Das ist jedenfalls die Sichtweise eines früheren Bankenmanagers. Dazu passt, das auch die Geldhäuser in der Schweiz nur zu leicht von Treibern der Transition hin zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft zu Getriebenen werden könnten.

An die Bekanntheit seiner ehemaligen Kollegin Desirée Fixler kommt Stuart Lewis noch nicht heran. Aber: während die einstige Nachhaltigkeit-Chefin der Deutschen-Bank-Tochter DWS zur Whistleblowerin mutierte und für Razzien bei ihrer früheren Arbeitgeberin sorgte, ist der Ex-Risikochef der Deutschen Bank der Ansicht, das dies erst der Anfang gewesen sei.

Wie das Branchen-Portal «Risk.net» (Artikel bezahlpflichtig) brichtete, warnte Stuart kürzlich, dass die Branche zum «Prügelknaben» bei der Transition zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft werde. Den Geldinstituten stünden wegen der zu erwartenden Defizite im Wandel Hunderte Millionen an neuen Bussen ins Haus. Der Risikoexperte ging gar so weit, die Gefahren des Wandels mit den bekannten Folgen der Geldwäscherei gleichzusetzen.

Lückenlos im Stresstest

Europäische Häuser wie die Danske Bank wurden hier wegen Verfehlungen mit Milliarden zur Kasse gebeten; auch am Schweizer Bankenplatz sind grosse Geldwäsche-Komplexe, wie jene um die lateinamerikanischen Ölfirmen Petrobras und PDVSA, lange Dauerthema gewesen.

Tatsächlich zeigt sich dieser Tage einmal mehr, wie leicht die Banken auf dem Weg zu den Klimazielen von Antreibern zu Getriebenen werden können. So berichtete das deutsche «Handelsblatt» (Artikel bezahlpflichtig), dass die jüngste Runde von Klima-Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) bei den ihr unterstellten Finanzinstituten durchgeführt hatte, offenbar keine nennenswerten Schwächen zutage förderte.

Selbst die härtesten hypothetischen Szenarien der Stresstests hätten nicht zu Verlusten geführt, die eine nennenswerte Lücke in ihre Kapitalpolster gerissen hätten, wie Vertreter von sechs grossen Banken im Euroraum vorab erklärten. Die EZB will die Ergebnisse der Tests am 8. Juli veröffentlichen.

Klima-Noten für Banken

Doch Aufatmen können die Banker deswegen noch lange nicht. Bereits ist von nächsten Prüfungen die Rede, die deutlich strenger ausfallen könnten. Und über all dem schwebt (aus Bankensicht) die Bedrohung, dass die Institute zusätzliches Eigenkapital äufnen müssen, um mögliche Klimarisiken in der Bilanz abzusichern. Dazu wollten die Aufseher bei der EZB explizit die Ergebnisse vom 8. Juli abwarten.

Eine Option wäre offenbar, den Banken Klima-Noten zu erteilen, die in ihre jeweiligen Kapitalanforderungen einfliessen würden. Dies aufgrund etwa des Anteils von Krediten an «Dreckschleudern» in der Bilanz. Dagegen wehren sich Banken-Lobbyisten in Europa vehement.

Dies, während hierzulande die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) kurzum das Heft des Handels an sich gerissen hat. Wie auch finews.ch berichtete, lancierte der Dachverband des Swiss Banking eine Selbstregulierung, mit der die Gefahr der «Greenswashing» und der am Immobilienmarkt schlummernden Klimarisiken angegangen werden soll.

Schon wieder Schelte

Damit ist die Lobby dem Bund zuvorgekommen. Der Bundesrat hat nämlich das Finanzministerium beauftragt, bis Ende 2022 vorzuschlagen, wie das Finanzmarktrecht angepasst werden könnte, um Greenwashing zu vermeiden. Schon im Mai 2021 hatte die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) zudem grossen Schweizer Banken und Versicherungen befohlen, die Öffentlichkeit über mögliche Klimarisiken bei ihrer Geschäftstätigkeit zu informieren.

Ob die Aufseher sich nun mit der Selbstregulierung zufrieden geben werden, ist nicht sicher.

Derweil wird in der Öffentlichkeit der Druck auf die Banken weiter erhöht. So rügten am Mittwoch die Klimaaktivisten von Reclaim Finance sowie 16 weitere NGO in einer Erklärung, dass sich die Finanzindustrie viel zu wenig für die Reduktion fossiler Brennstoffe ins Zeug lege. Von 369 weltweit untersuchten Finanzdienstleistern hätten bisher nur ein Drittel überhaupt Regeln aufgestellt, wie sie sich in der Finanzierung des Öl- und Gassektors verhalten wollen.

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