Im Zeitalter von Krypto, Blockchain und digitaler Signatur verwundert es umso mehr, wenn man für eine Dienstleistung bei der grössten Bank der Schweiz Schere und Kleber zur Hand nehmen muss, schreibt finews.ch-Gründer Claude Baumann.

Seit mehr als 40 Jahren wickle ich Bankgeschäfte ab. Also seit einer Zeit, als man das Geld noch am Schalter bezog, bis heute, da ich praktisch alle Dienstleistungen – inklusive Kontoeröffnung – online abwickle. Fast alle. Denn jüngst glaubte ich, in graue Vorzeit zurückgeworfen zu sein. Was war geschehen?

Ins 11

Ich hatte bei der UBS – online natürlich – eine Vollmacht für einen Mitarbeiter beantragt. Ordnungsgemäss erhielt ich die entsprechenden Unterlagen. Soweit so gut. Doch da war auch ein Formular dabei, das mir auf Englisch Instruktionen (Bild oben) gab, wie ich den Vertrag, also die Vollmacht, zu unterzeichnen und nachher zu retournieren hätte. Und dazu benötigte ich zunächst einmal – einen Umschlag, einen Stift, eine Schere und Klebstoff (sic). Ich staunte nicht schlecht.

Porto sparen

Wie dem Formular auf Englisch weiter zu entnehmen war, musste ich nach Unterzeichnung der Vollmacht die Adresse auf der Rückseite ebendieses Instruktions-Formulars ausschneiden und sie auf ein neutrales Couvert kleben. Immerhin, die (ausgeschnittene) Adresse (Bilder unten) war mit A-Post frankiert. So konnte ich das Porto sparen.

Adresse 1

Das Ganze kam mir aber doch etwas absurd vor – vor allem in einer Zeit, in der kein Tag mehr vergeht, ohne dass nicht von der Digitalisierung im Bankwesen die Rede ist.

Wie Online-Versandhändler

Ein UBS-Sprecher erklärte auf Anfrage, dass diese «Anleitung» beim Versand von Verträgen an Kunden nun zur Anwendung komme, da die Kundenberater und -beraterinnen vom Homeoffice aus arbeiten würden. Verträge, im Speziellen Kreditverträge, müssten vom Kunden gemäss Regelung rechtsgültig physisch unterschrieben werden und würden deshalb in Papier an die Kunden gesandt. Die Mitarbeitenden hätten zu Hause jedoch keine Rückantwort-Couverts, deshalb die Etikette zum Ausschneiden und aufkleben (sic). Mit anderen Worten: Sie haben nur unfrankierte Couverts zu Hause.

Kleben 1

Der Sprecher räumte indessen ein, dass dies beim Kunden nicht sehr digital wirke, aber eine gängige Praxis sei. Online-Versandhändler würden schliesslich auch so arbeiten. Und: Die Kundinnen und Kunden würden es schätzen und priorisieren, dass die UBS das Porto (ein Franken) übernehme.

Digitale Signatur?

Bloss: In diesem Fall geht es nicht um eine Korrespondenz zwischen einem Retailkunden und der Bank, sondern um eine Firmen-Geschäftsbeziehung  da fällt das Porto von einem Franken, nicht sonderlich ins Gewicht.

Auf die Frage, ob sich diese Angelegenheit nicht auch mit einer digitalen Signatur abwickeln liesse, wie dies mittlerweile bei anderen Finanzinstituten etwa bei einer Kontoeröffnung der Fall ist, antwortete der Sprecher, die UBS sei tatsächlich bereits daran, diesen Prozess zu digitalisieren und die «Digitale Signatur» in der Schweiz für Corporate Clients umzusetzen.

Als Holländer im Bankenland Schweiz

Das sind gute Nachrichten. Mit Ralph Hamers hat die UBS seit vergangenem November auch einen ausgewiesenen Digitalisierer als CEO an der Spitze, der solche Initiativen sicherlich noch beschleunigen kann. Denn es wäre schade, wenn der Holländer im Bankenland Schweiz für eine Vollmacht auch noch Schere und Kleber zur Hand nehmen müsste. 

 

 

 

 

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