Wenn man Investoren vor ein paar Jahren gefragt hätte, wie attraktiv sie Aktien von europäischen Kreditinstituten sehen, so hätten alle abgewunken. Doch dies ändert sich nun.

Die Aktien europäischer Geldhäuser haben wieder Potenzial. So haben etwa die Schweizer Grossbank UBS, die französische Bank BNP Paribas oder die italienische Unicredit allesamt gute Geschäftsresultate für das Jahr 2021 publiziert und geben Kapital an ihre Aktionäre zurück. Mit den nun steigenden Zinsen dürfte bei den Geldhäusern das normale Kreditgeschäft wieder anziehen, wie «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) mit Blick auf die aktuelle Berichtssaison berichtet.

Deutlich sichtbar wird die Besserung bereits an den Aktienkursen der Banken. So hat der etwa die spanische Banco Santander, eine der eigentlich schlechtesten europäischen Bankaktien, in den vergangenen zwölf Monaten rund ein Fünftel an Wert zugelegt. Die Titel der französischen Grossbank Société Générale haben sich mehr als verdoppelt und der Euro Stoxx zu Banken ist schon rund 50 Prozent im Plus.

Tiefe Bewertungen

Dabei ist es sehr wahrscheinlich, dass noch höhere Gewinne bevorstehen, besonders falls Investoren auf die amerikanischen Pendants schauen, hält «Bloomberg» weiter fest. Die Bewertungen seien eigentlich tief, hiess es, weil die Gewinnaussichten so schlecht waren. Dies war sicher den Negativzinsen, den hohen Kosten und schlechten Kreditbüchern geschuldet gewesen.

Doch genau damit dürfte es eigentlich bald vorbei sein. J.P. Morgan kommt bei der Eigenkapitalrendite auf 19 Prozent; bei den meisten europäischen Geldhäusern sind es rund zehn Prozent, wobei die UBS ungefähr 13 Prozent erreicht und auch da das Potenzial weiterhin noch nach oben zeigt. Eigentlich werden europäische Bankaktien daher noch mit Abschlägen gehandelt.

Niedrige Gewinn-Multiples

Investoren könnten auch bei der Einschätzung auf die Multiples bei den Gewinnresultaten schauen. Dabei zeigt sich laut «Bloomberg», dass die Prognosen für das Gewinnwachstum deutlich stärker zulegten, als die Aktienkurse bereits gestiegen sind. Bestes Beispiel dafür sei die Deutsche Bank, die gewiss noch den Investoren beweisen muss, dass der Turnaround geschafft ist. Aber die Aktien werden immer noch bei der Hälfte von dem gehandelt, was die Gewinn-Multiples vom vergangenen März signalisiert hatten. Da könnte es also durchaus noch nach oben gehen.

Das Umfeld stimmt jedenfalls: Die Aussichten, dass die Europäische Zentralbank ihr Experiment mit Negativzinsen bald beendet, sind gut. Die Geldhäuser haben an der Qualität ihrer Kreditportfolios gearbeitet und die Kostenblöcke gesenkt. Alles deutet also auf steigende Gewinne bei den Geldhäusern in Europa hin. Und auch das regulatorische Umfeld schaut für die europäischen Bankenwelt gar nicht so schlecht aus. Die Aufsichtsbehörden haben aufgehört, immer neue Kapitalanforderungen an die Finanzinstitute heranzutragen.

Italien beeindruckt

Eindrücklich lässt sich dabei auf Italien blicken. Bei Unicredit, der Bank, die sich im Jahr 2017 aufgrund ihrer Probleme noch rund 13 Milliarden Euro von ihren Eigentümern holen musste, gehen nun in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen deutlich mehr als 17 Milliarden Euro wieder an die Eigentümer zurück.

Natürlich gibt es bei alldem auch Risiken. So haben gerade immer noch einige italienische Banken beachtliche Schwierigkeiten, die Zeiten der jüngsten Finanzkrise hinter sich zu lassen. Und die Schweizer Grossbank Credit Suisse ist auch noch nicht über den Berg.

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