Mehr als 70 Prozent (exakt: 72,73 Prozent) der Beschäftigten in der Finanzbranche möchten künftig bis zu 50 Prozent ihrer Arbeit von zu Hause aus erledigen. Allerdings sind sie nicht bereit, dabei eine Lohnreduktion in Kauf zu nehmen – dies ist das Ergebnis einer exklusiven Umfrage von finews.ch und Partnerorganisationen.

Die Erfahrungen im Homeoffice sind für viele Beschäftigte in der Finanzbranche so prägend geworden, dass fast jeder dritte Bankangestellte (31,36 Prozent) künftig nur noch von zu Hause arbeiten möchte. Mit vollem Pensum ins Büro zurückzukehren, kommt praktisch für niemanden mehr in Frage.

Mehr als 70 Prozent (exakt: 72,73 Prozent) der Beschäftigten in der Finanzbranche möchten künftig bis zu 50 Prozent ihrer Arbeit von zu Hause aus erledigen. Allerdings sind 85,23 Prozent der befragten Personen nicht bereit, zugunsten von Homeoffice eine Lohnreduktion in Kauf zu nehmen.

Das sind einige Ergebnisse aus der 11. Online-Befragung zu den Berufsaussichten in der Schweizer Finanzbranche. Die repräsentative Erhebung bei insgesamt mehr als 1’100 Personen führten das Branchenportal finews.ch sowie das Swiss Finance Institute (SFI) und die Schweizer PR-Agentur Communicators in diesem Frühjahr durch. Der Elf-Jahres-Vergleich liefert interessante Rückschlüsse.

Veränderungsbereitschaft und Sozialkompetenz gefragt

Im langfristigen Vergleich haben sich die Berufsaussichten in der Finanzbranche enorm verbessert. Im Jahr 2012 stuften nur gerade 2,12 Prozent der Befragten die Aussichten als «sehr gut» und 28,52 Prozent als «gut» ein. Jetzt sind es 11,49 Prozent, die sie als «sehr gut» bezeichnen und 55,75 Prozent als «gut» beschreiben. Damit ist der Prestigewert von Bankberufen trotz einiger Reputationsmängel in der Branche markant gestiegen. Auch gegenüber dem Vorjahr stiegen die Bewertungen leicht an.

Die Anforderungen im Beruf sind für die meisten Banker klar. Mit der fortschreitenden Digitalisierung sind IT-Kompetenzen (dies nannten 73,77 Prozent aller Befragten) und die Bereitschaft, sich kontinuierlich zu verändern (58,11 Prozent), wichtig. Interessant ist hier, dass die Veränderungsbereitschaft im vergangenen Jahr noch von 71,48 Prozent der Umfrageteilnehmer genannt wurde. In der zunehmend komplexen Berufswelt ist ausserdem Sozialkompetenz sehr gefragt (52,28 Prozent); im Vorjahr waren es sogar 60,40 Prozent gewesen.

Hier bieten sich die grössten Karrierechancen

Die grössten Karrierechancen sehen die Umfrageteilnehmer im Umgang mit digitalen Produktinnovationen (57,38 Prozent der Befragten) sowie in den Bereichen IT (57,17 Prozent) und in der Sparte Legal & Compliance (46,39 Prozent). Zudem sind zwei neue Bereiche in der Gunst der Beschäftigten deutlich gestiegen; 33,98 Prozent der Befragten erklärten, dass die Private-Equity-Branche in den nächsten Jahren grosse Karrierechancen bieten werde. 31,13 Prozent sehen ein grosses Potenzial bei Family Offices.

Zum Vergleich: Im Jahr 2012 stand an erster Stelle der Bereich Legal & Compliance, dem die damals befragten Personen die grössten Berufschancen (71,73 Prozent) einräumten, gefolgt von der IT (48,07 Prozent) und dem Wealth Management/Private Banking (40,96 Prozent).

Jeder fünfte Banker erhielt 2021 keinen Bonus

Erstmals ging die Erhebung auch der Frage nach, welche Faktoren die Karriereentwicklung behindern. Mit 43,31 Prozent an Nennungen wurden Verlagerungen von Geschäftsabteilungen ins Ausland am meisten genannt. Danach folgten mit 42,44 Prozent regulatorische Veränderungen, und 40,26 Prozent der Befragten erachten neue Geschäftsmodelle in den Bereichen Fintech und DeFi als die grössten Karrierebremser. Interessant ist auch, dass 21,98 Prozent der Teilnehmenden die Konkurrenz durch Expats als grösste Behinderung ihrer Karriere sehen.

Wie aus den Umfrageergebnissen weiter hervorgeht, hat gut jeder fünfte Befragte (20,40 Prozent) für 2021 keinen Bonus erhalten, derweil die Sondervergütungen bei 29,05 Prozent gleich hoch ausfielen wie im Jahr 2020. Nach wie vor macht der Bonusanteil einen substanziellen Anteil des Jahreseinkommens aus. Er betrug bei 39,02 Prozent der Befragten 10-25 Prozent des Jahresgehalts, und bei 18,18 Prozent sogar 25-50 Prozent.

Permanente Weiterbildung wertvoll

Überdurchschnittlich gross ist das Bewusstsein, dass die permanente Weiterbildung in der Finanzbranche wichtig ist: 45,45 Prozent der Befragten besuchen regelmässig themenspezifische Seminare, 37,02 Prozent öffentliche Referate und Konferenzen; 25,47 Prozent der Umfrageteilnehmer planen einen Lehrgang an einer Hochschule (MAS, DAS, CAS) und 23,11 Prozent wollen sich mit prüfungsfreien Kursen weiterbilden.

Unter den Umfrageteilnehmenden verloste finews.ch drei Restaurant-Gutscheine für je 2 Personen in einem Lokal in Zürich. Die Gewinner sind:

  • Iris Schmid
  • Etienne Perret
  • Nikolaus von Guérard

An der diesjährigen Erhebung beteiligten sich 1’100 Personen, davon waren 79,46 Prozent Männer und 17,86 Prozent Frauen. Keine Angaben machten 2,68 Prozent der Befragten; 8,71 Prozent waren zwischen 20 und 30 Jahre alt, 31,70 Prozent zwischen 30 und 45 Jahre, 50,89 Prozent zwischen 45 und 60 Jahre sowie 8,71 Prozent über 60 Jahre. Exakt 37,92 Prozent der Befragten verfügen über einen Masterabschluss von einer Universität und 11,51 Prozent über einen Master einer Fachhochschule, während 11,96 Prozent eine Eidg. Höhere Fachprüfung vorweisen. Die Umfrage findet seit 2012 jährlich statt.