Bei der UBS hat Dirk Klee einst den Robo-Advisor Smart Wealth lanciert. Den gibt es nicht mehr, dafür eine Vermögens-App bei seinem neuen Arbeitgeber Barclays. Alles Zufall? finews.ch hat mit dem Fintech-Banker gesprochen.

Seit Dirk Klee bei der UBS-Fusion zur globalen Vermögensverwaltung aus dem Rennen fiel, ist er nicht untätig geblieben. Der Deutsche, für den die Schweizer Grossbank als operationeller Leiter der Vermögensverwaltung (COO) keine Verwendung mehr hatte, trat im Juli 2018 als neuer Chef des Bereichs Savings, Investments & Wealth Management bei der britischen Grossbank Barclays an. Zwei Jahre später lanciert das Geldhaus nun eine Banking-App, die Klees Handschrift trägt.

Plan & Invest heisst die Applikation, die seit zwei Wochen in den App-Stores erhältlich und in Zusammenarbeit mit dem deutschen Robo-Advisor Scalable Capital entstanden ist. Vorerst nur für britische Kunden zugänglich, koppelt das Angebot eine digitale Vermögensberatung und den Austausch mit Barclays-Beratern. Investoren sind ab einer Summe von 5'000 Pfund oder umgerechnet 5'777 Franken mit dabei.

Den Stecker gezogen

Interessant: Die UBS stellte 2018 den digitalen Vermögensverswalter Smartwealth ein, den die Schweizer ausgerechnet in Grossbritannien getestet hatten. Das Pilotprojekt, mit dem die Grossbank Affluent-Kunden mit kleineren Vermögen ansprechen wollte, befand sich ebenfalls unter den Fittichen von Klee. Setzt dieser nun bei Barclays um, was ihm beim Schweizer Marktführer verwehrt geblieben war?

«Mir erscheint es absolut klar, dass in der hybrid-digitalen Herangehensweise die Zukunft der Vermögensverwaltung liegt», betont Klee im Gespräch mit finews.ch. Die Barclays-App erhalte gute Rückmeldungen von den Nutzern. «Bis jetzt sind wir zufrieden mit dem Angebot», so der Ex-UBS-Banker, der derzeit im Home Office von Zürich aus arbeitet.

Antwort auf die Challenger

Seine Vermögensverwaltungs-App kommt zu einem Zeitpunkt auf den Markt, wo die Bankbranche auf die Erfolge von Neobanken wie Revolut oder N26 im Retailbanking zu reagieren beginnt. Erst letzte Woche lancierte die UBS-Erzrivalin Credit Suisse mit CSX eine Banking-App, die unschwer als Antwort auf die digitalen «Challenger» zu erkennen ist. Die UBS setzt in der Schweiz derweil auf den Ausbau ihres Angebots im Online- und Mobile-Banking.

Hiesige Robo-Advisor wiederum profitieren nach einem schwierigen Jahr 2019 – Barclays-Partnerin Scalable Capital etwa verliess den Schweizer Markt – vom durch die Pandemie ausgelösten Digitalisierungsschub. Klee hält fest, dass er selber nur an Angebote glaube, die auch den Austausch unter Menschen beinhalten würden.

Lieber schnell

Bei Barclays drückt Klee nun aufs Tempo. Exklusiv ist die Zusammenarbeit mit Scalable Capital nicht. «Ich bin lieber schnell und biete die beste Qualität, als mir Sorgen zu machen, dass ein Robo-Advisor die gemeinsame Technologie in einem anderen Markt anwendet.» Sowieso seien die meisten Technologien in dem Bereich den Akteuren frei zugänglich.

Und wie viel von UBS Smartwealth steckt nun in der neuen Barclays-App? Klee findet: «Anstatt zu kopieren, was andere vor uns schon aufgebaut haben, suchen wir lieber nach etablierten Fintech-Anbietern, die schon über Partnerschaften mit Banken verfügen.» Auf diese Weise könne Barclays voll von deren Erfahrung mit digitalen Angeboten profitieren.

«Viel Potenzial im oberen  Segment»

Tatsächlich kommt bei Klees neuester App vieles von aussen. Das Instrument, das abhängig von Risikoappetit und Anlagehorizont einen Vermögensplan für die Nutzer erstellt, bedient sich dazu aus Finanzprodukten von Dritten. Für die Auswahl und die Beurteilung der Pläne sorgen dann aber hauseigene Experten. Das ist eine weitere Mission der Applikation: die Vermögensverwaltungs-Expertise von Barclays einem breiten Publikum zugänglich und bekannt zu machen.

Der dafür verantwortliche Klee ist allerdings überzeugt, dass das Angebot auch bei reichen Kunden ankommt. «Plan & Invest hat viel Potenzial im oberen Segment», sagt er. Also genau bei der Klientel, auf den es seine frühere Arbeitgeberin UBS als weltgrösste Privatbank auch abgesehen hat.

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