Iqbal Khans Wechsel zur Grossbank UBS und die dort angekündigten Personalveränderungen beschleunigen das Personalkarussell auf dem Finanzplatz. Bei der Credit Suisse kommt ein neuer Name als Verwaltungsratspräsident ins Spiel.

Eine bislang eher im Hintergrund agierende Person wird in Zürcher Finanzkreisen plötzlich zum Gesprächsthema Nummer eins: Ulrich Körner, zuletzt Chef im UBS Asset Management sowie Präsident UBS EMEA (Europe, Middle East and Africa), gilt seit kurzem als potenzieller Nachfolger von Urs Rohner als Präsident des Verwaltungsrats der Credit Suisse (CS).

Das erklärten dem CS-Verwaltungsrat nahestehende Personen gegenüber finews.ch. Die Personalie überrascht – zumindest auf Anhieb, da man dem eher etwas verhalten auftretenden Banker nicht unbedingt ein so hohes Amt zutrauen würde. Doch eigentlich greift diese Annahme zu kurz. Denn der 56-jährige Körner geht durchaus als eine Ausnahmeerscheinung im Schweizer Banking durch.

Karren aus dem Dreck gezogen

Zur Nachfolgeregelung im Verwaltungsrat wollte die CS keine Stellung nehmen, und auch Körner war für einen Kommentar nicht verfügbar. Fest steht indessen, dass der gebürtige Deutsche ein Vollblut-Banker ist, der 1998 zur CS stiess und seine Blütezeit in der Ära von Konzernchef Oswald J. Grübel erlebte. Als «Turnaround-Spezialist», man könnte auch sagen als «Vorarbeiter» seines Chefs, «zog er den Karren aus dem Dreck» und trug massgeblich dazu bei, die zweitgrösste Bank der Schweiz in die Gewinnzone zurückzuführen.

Angesichts dieser Verdienste überrascht es kaum, dass Körner 2009 den Lockrufen Grübels erneut folgte, als dieser Chef der UBS geworden war, und dort, als Chief Operating Officer (COO) anheuerte. Dabei übernahm Körner die Verantwortung für nicht weniger als 25'000 Mitarbeitende und schaute, insbesondere auch auf der Kostenseite, nach dem Rechten. Insofern trug er wesentlich dazu bei, dass die nur haarscharf am Kollaps vorbei geschrammte Bank ebenfalls wieder auf Vordermann kam.

Als Chef des Asset Managements wurde Körner schliesslich Opfer seiner eigenen ehrgeizigen Ziele. Zwar baute er das Geschäft erfolgreich um und brachte es wieder auf den Wachstumspfad. Doch die Profitabilität blieb weit hinter den Erwartungen zurück.

Zweimal im engsten Favoritenkreis

Körners bis heute kultivierte Zurückhaltung sollte Skeptiker nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser Manager ein durch und durch erfahrener Finanzmann ist, der – und das ist nach wie vor selten – bei beiden Schweizer Grossbanken in Top-Positionen (Chief Operating Officer, Finanzchef, Regionen- respektive Divisionsverantwortlicher) gearbeitet hat. Als früherer Wirtschaftsprüfer (PwC) und Strategieberater (McKinsey) bringt der promovierte Ökonom (Universität St. Gallen) zudem das finanztechnische und strategische Rüstzeug mit.

Körner stand denn auch schon zweimal im engsten Favoritenkreis für die Nachfolge Grübels und zwar als CEO der Credit Suisse respektive der UBS. Bei der CS musste er am Ende dem Amerikaner Brady Dougan den Vortritt lassen, während er bei der UBS nicht bereit war, zunächst «nur» als Interims-CEO zu agieren, wie dies schliesslich Sergio Ermotti tat.

Wenig Freude für Tidjane Thiam

Offiziell steht Körner noch bis Ende März 2020 im Sold der UBS; doch theoretisch könnten ihn die CS-Aktionäre an der nächsten ordentlichen Generalversammlung am 30. April 2020 ins Aufsichtsgremium wählen, so dass er dort – nach einem Jahr – die Nachfolge Rohners als Präsident antreten könnte. Offiziell läuft dessen Amtszeit nach zwölf Jahren 2021 aus. Aufgrund einer Ausnahmeregelung wäre er zwar in der Lage, noch weitere drei Jahre anzuhängen. Doch dafür spricht wenig, so dass der Weg für Körner frei wäre.

Einer Person könnte die Personalie Körner wenig Freude bereiten: Tidjane Thiam. Der aktuelle CS-Chef wäre angesichts seines Leistungsausweises ebenfalls ein valabler Kandidat, um dereinst Urs Rohner zu beerben. Und an seiner Stelle hätte die amtierende und höchst erfolgreiche Risikochefin der CS, die US-australische Doppelbürgerin Lara Warner, beste Voraussetzungen, um als erste Frau CEO einer Schweizer Grossbank zu werden.

Zum Glück schon eingebürgert

Bloss: Eine der wenigen Traditionen, die innerhalb der CS offenbar noch Gewicht hat, lautet, dass der Präsident ein Schweizer ist. Thiam ist ivorisch-französischer Doppelbürger – und bis seine erhoffte schweizerische Staatsbürgerschaft Realität wird, dürften noch einige Jahre ins Land ziehen. Körner hingegen ist Schweizer, seit er sich vor geraumer Zeit einbürgern liess.

 

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