Die Compliance-Spezialisten der UBS haben einen neuen Kollegen: Oskar. Er ist einer der Roboter, die für den technologischen Wandel der Grossbank stehen. 

«Meine lieben Arbeitskollegen,» so begann die E-Mail eines neuen UBS-Angestellten im Risikobereich an seine Mitarbeiter. «Ich besorge in den verschiedensten Systemen die Dokumente und Informationen welche für einen Kontrollentscheid notwendig sind. Wie eine Küchenhilfe in der Küche lege ich alles parat damit der Koch (also bei uns zum Beispiel die Hub-Experten) effizient und effektiv arbeiten können.»

An dieser Mail wäre eigentlich nichts Besonderes – allerdings wurde sie von einem Roboter namens Oskar (Bild unten) verfasst, der sich damit an 180 Schweizer Risikoexperten wandte, die von Barbara Koch-Lehmann geführt werden. «Er» ist das Resultat eines nach der sogenannten Agile-Methode durchgeführten Projekts bei der Grossbank, welche damit die eigenen Prozesse verändern und im Idealfall automatisieren will.

Oscar UBS 500

In der Finanzbranche werden immer mehr Prozesse automatisiert, gerade Aufgaben, die repetitiv und undankbar sind. J.P. Morgan setzt zum Beispiel auf maschinelles Lernen, um die Spesenabrechnungen der Banker zu kontrollieren. Bei der Credit Suisse führte die damalige Compliance-Chefin Lara Warner schon vor mehr als zwei Jahren Roboter ein und sparte damit viel Geld

Bei der UBS entstehen derweil in der «Digital Factory» in Zürich neue Apps, Roboter und andere digitale Lösungen, wie finews.ch bereits im Frühling berichtete. Bisher stehen dort 600 Arbeitsplätze für agiles Arbeiten zur Verfügung. Dereinst sollen bis zu 1'000 Angestellte in der Schweiz nach dieser Methode arbeiten. 

Keine Befehle von Oben

Vom traditionellen Banking um den Paradeplatz ist man dabei weit weg. Kundenbedürfnisse sollen schnell und effizient befriedigt werden. Dabei organisieren sich die Angestellten untereinander, statt auf Befehle von Oben zu warten. In täglichen «Huddles» stecken sie die Köpfe zusammen und sind dabei «brutal» ehrlich; zwei Mal im Monat kommt es zum Sprint und Post-its sind eindeutig die Schreibunterlage der Wahl.

«Wir versuchen das nicht nur in der IT anzuwenden, sondern auch ins Tagesgeschäft einzubetten, da wir täglich in funktionsübergreifenden Teams aus allen Bereichen arbeiten», sagte Kaja Bertoli (Bild unten), welche unter der Operativchefin der UBS Schweiz, Karin Oertli, als Head of Business Management arbeitet. Bei Bertoli laufen etwa 15 «agile» Projekte zusammen.

Kaja Bertoli 500

Unter den Resultaten ist Atrium, eine Schweizer Hypotheken-Plattform, ebenso wie die Digitalisierung der internen Post, welche derzeit eingeführt wird. Oskar wurde von Experten für Risiko, Robotik und IT zusammen mit einem Coach für die agile Arbeitsweise gebaut, die von Koch-Lehmann den Auftrag hatten, den Schweizer Risikobereich zu automatisieren. 

Sinnvoll und interessant

«Oskar spart meinem Team viel Zeit, die wir bisher mit dem Öffnen und Lesen von Dokumenten oder dem Überprüfen von Daten verschwendet haben», sagte Koch-Lehmann im Gespräch mit finews.ch. Damit spart die UBS neben Zeit auch Geld – wobei Bertoli und Koch-Lehmann sagen, das sei nicht der entscheidende Punkt.

«Das war keine Personalabbau-Massnahme – es geht darum, mehr Zeit für anspruchsvollere, interessantere Arbeit zu haben», sagte Koch-Lehmann. So überprüft Oskar zum Beispiel relativ alltägliche Dokumente oder stellt sicher, dass Fristen eingehalten wurden. 

Weniger Arbeit

Seit Juli hat er seinem Team viel Arbeit abgenommen indem er mehr als 35'000 Dokumente geöffnet und etwa 2'000 verschiedene Kontrollen vorgenommen oder Szenarien überprüft hat. «Was Oskar nicht kann, ist Dinge kombinieren oder ausschliessen», sagte Koch-Lehmann. «Um diesen Mehrwert zu generieren brauchen wir immer noch Menschen.»

Die frühere Beraterin Bertoli und die Compliance-Veteranin Koch-Lehmann wollen beide mehr Projekte mit agilen Methoden angehen. «In meinem Bereich haben diese Projekte zu brutaler Transparenz geführt. Spezialisten sind vermehrt zu Generalisten geworden, wir sind weniger von einzelnen Mitarbeitern abhängig und dafür effizienter und effektiver», so Koch-Lehmann.

Agiles Arbeiten für alle

Um die grosse Nachfrage zu befriedigen, will die UBS nächstes Jahr mehr entsprechende Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Die Bank hat zudem eine sogenannte Agile-Academy lanciert, um den Angestellten die entsprechenden Methoden näherzubringen. 

«Das ist wie Skifahren ohne Schnee: Schwer zu erklären, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Aber es wird greifbarer, wenn Kollegen mit eingebunden werden, die selbst nicht in einem agilen Umfeld arbeiten» sagte Bertoli.

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