Im Swiss Private Banking ist zwar Nachhaltigkeit das Thema der Stunde. Doch jenseits des Hochglanz-Broschüren mangelt es am Willen ganz oben, wie eine neue Studie zeigt.

Inzwischen haben Banker erkannt, dass es zum guten Ton gehört, wenn drei spezifische Buchstaben möglichst weit vorne in der Kundenpräsentation oder gar schon auf der Homepage zu finden sind: Es sind dies E, S, und G, als englische Abkürzung stehen sie für Umwelt, Soziales und gute Geschäftsführung.

Doch bei der Umsetzung von Nachhaltigkeits-Kriterien hapert es bei vielen Schweizer Privatbanken noch sehr, wie eine neue Studie des international tätigen Beratungsunternehmens Roland Berger aufzeigt. Befragt wurden dafür über 60 Schweizer Privatbanken jeglicher Art, von ganz kleinen wie Bergos Berenberg über kleine wie Dreyfus Banquiers, mittlere wie Mirabaud und grosse wie Julius Bär, dazu die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse. Insgesamt kamen Vermögen von über 6'000 Milliarden Franken zusammen.

Mehr Gerede als Impact

Die Autoren gehen davon aus, dass sich das Thema Nachhaltigkeit in absehbarer Zeit nicht mehr aus der Finanzwelt wegdenken lässt. Gerade darum sei es wichtig, dass sich die Banken auch ernsthaft damit auseinandersetzen, was derzeit noch zu wünschen übrig lässt. So lautet das Fazit der Studie denn auch: «Mehr Gerede als Kundenengagement und Impact.»

Das zeigt sich unter anderem daran, dass 80 Prozent der befragten Banken zwar einerseits Kunden als wichtigsten Treiber ihrer Nachhaltigkeits-Bemühungen nennen, das Engagement mit Kunden aber denkbar gering ausfällt. So geben nur 7 Prozent der Befragten an, dass sie gezielt Kundengruppen ansprichen, die potenziell an Nachhaltigkeit interessiert sein könnten.

Durch diesen oftmals mangelhaften Dialog haben Privatbanken häufig nur ein Grundverständnis für die individuellen Bedürfnisse ihrer Kunden und reagieren reaktiv mit einfachen und standardisierten Anlageprodukten auf die Nachfrage. Laut Roland Berger haber abber immerhin schon 90 Prozent der Schweizer Banken an die 30 Prozent ihrer Vermögen nach ESG-Kriterien angelegt.

Kundenberater überfordert

Das noch ausbaufähige Kundenengagement zusammen mit der Tatsache, dass internes Knowhow vorhanden wäre, lässt darauf schliessen, dass die Thematik oftmals beim Kundenberater scheitert.

Das passt auch zum Bild, das Falko Paetzold letzthin im Gespräch mit finews.ch gezeichnet hat. Paetzold ist Gründer und Managing Director des Center for Sustainable Finance and Private Wealth der Universität Zürich und kam damals zum Schluss, dass viele Kundenberater von der Nachhaltigkeitsdebatte schlichtweg überfordert sind.

Nicht Bonus-relevant

Laut Roland Berger beginnt das Problem aber bereits an der Spitze der jeweiligen Bank. So habe sich das Management oftmals noch nicht der Vorreiterrolle bei der Umsetzung des Nachhaltigkeitsprozesses verschrieben – unterschiedliche Prioritäten und mangelnder Druck zu grundlegende Veränderungen seien die Ursachen, so die Studie.

So stellen sich zwar 53 Prozent der Befragten hinter die Aussage, Nachhaltigkeit sei ein zentraler Bestandteil der Prioritäten des Top-Managements. ESG-Ziele verfolgen dann aber nur noch 20 Prozent der Umfrageteilnehmer, 73 Prozent gehen gewissen Instvement-Ziele nach, und 7 Prozent tun gar nichts davon. Lohn- oder bonusrelevante ESG-Zielen in den Verträgen des Top-Managements haben satte 29 Prozent gar nicht und die restlichen 71 Prozent nur ansatzweise.

Nachhaltigkeit lohnt sich

Dabei würde es sich für die Banken durchaus lohnen, ein wenig mehr Effort in Sachen Nachhaltigkeit zu betreiben, nicht nur auf Hochglanz-Broschüren. So kommen die Autoren von Roland Berger zum Schluss, dass erstens ein Angebot, das den Präferenzen der Kundschaft entspricht, auch deren Loyalität und Zahlungsbereitschaft erhöht.

Weiter habe eine nachhaltige Bank einen grossen Vorteil bei der Anwerbung und Bindung von Talenten – insbesondere Frauen und Millennials – und damit einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Daneben stehen logische Vorteile wie die Vermeidung der steigenden Kosten nicht-nachhaltiger Aktivitäten bei gleichzeitiger Minimierung von Reputations- und Betriebsrisiken.

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