Die Glassdoor-Ranglisten für das Jahr 2023 liegen vor, und es sieht nicht gut aus für die internationale Finanzwelt. Keine einzige grosse globale Bank hat es unter die besten Arbeitgeber geschafft.

Glassdoor gehört zu den Websites und Apps, die man in ruhigen oder weniger ruhigen Momenten aufruft – vor allem, wenn man am Arbeitsplatz frustriert ist – und vielleicht auch nur im Unterbewusstsein nach einer neuen Stelle Ausschau hält. Gut möglich, dass man dann die Bewertungen des eigenen Unternehmens prüft, um eine Bestätigung dafür zu finden, wie schlecht man es hat.

Gleichzeitig wirft man auch ein Auge auf alle neuen Stellen. Dieses Verhalten ist ein Hauptgrund dafür, dass die Rangliste der «besten Arbeitsplätze» längst zu einem jährlichen und viel beachteten Medienereignis geworden sind.

Abgeschlagen in den USA

Die globalen Banken haben im vergangenen Jahr nicht gut abgeschnitten. In der US-Liste der 100 besten Arbeitgeber ist die erste Bank, die es auf die Liste schafft, Capital One auf Platz 47 - hinter Unternehmen wie Lego (23), The Church of the Jesus Christ of Latter-day Saints (23) und Lululemon (24).

In einer Liste voller Unternehmensberater und Technologieunternehmen (Bain liegt an dritter Stelle, McKinsey an vierter und Boston Consulting an siebter Stelle) sind die einzigen Namen aus der Finanzbranche, die man leicht erkennen kann, Fidelity (18) und Black Rock (72). Es gibt ein paar bekannte internationale Marken wie Mastercard (60), doch selbst sie liegen weit hinter Unternehmen wie Crew Carwash (52) zurück.

Fehlanzeige in Hongkong

In Hongkong gibt es auf der Liste keine J.P. Morgan, Citigroup, Morgan Stanley oder Goldman Sachs, auch keine UBS oder Credit Suisses oder eine der internationalen Schweizer Privatbanken. Mit RBC rangiert das einzige Geldhaus, das auch nur ansatzweise als internationale Grossbank gelten kann, gerade mal auf Platz 98.

Auch die Liste der Top 25 in Kanada enthält einige Überraschungen - aber keine RBC. Zumindest für die Schweiz ein Lichtblick ist, dass der Pharmakonzern Roche den zweiten Platz einnimmt, während die grossen Banken wiederum nicht vertreten sind.

Abneigung in Europa

Die britische Liste scheint die US-amerikanische zu spiegeln, wobei Technologie- und Unternehmensberater weit vorne platziert sind. Zumindest liegt die Wall-Street-Bank Goldman Sachs auf Platz 41, wenn auch hinter Fidelity (38) und Black Rock (12).

Frankreich hält nichts Zählbares für Bankfreunde bereit, keine Spur von BNP Paribas oder Societe Generale unter den Top 25. Stattdessen glänzen Chanel (20), Hermes (24) und Decathlon (25) am Ende der Liste. Dies lässt gewisse Vermutungen darüber zu, was den französischen Arbeitnehmern tatsächlich berufliche Erfüllung bietet.

In Deutschland sieht es nicht anders aus: Die Banken fehlen. Eine positive Überraschung aus Schweizer Sicht bietet wiederum Roche (8).

Ignoranz ist fehl am Platz

Welche Auswirkungen haben diese durchzogenen Resultate auf das globale Finanzwesen? Die gängige Meinung unter den Branchenexperten ist wahrscheinlich, dass es keine Rolle spielt.

In der Vergangenheit haben die Bankchefs ihren zur Misere neigenden Mitarbeitern nämlich einfach mehr Geld zugeworfen oder sie intern ein oder zwei Stufen befördert. Das könnten sie auch weiterhin so halten.

Gute Jobs werden rarer

Doch viele Banken stehen jetzt im Gegenwind. Morgan Stanley, Wells Fargo, Barclays, Goldman Sachs und Black Rock gerade Mitarbeitende entlassen oder den Abbau von Jobs angekündigt.

Deshalb werden sich viele Banker an ihren Arbeitsplatz krallen, ungeachtet dessen, ob sie als echte Leistungsträger oder eher als gute Lobbyisten in eigener Sache gelten.

Neue Bescheidenheit

Wenn man sich jedoch die Medienmitteilung von Gainsight, dem Unternehmen, das es in diesem Jahr auf den ersten Platz der 100 besten Arbeitgeber geschafft hat, und jene von Glassdoor ansieht, kommt man ins Grübeln.

Die Branche könnte sich zumindest ein wenig mehr Mühe geben, um einen etwas angenehmeren Arbeitsplatz zu schaffen. Im Namen der meisten Arbeitnehmer ist das nicht allzu viel verlangt.

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