Im ersten Halbjahr 2023 konnten viele Banken die 2022 erlittenen Rückschläge kompensieren. Das Umfeld bleibt aber schwierig. Trotzdem hegen einige Institute höchst ambitionierte Wachstumspläne. 

Am (heutigen) Freitag hat die Genfer Union Bancaire Privee (UBP) als erste grosse Schweizer Privatbank ihre Halbjahresergebnis vorgelegt. Die Zürcher Konkurrentin Julius Bär wird dies am kommenden Montag tun.

Ende Juni verwaltete die UBP 140,6 Milliarden Franken an Vermögenswerten. Verglichen mit dem Stand Ende 2022 von 140,4 Milliarden Franken war das nur ein marginales Plus. Der Wert ist dagegen ein deutlicher Rückgang gegenüber den 160,4 Milliarden Franken per Ende 2021, das als grossartiges Börsenjahr in die Geschichte einging. «Obwohl sich die globalen Märkte inzwischen erholt haben, neigen die Kunden dazu, eine abwartende Haltung einzunehmen», sagte UBP-Chef Guy de Picciotto.

Limitierter Neugeldzufluss

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(Bild: KPMG)

Christian Hintermann, Bankenexperte beim Beratungsunternehmen KPMG in Zürich, rechnet trotz der jüngsten Stabilisierung mit einem anhaltend schwierigen Umfeld, wie er im Gespräch mit finews.ch erklärte. Das Jahr 2023 werde sich ähnlich entwickeln wie 2022.

«Die Märkte haben sich zwar etwas stabilisiert, das Marktumfeld bleibt aber anspruchsvoll. So ist die Nettoneugeldgewinnung für viele Privatbanken und Vermögensverwalter weiterhin limitiert. Und da die verwalteten Vermögen 2022 deutlich rückläufig waren, bewegten sich diese Anfang 2023 auf deutlich tieferem Niveau als im Vorjahr», so Hintermann.

Wohin fliessen die CS-Gelder?

Zudem wirke sich der schwache Dollar negativ auf die Erträge und die verwalteten Vermögen aus. «Die Privatbanken profitieren aber wie schon 2022 vom stark steigenden Zinsergebnis, das teilweise zu Rekordresultaten geführt hat.»

Inmitten dieser Gemengelage spielt dann auch noch der Niedergang der Credit Suisse (CS) eine Rolle. Die zweitgrösste Bank der Schweiz hatte Ende 2022 noch rund 1,3 Billionen Franken an Vermögen verwaltet. Die grosse Frage lautet jetzt: Wohin werden diese Gelder fliessen?

Kundengelder in sieben Jahren verdoppeln

Klare Ambitionen auf diese Depot hat unlängst Julius Bär angemeldet. Wie Verwaltungratspräsident Romeo Lacher kürzlich in einem Interview mit finews.ch erklärte, will die Bank ihre Kundengelder von derzeit 424,1 Milliarden Franken in sieben Jahren auf eine Billion Franken verdoppeln.

In einem Interview mit der Genfer Tageszeitung «Le Temps» sprach EFG-Verwaltungsratspräsident Alexander Classen kürzlich offen aus, was viele denken. Er nannte es eine einmalige Chance, erstklassige Kundenberater von der CS abzuwerben, denn: Mehr Berater bedeuten fast immer auch mehr verwaltete Vermögen.

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