgraben. 

Zeitrahmen unklar

Ein Sprecher für die EMPSA wollte keine Prognose dazu wagen wollte, wann die «mittelfristig» angestrebte Interoperabilität Tatsache werden könnte. Viele der Systeme seien aber ähnlich, hiess es.

Namentlich die Nutzung von QR-Codes ist weit verbreitet. Auf dieser Basis hat denn auch schon im Juni eine Gruppe von sechs europäischen Anbietern eine Zusammenarbeit mit dem weltweit grössten Anbieter einer mobilen Bezahllösung Alipay eine Zusammenarbeit vereinbart, wie der Branchenblog «Pymnts» berichtete. 

Vorbild Schweden

Über den technologischen Aspekt hinaus dürfte für einen Anbieter wie Twint die Zusammenarbeit mit skandinavischen Anbietern wertvoll sein. So nutzen von etwa zehn Millionen Einwohnern in Schweden sieben Millionen Swish, welches von EMPSA-Vizepräsidentin Anna-Lena Wretman geführt wird. Von der entsprechenden Expertise können auch die Schweizer profitieren, deren Marktanteil noch nicht dieses Niveau erreicht hat. 

Hierzulande nutzen 1,7 Millionen Leute das nationale Angebot für etwa vier Millionen Transaktionen pro Monat. Die grösste Konkurrenz der Apps in der Schweiz bleibt allerdings das Bargeld, wie eine Studie der Universität St. Gallen jüngst erneut festgehalten hat. 

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