Die Ernennung Ulrich Körners zum neuen Chef im Asset Management der Credit Suisse lässt tief blicken und weist einige Parallelen zu früher auf, als die zweitgrösste Bank der Schweiz auch schon in argen Nöten war.

Das dürfte zweifelsohne eine der überraschendsten Personalien in Schweizer Finanzkreisen in diesem Jahr sein. Der 58-jährige Ulrich Körner kehrt zur Credit Suisse (CS) zurück, wo er zwischen 1998 und 2008 in verschiedenen Führungsfunktionen tätig gewesen war. Nun soll er die Verantwortung für das nach dem Greensill-Debakel in Turbulenzen geratene Asset Management übernehmen, wie die CS am Donnerstag überraschend mitteilte.

Rein vordergründig macht diese Ernennung durchaus Sinn. Denn der schweizerisch-deutsche Doppelbürger Körner hatte nach seinem Abgang bei der CS zur UBS gewechselt, wo er unter anderem zwischen 2014 und 2019 ebenfalls das Asset Management verantwortete. Im Zuge einer Reorganisation 2020 war er allerdings aus der Bank ausgeschieden.

Im Windschatten Oswald Grübels

Seither liess er nicht mehr viel von sich hören, ausser, dass er sich im September 2019 als Nachfolger von CS-Präsident Urs Rohner ins Spiel brachte – allerdings erfolglos.

Sein Leistungsausweis gilt denn auch in der Branche als äusserst ambivalent. Er bringt zwar durchaus eine langjährige und fundierte Ausbildung und Erfahrung mit – er promovierte an der Universität St. Gallen, arbeitete als Bankenberater bei McKinsey und blickt auf eine vielfältige Tätigkeit bei beiden Schweizer Grossbanken zurück; namentlich im Windschatten seines grossen Förderers Oswald J. Grübel, der selber zuerst bei der CS und später bei der UBS CEO war.

Erstaunliche Parallelen

Körners Ernennung zum neuen Chef im Credit Suisse Asset Management (CSAM) entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn auch Grübel hatte einst die CS – kurz nach der Jahrtausendwende verlassen, um kurz darauf von der damals schon in Turbulenzen steckenden Grossbank vom Paradeplatz wieder an Bord geholt zu werden – und zwar als Co-CEO zusammen mit dem Amerikaner John Mack.

Die damalige Ernennung weist in gewisser Weise erstaunliche Parallelen zu heute. Auch jetzt befindet sich die CS durch den Betrugsskandal mit den Greensill-Fonds in argen Nöten, und muss auf Teufel komm raus einen Neuanfang signalisieren, um von den grossen Problemen abzulenken und die für das Debakel verantwortlichen Manager aus der Schusslinie zu nehmen – und dafür ist Körner nun gut genug.

Feuer im Dach

Insofern lässt sich die jüngste personelle Ankündigung durchaus als Verzweiflungstat taxieren, oder anders gesagt: Eine umsichtige Nachfolgeplanung und Reorganisation geht anders vonstatten. Doch im Hause der CS ist derzeit Feuer im Dach.

Und so konnte Körner auch seine Bedingungen nun stellen: Vermutlich beim Lohn, vor allem aber beim Prestige. So rückt er als CSAM-Chef gleich in die Konzernleitung auf, wo er direkt an den CEO Thomas Gottstein rapportiert, und er steht einer nun eilends geschaffenen, separaten Division (Asset Management) vor. Zuletzt war das CSAM dem internationalen Vermögensverwaltungsgeschäft (IWM) unter der Leitung von Philipp Wehle untergeordnet.

Endgültige Trennung

Das ist ab April 2021 nicht mehr der Fall. Ab dem Zeitpunkt ist das CSAM wieder eine eigenständige Division, wie dies bereits 1997 bis 2004 der Fall gewesen war. In der Folge wurde das Asset Management dann ins Investmentbanking eingegliedert und später wieder der Vermögensverwaltung unterstellt – was letztlich auch die Unfähigkeit der CS unterstreicht, mit dieser Einheit umzugehen.

Unter diesen Prämissen deutet einiges darauf hin, dass sich die CS über kurz oder lang von diesem Geschäft endgültig trennen wird, was sogar CS-Chef Gottstein diese Woche an einer Investorenkonferenz andeutete, wie auch finews.ch berichtete. Und so gesehen dürfte Körner wohl auch nur ein Übergangschef im CSAM werden, der diesen Verkauf nach bestem Wissen und Gewissen abwickelt.

Als Vorarbeiter den Karren aus dem Dreck gezogen

Gerade für solche Jobs scheint der von seinem Naturell her eher spröde und verhalten wirkende Körner prädestiniert zu sein. Nachdem er 2009 den Lockrufen Grübels zur UBS gefolgt war, hatte er sich als dessen «Vorarbeiter» und «Turnaround-Spezialist» bewährt, indem er, wie es in Finanzkreisen heisst, massgeblich dazu beigetragen hatte, «den Karren aus dem Dreck zu ziehen» und die dank Steuergeldern vor dem Kollaps gerettete Bank in die Gewinnzone zurückzuführen.

Als Chef des Asset Managements der UBS wurde Körner schliesslich Opfer seiner eigenen, ehrgeizigen Ziele. Zwar baute er auch dieses Geschäft erfolgreich um und brachte es wieder auf den Wachstumspfad. Doch die Profitabilität blieb zu lange weit hinter den Erwartungen zurück.

Im engsten Favoritenkreis

Körner stand auch schon zweimal im engsten Favoritenkreis für die Nachfolge Grübels und zwar als CEO der Credit Suisse respektive der UBS. Bei der CS musste er dem Amerikaner Brady Dougan den Vortritt lassen, während er bei der UBS nicht bereit war, zunächst «nur» als Interims-CEO zu agieren, wie dies schliesslich Sergio Ermotti tat.

Mit dem Antritt von António Horta-Osório, der das CS-Präsidium Rohners Anfang Mai 2021 übernimmt, dürfte ganz grundsätzlich eine Phase der Selbstfindung innerhalb der zweitgrössten Schweizer Bank einsetzen. Und der Verkauf der Asset-Management-Sparte, die ohnehin nicht die kritische Grösse hat, um eigenständig im hart umkämpften Markt zu bestehen, dürfte dabei sicherlich ein zentrales Thema werden.

Am Ende eine Belohnung?

Geht dies erfolgreich vonstatten, könnte Körner am Ende des Tages als Belohnung doch noch ein Sitz im CS-Verwaltungsrat winken – zwar nicht wie ursprünglich angedacht als Präsident, aber doch immerhin als gewöhnliches Mitglied.

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