Die Schweizer Grossbank Credit Suisse hat frühzeitig erkannt, welches Risiko sich im Geschäft mit der chinesischen Immobilienentwicklerin Evergrande auftürmte. Das hielt sie allerdings nicht davon ab, den Evergrande-Präsidenten als Kunden zu begrüssen.

Im Gegensatz zu anderen Grossbanken hat es die Credit Suisse (CS) verstanden, in Sachen Evergrande frühzeitig auf die Bremse zu treten.

Nachdem sie über lange Zeit als Emittentin von Anleihen dieses chinesischen Immobilienkonzerns agiert hatte, stellte sie diese Geschäfte schon vor zwei Jahren ein, weil sie an der finanziellen Solidität des Unternehmens zweifelte, wie die britische Wirtschaftszeitung «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) am Freitag berichtete.

Mehr als 8 Milliarden Dollar an Dividenden verdient

Darum beklagt die CS nun keine potenziellen Verluste im Zusammenhang mit der erwarteten Insolvenz des in Schanghai ansässigen Immobilienentwicklers. Evergrande bekundet derzeit höchste Schwierigkeiten, verschiedenen Zinsverpflichtungen nachzukommen.

Die Vorsicht im Emissionsgeschäft hielt die Bank jedoch nicht davon ab, den Präsidenten des Verwaltungsrats von Evergrande, Hui Ka Yuan, als Privatkunde zu bedienen, wie weiter zu erfahren war.

Eine CS-Sprecherin wollte mit Verweis auf das Bankgeheimnis keinen Kommentar dazu abgeben. Die Schweizer Bank hatte grundsätzlich gute Gründe, Hui als Kunden zu begrüssen, hatte er doch seit dem Börsengang von Evergrande im Jahr 2009 nicht weniger als 8 Millarden Dollar an Dividenden verdient, wie das US-Magazin «Forbes» am Freitag berichtete.

Antrag abgelehnt

Damit waren Hui und das Unternehmen, dem er vorsteht, genau die Art von ultra-reicher Klientel, welche die CS mit ihrer «One-Bank» respektive mit Dienstleistungen aus dem Investmentbanking und dem Wealth Management ansprechen will.

Im Jahr 2018 soll Hui die CS um ein Darlehen gegen Sicherheiten von Evergrande gebeten haben. Laut «FT» lehnte die Bank diesen Antrag jedoch ab. Offenbar soll er aber Kunde der CS geblieben sein.

Die CS war nicht die einzige Anleihenemittentin für Evergrande. Dem weiteren Vernehmen nach haben auch die UBS und die französische BNP Paribas Obligationen für das Unternehmen begeben.

Heikle Angelegenheit für Peking

Evergrande, ein Unternehmen, das aus dem Trend der Massenurbanisierung in China hervorging, verpasste am vergangenen Donnerstag eine Zinszahlung für eine wichtige Dollar-Anleihe und ist für Peking zu einer heiklen Angelegenheit geworden. Es wird sich wohl schon bald weisen, ob die chinesische Regierung einen Kollaps von Evergrande zulässt.

Sowohl die UBS als auch der britische Finanzkonzern HSBC und der US-Asset-Manager BlackRock müssen laut der «FT» mit Verlusten rechnen, weil sie kurz vor dem Einbruch der Anleihenkurse in Evergrande-Bestände investiert hatten.

«Unwesentliches» Engagement

Ralph Hamers, Konzernchef der UBS, erklärte am Donnerstag, dass er das Engagement «seiner» Bank bei Evergrande gelassen beobachte, und dass die UBS eine Marge in dieser Angelegenheit eingefordert habe. Allerdings ist es unklar, von wem diese eingefordert wurde. Ein Sprecher der UBS bekräftigte, dass Hamers das Engagement der Bank als «unwesentlich» bezeichnet hatte.

 

 

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