In der Schweiz spenden Grossbank-Manager Millionen, bei der Deutschen Bank verzichtet wohl bald das ganze Kader auf einen Monatslohn. Damit geht die Debatte um die Banker-Boni in eine neue Runde.

Der slowenische Rockstar-Philosoph Slavoj Žižek hat vergangenen Februar prophezeit: «Das Coronavirus wird uns dazu zwingen, einen Kommunismus zu erfinden, der auf dem Vertrauen in die Menschen und in die Wissenschaft beruht.»

Ganz so drastisch dürfte die Zukunft zumindest im Banking nicht aussehen. Dennoch scheint hier mit der Krise ein Wandel hin zu mehr Solidarität stattgefunden zu haben. Etwa, wenn die Bankenmanager und ihr Umgang mit gesellschaftlicher Verantwortung – und nicht zuletzt ihren Gehältern – betrachtet werden.

So spendete letzten März UBS-CEO Sergio Ermotti 1 Million Franken für Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus im Tessin. Anfang April zog die Geschäftsleitung der Grossbank UBS nicht ganz unerwartet nach mit dem Versprechen, für die nächsten sechs Monate die Hälfte des Fixlohns zu spenden, also rund 4,5 Millionen Franken. 

Ein Monatslohn aus Solidarität

Wenige Wochen später trat der CEO der Credit Suisse, Thomas Gottstein, vor die Medien und verkündete, die Bank werde etwaige Gewinne, die sie aus den Notkrediten erhält, die sie nun im Auftrag und mit der Bürgschaft des Bundes vergeben darf, ebenfalls spenden.

Und nun ist von der Deutschen Bank zu hören, dass das oberste Management auf einen Monatslohn verzichten will. Bereits anlässlich der Generalversammlung von letzter Woche hatte CEO Christian Sewing folgendermassen erklärt, warum Konzernleitung und Verwaltungsrat sich zu diesem Schritt entschlossen haben: «Wir handeln so, weil wir uns in der Führung der Deutschen Bank als Unternehmer verstehen.»

«Freiwillige Massnahme im Sinne des Unternehmergeistes»

Die Initiative soll nun laut der britischen «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) sogar ausgeweitet werden: «Im Zuge des Fortschritts unserer Umstrukturierungspläne haben die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat beschlossen, mit gutem Beispiel voranzugehen und einer breiteren Gruppe von Führungskräften die Möglichkeit zu geben, Teil dieser Initiative zu sein. Dies ist eine freiwillige Massnahme im Sinne des Unternehmergeistes und der Disziplin, mit der wir unser Geschäft führen», wird Sewing zitiert.

Der Hintergrund: Die Grossbank wird in der nächsten Umstrukturierung um die 18'000 Stellen abbauen. Dafür erhält normalerweise mindestens ein Manager an der Spitze der Bank einen höheren Bonus und viel Lob, weil er ja Kosten streicht, die Firma umstrukturiert, sozusagen den Turnaround durchführt. Und bei der Deutschen Bank will man nun gemeinsam und einigermassen freiwillig – vom Karrieredruck mal abgesehen, der entsteht, wenn CEO Sewing vorangeht – Verantwortung für die Misere übernehmen, die solche Massnahmen überhaupt notwendig gemacht hat.

Wenn, falls, dann, vielleicht

In der Schweiz ist man bis jetzt von solchen expliziten Initiativen noch entfernt, auch wenn die Corona-Spenden eine schöne Geste waren. Doch auch hier wird sich die alte Lohndebatte und die Diskussion über die Verantwortung der Unternehmen neu entflammen.

So hat die UBS zum Beispiel bereits angekündigt, dass falls sie für den zweiten Teil der Dividende, die sie aufgrund der Coronakrise halbiert hat und nun im Herbst auszahlen will, tatsächlich zu wenig Geld haben sollte, werde sich das auch im Lohn der Bank-Spitze bemerkbar machen. Einerseits insofern, als der Lohn nicht in Cash sondern in Aktien ausbezahlt werden soll. Andererseits will sich die Grossbank aber auch Kürzungen vorbehalten.

14 statt 2 Millionen Franken

Für weitere Abwechslung im ganzen Thema könnte dann im Oktober der nächste Chef der UBS sorgen, Ralph Hamers, dann an der Spitze der UBS auf Bankchef Ermotti folgen wird, und der bei seiner bisherigen Bank, der niederländischen ING, – in Anführungs- und Schlusszeichen –  nur 2 Millionen Franken erhalten hat.

Nicht, dass sich Hamers dagegen gewehrt haben dürfte, falls die UBS ihm tatsächlich den Lohn seines Vorgängers – rund sieben mal mehr – angeboten hätte. Aber falls Hamers seinen Job gut macht und die UBS tatsächlich in die digitale Zukunft führt: dann ist die Streitfrage, ob Banken für Führungstalente tatsächlich mehrstellige Millionengehälter bezahlen müssen, oder ob es auch Kandidaten gibt, die dasselbe für mindestens eine Dezimalstelle weniger erreichen, um ein spannendes Kapital länger geworden.

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