Ein Bewaffneter hat im Libanon eine Bank überfallen. Doch in dem Land wird er jetzt als Held gefeiert.

Eigentlich wollte Abdallah Assai bloss 50'000 Dollar von seinem Konto abheben. Da das Geldhaus dies aber nicht zuliess, rannte der Kaffeehaus-Besitzer bewaffnet in die Bank, nahm die Angestellten als Geiseln und «erbat» sein Geld, wie unter anderem der «Spiegel» (Artikel bezahlpflichtig) und die arabische Tageszeitung «The National» berichteten.

Die Sache hat sich im Libanon zugetragen und zeigt, wie verzweifelt das Leben in dem krisengeschüttelten Land derzeit ist. Assia überfiel am 18. Januar die örtliche Filiale der BBAC-Bank in dem Städtchen Jeb Jannine. Danach gehen die Beschreibungen allerdings auseinander – er habe höflich um die Herausgabe seines eigenen Geldes gebeten. Die Angestellten der Bankfiliale sagen, er habe mit einer Waffe gedroht und Benzin auf den Boden verschüttet, das er habe anzünden wollen, falls er das Geld nicht bekäme.

«Wir sind alle Abdallah Assai»

Zwar habe er sich von der Polizei widerstandslos festnehmen lassen, allerdings habe er beim Rausgehen aus dem Gebäude das erbeutete Geld noch seiner Frau zustecken können, die damit entkam und nun flüchtig ist.

Der Fall ist aktuell in dem krisengeschüttelten Land ein grosses Thema. Weil die Zentralbank des Landes alle Bankguthaben eingefroren hat und nur minimale Abhebungen zu völligen Fantasiekursen in Libanesischen Pfund zulässig sind, wissen sich manche Menschen kaum anders zu helfen, als mit Gewalt an ihr Erspartes zu gelangen.

Da trotz der Wirtschafts- und vor allem Währungskrise das Parlament die Massnahmen der Notenbank nie abgesegnet hat, sehen viele aber kein strafbares Unterfangen des Kaffeehaus-Besitzers. Ganz im Gegenteil, er sei ein Held, meinen einige. In der Ortschaft, wo sich der Fall abspielte, hiess es während einer Grosspredigt, dass der Staat den Mann freilassen sollte, denn: «Wir sind alle Abdallah Assai». Gleichzeitig zeigt der Fall eindrücklich auf, was ein funktionierendes Finanzsystem an Wert hat.

Eigentlich ein Wunder

Der libanesischer Finanzexperte und ehemalige Professor der amerikanischen Johns-Hopkins-Universität, Mike Azar, sagte gegenüber dem «Spiegel», dass es angesichts der dramatischen Finanzsituation in der Bevölkerung eigentlich ein Wunder sei, dass Banken und Regierungsgebäude noch nicht von wütenden Massen niedergebrannt worden seien.

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