Die schweizweit tätige Retailbank organisiert den Vertrieb neu – das soll mehr Kunden anlocken. Dabei steht die Beraterfront bei der Bank Cler schon jetzt unter Druck.

Der Umbau der Bank ist abgeschlossen. Jetzt ist die Kundenfront an der Reihe. So lässt sich eine etwas vage gehaltene Pressemitteilung der Bank Cler vom Dienstag interpretieren: Demnach will die nach einem Eklat im Herbst 2019 eingesetzte Führung unter Chefin Mariateresa Vacalli die Vertriebsorganisation neu ausrichten. Im Fokus stehen dabei «Wachstum, Kundenbedürfnisse und gesamtheitliche Beratung», wie es hiess.

Dazu werden 15 Marktgebiete neu geschaffen; angepasst werden auch die Profile der Banker, um die Kundensegmente Privatkunden, kommerzielle Kunden, Institutionelle und Wohnbaugenossenschaften künftig «ganzheitlich und zielbasiert» zu betreuen. Regionale Private-Banking-Einheiten sollen das Institut zudem stärker als Anlagebank positionieren.

Unter dem Strich läuft das vor allen auf eines heraus: mehr Neukunden zu gewinnen, wie das Institut auf Anfrage von finews.ch bestätigte.

Zu Wachstum verdammt?

Dabei steht die Kundenfront bei Cler jetzt schon unter erheblichem Leistungsdruck, wie Kenner des Instituts berichten. Nach der gänzlichen Übernahme durch das Mutterhaus Basler Kantonalbank (BKB) und Effizienz-Massnahmen im Konzern wurden die Ziele für die Bankberater offenbar massiv heraufgeschraubt. Die Banker arbeiten am Limit, um diese zu erfüllen, so die Quelle. Mit der Neuausrichtung des Vertriebs dürfte die Belastung wohl kaum abnehmen.

Bei Cler heisst es dazu, die Ziele würden gemeinsam mit den Führungsverantwortlichen im Vertrieb definiert. «Wir bitten Sie um Verständnis dafür, dass wir extern zu den Inhalten der Ziele keine Auskunft geben können.»

Hingegen ist naheliegend, dass Cler als Teil des BKB-Konzerns geradezu zum Wachstum verdammt ist. Die Kantonalbank operiert in Basel-Stadt auf einem geographisch extrem begrenzten Heimmarkt. Die Tochter Cler ist das Sprungbrett zum nationalen Geschäft, das diverse andere Staatsbanken inzwischen ebenfalls mehr oder weniger offen in Angriff genommen haben.

Schmelzende Marge kompensieren

Wachstum scheint auch die Antwort auf die Margenerosion im Kerngeschäft zu sein. Letztes Jahr erlitt der Konzern vorab wegen Sondereffekten einen Gewinnrückgang; allerdings war im operativem Geschäft der Ertrag ebenfalls rückläufig. Die Bank Cler lieferte 2019 einen Etrag auf Vorjahresniveau ab. Seither dürfte die Coronakrise das Business kräftig durcheinander gewirbelt haben; am 6. August berichtet die BKB übers abgelaufene Semester.

Und wenn sich das Wachstum nicht einstellt – droht bei Cler eine neuerliche Sparrunde? Im Sommer 2019 hatte BKB-Chef Basil Heeb Effizienz-Massnahmen angekündigt. Die Rede war von 40 Jobs, die bei Cler wegfallen könnten.

Mehr Stellen im Konzern

Wie es bei Cler nun heisst, ist kein Stellenabbau vorgesehen. Auch sei seit der Ankündigung Heebs vom letzten Jahr bei der Bank niemand entlassen worden. «Dadurch, dass wir diverse fachliche Kompetenzcenter im Konzern haben, die Dienstleistungen sowohl für die Bank Cler als auch für die BKB erbringen, muss hier der Stellenplafond des Konzerns betrachtet werden», so die Erklärung dazu. «Dieser hat sich leicht erhöht.»

Ob der fürs Personal erfreuliche Trend gehalten werden kann, muss die Zukunft weisen. Die Dinge bleiben beim BKB-Konzern jedoch im Fluss – vergangenen Juni etwa kam die Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Grossen Rates des Kantons Basel-Stadt zum Schluss, dass die gänzliche Übernahme von Cler rechtlich unsauber war und das Haftungsrisiko für den Kanton erhöht hat. Die Kommission forderte deswegen eine Anpassung des Kantonalbank-Gesetzes, wie finews.ch berichtete.

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