Die Schere zwischen Arm und Reich ist in Folge der Pandemie noch weiter auseinandergegangen. Wenn der UBS-Chef Ralph Hamers die wachsende Ungleichheit beklage, sei das unglaubwürdig, findet ein Kommentator in Grossbritannien.

UBS-Chef Ralph Hamers habe noch im vergangenen Juni in einem Interview die Frage gestellt, wie man wachsende Ungleichheit bekämpfen könne. Doch wie die jüngsten Quartalszahlen gezeigt hätten, sei die Schweizer Bank als der weltgrösste Vermögensverwalter einer der Hauptprofiteure eben dieser Ungleichheit, schreibt der Journalist Patrick Jenkins in einem Kommentar in der «Financial Times» vom Montag.

Die steigenden Notierungen an den Märkten hätten die von der UBS verwalteten Vermögen seit Jahresbeginn um rund ein Viertel auf 4,5 Billiarden Dollar anschwellen lassen und die Bank habe im zweiten Quartal den Gewinn um sage und schreibe 63 Prozent auf zwei Milliarden Dollar gesteigert.

Billige Finanzierungen

Die Flut habe alle Boote gehoben, heisst es in dem Kommentar weiter. Das würden auch die Zahlen der übrigen grossen Vermögensverwalter Morgan Stanley, Bank of America und J.P.Morgan belegen; einzig die Credit Suisse kämpft mit den Folgen der Skandale rund um Archegos und Greensill.

Auch die Schätzungen zu den Vermögen der Superreichen wie Elon Musk, Marc Zuckerberg oder Jeff Bezos hätten gezeigt, dass sich in Folge der Pandemie die Ungleichheit noch verstärkt habe, schreibt Jenkins weiter. Konkret: Die Vermögenden konnten überproportional von der Erholung an den Finanzmärkten profitieren und ihre Gewinne mit billigen Finanzierungen und Hebelwirkung maximieren.

Nobelpreisträger angefragt

Die UBS sei also einer der Hauptprofiteurinnen der derzeitigen Entwicklung, so die Schlussfolgerung. Gleichzeitig gehöre die Bank zu den lautesten Kritikern von Ungleichheit und zeichne gerne das Bild, dass man dieses Problem angehen will. So etwa in ihrem Weissbuch von 2017.

Dort heisst es etwa, dass die wachsende Ungleichheit ein Symptom für nicht nachhaltiges Wachstum sei. In einer Interview-Reihe hatte die UBS die Nobelpreisträger Angus Deaton, Paul Krugman and Josef Stiglitz zu Wort kommen lassen und gefragt, wie sich der Graben zwischen Arm und Reich schliessen lasse.

Schluss mit der Selbstkasteiung

Der FT-Kommentator denkt, dass sich in diesen widersprüchlichen Botschaften eine Spannung zwischen Aktionärsinteressen einerseits und Stakeholder-Verantwortung andererseits ablesen lasse. Ob es helfen würde, wenn UBS-Chef Hamers die Selbstkasteiung etwas herunterfahre, wisse er nicht. Es würde aber sicher weniger deplatziert wirken.

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