Falko Paetzold flüchtete als Kind im Kofferraum eines Mercedes aus der DDR und bringt nun an der Universität Zürich Superreichen bei, wie man nachhaltig investiert. Im Gespräch mit finews.ch erklärt er, was ihn antreibt.


Herr Paetzold, Sie bringen hier vermögenden Privatinvestoren bei, wie man nachhaltig investiert. Wie kam es eigentlich dazu?

Der Ursprung beginnt in Berlin: Ich bin selber in der DDR geboren und dann als Kind in einem Kofferraum über Ungarn und Österreich nach West-Berlin geflüchtet. Aufgrund der Unterschiede zwischen Ost- und West-Berlin war es oft schwierig in der Schule, und diese Umstände haben in mir wohl ein Interesse an sozialer Gerechtigkeit geweckt – und eine starke Durchsetzungsfähigkeit für Themen, an die ich selber glaube. Das war im Nachhaltigkeitsbereich oft hilfreich; früher noch mehr als heute.

Und dann haben Sie nach dem Wirtschaftsstudium gemerkt, dass Sustainable Finance das richtige dafür ist?

Ich habe meine Dissertation gemacht, während ich noch bei der Zürcher Bank Vontobel gearbeitet habe, weil ich Daten sammeln wollte, die man bis dahin noch gar nicht sammeln konnte. Nämlich Interviews mit High-Net-Worth-Individuals und auch mit Kundenberatern.

«Der Kundenberater sagt dann jeweils einfach, dass die Bank keine nachhaltigen Produkte habe»

Diese Informationen hatte sonst kein Forscher, da das Thema in der Regel sehr privat ist und niemand Zugang zu diesen extrem privaten Vermögenseigentümern hat. Durch die Interviews und Umfragen fand ich heraus, dass in der Regel die Kundenberater bei vielen Banken den Kunden im Weg stehen, wenn es um Nachhaltigkeit geht. 

Wie das?

Normalerweise gibt es die Leute in der Bank, die die Kundenberater in den nachhaltigen Produkten ausbilden. Dann den CEO der Bank, der will, dass der Berater mit den Kunden über diese Produkte spricht, und Kunden, die nach Sustainable Investing fragen. Doch selbst dann war es oft der Fall, dass Kundenberater die Informationen über die nachhaltigen Produkte immer noch nicht weitergeben. Der Kundenberater sage dann jeweils einfach, dass die Bank sowas gar nicht habe. 

Und wieso verschweigt er das?

Dazu haben wir mit Kundenberatern viele Interviews durchgeführt, bei grossen sogenannten Mainstream-Banken, und auch bei spezialisierten Banken, die auf Nachhaltigkeit fokussiert sind. Dadurch haben wir herausgefunden, dass Sustainable Finance den Kundenberatern eigentlich zu kompliziert ist.

«Sie werden häufig auch ungenügend geschult zu diesem Thema»

Da kamen Antworten wie «Das ist einfach eine Büchse der Pandora, wenn ich dieses Thema anspreche, dann diskutiere ich zwei Stunden mit dem Kunden und weiss immer noch nicht, was er eigentlich will» oder «Ich weiss, dass das Thema gut wäre, um die Beziehung zum Kunden zu stärken, dass es keine negativen Implikationen auf die Performance hat, aber es ist mir einfach zu kompliziert». 

Es ist ihnen wirklich zu kompliziert?

Die Kundenberater haben auch oft sehr viele Kunden, im HNWI-Bereich problemlos über 100 Kunden, und dazu kommt auch noch ein enorm hoher Aufwand für Reporting und Legal und so weiter. Die müssen alles aufschreiben, über was sie mit den Kunden gesprochen haben.

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