Auch in den Ausweisen hiesiger Häuser hinterlässt die Flaute im Investmentbanking tiefe Spuren. Neue Daten legen aber nahe, dass das klassische Geschäft mit Firmenübernahmen nicht vorschnell für tot erklärt werden sollte.

UBS-Chef Ralph Hamers erhob am heutigen Dienstag anlässlich der Konferenz zu den Quartalszahlen den Mahnfinger: Wenn die Deals nicht zurückkämen, sagte er sinngemäss, müssten sich die Investmentbanker mit weniger Boni zufriedengeben.

Tatsächlich konnte sich auch die einschlägige Sparte der Schweizer Grossbank dem widrigen Umfeld für Fusionen und Übernahmen (M&A) nicht entziehen. Wie das Institut bekanntgab, ist der Ertrag des zuständigen Bereichs Global Banking bis Ende Juni um mehr als die Hälfte eingebrochen.

Zurück auf Vorkrisen-Niveau

Insgesamt ging im UBS-Investmentbanking der Vorsteuergewinn zum Vorjahr um 39 Prozent auf 410 Millionen Dollar zurück. Die Konkurrentin Credit Suisse, die am morgigen Mittwoch ebenfalls zum abgelaufenen Quartal berichtet, dürfte es angesichts des behördlich verordneten Risikoabbaus noch härter getroffen haben.

Sind die «Dealmaker» im weltweiten Investmentbanking erneut gegen die Wand gefahren, wie es ihnen schon bei Ausbruch der Coronakrise Anfang 2020 passierte? Neuen Daten zum vergangenen Halbjahr, welche die führende Wall-Street-Bank J.P. Morgan publiziert hat, lassen hier einen differenzierteren Blick zu.

Demnach wurden in den vergangenen sechs Monaten weltweit Transaktionen im Gegenwert von 2,2 Billionen Dollar angekündigt. Das sind zwar ein knappes Viertel weniger als im rekordverdächtigen Vorjahr. Aber immerhin wurden mit dieser Summe das Niveau von vor der Krise erreicht, so etwa die Aufkommen in den Jahren 2018 und 2019.

Zunahme bei Mega-Deals

Allerdings hat sich am Markt die Spreu vom Weizen getrennt, wie J.P. Morgan weiter feststellte. Kleinere Deals – mit Preisen zwischen 1 und 10 Milliarden Dollar auch keine «Peanuts» – wurden überproportional abgesagt. Hier brach das Volumen um 38 Prozent ein, die Anzahl angekündigter Transaktionen lag mit 348 ein Drittel unter Vorjahr.

Demgegenüber nahmen die «Mega-Deals» mit einem Preissumme von 10 Milliarden Dollar und mehr im von Zinswende und Ukraine-Krieg belasteten Umfeld gar noch leicht zu: Hier zählte J.P. Morgan weltweit 29 Gross-Deals.

Gewaltige Summen wurden insbesondere im US-Technologiesektor gestemmt, obschon oder gerade weil dort die Börsenkurse in den vergangenen Monaten stark korrigiert haben. So griff der amerikanische IT-Gigant Mircosoft für gut 75 Milliarden Dollar nach dem US-Videospiele-Entwickler Activision Blizzard. Tesla-Gründer Elon Musk plante, mehr als 41 Milliarden Dollar für den Kurznachrichten-Dienst Twitter zu zahlen – der Deal platzte allerdings im Juli definitiv und zieht nun ein wüstes juristisches Hickhack nach sich.

US-Riesen im Vorteil

Nicht lumpen liessen sich auch Finanzinvestorin wie der US-Riese Blackstone, der zusammen mit der Unternehmer-Familie Benetton über 46 Milliarden Dollar für einen Mehrheitsanteil am italienischen Infrastruktur-Konzern Atlantia bot.

An den ganz grossen Transaktionen herrscht also bis anhin kein Mangel, lässt sich aus der Studie herauslesen. Doch das nützt nur den Investmentbanken, die an solche Deals herankommen. In der Regel sind die die US-Häuser, die gegenüber Firmenkunden das ganze Gewicht ihrer riesigen Bilanzen in die Waagschale werfen können. Kleinere europäische und Schweizer Konkurrenten drohen hingegen abgehängt zu werden.

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