An Alter und Erfahrung hat der Lykke-Gründer der Konkurrenz einiges voraus. Doch auch Richard Olsen will die Finanzwelt neu erfinden. Wie er dabei vorgeht, hat er finews.ch erzählt.

Richard Olsen entspricht nicht dem Stereotyp eines Krypto-Gründers. Mit seinem Velo, Wollpullover und der professoralen Frisur würde man ihn eher mit der ETH als mit dem Paradeplatz in Verbindung bringen.

Doch mit theoretischen Durchbrüchen gibt sich der 65-jährige Olsen nicht zufrieden. «Finance bitte neu erfinden», so seine Forderung. Mit seinem Krypto-Startup Lykke will er diesen Anspruch gleich selbst erfüllen.

Erster Exit hinter sich

Mit einer Begeisterung, die auch einem frisch gebackenen Lottogewinner gut anstehen würde, beschreibt er im Gespräch mit finews.ch sein Unternehmen. Aus einem Whitepaper sind seit 2015 etwa 100 Mitarbeiter geworden, finanziert mit 15 Millionen bis 20 Millionen Franken.

Lykke ist nicht Olsens erster Versuch, die Finanzwelt zu revolutionieren. Schon in den 1990-er Jahren hat er zusammen mit einem Mitstreiter Oanda gegründet. Die Währungshandels-Plattform wurde diesen Frühling an ein Private-Equity-Unternehmen verkauft, die Gründer waren allerdings schon seit mehreren Jahren nur noch als Aktionäre dabei.

Tamedia hat ein Mobile Wallet

«Ich bin der Urgrossvater», sagte Olsen, auf sein Mehr an Erfahrung gegenüber anderen Gründern in der Krypto-Szene angesprochen. «Ich habe so viel aus meinen früheren Projekten gelernt. Das habe ich vielleicht den jüngeren Leuten voraus.»

Mit seiner Begeisterungsfähigkeit hat Olsen auch den Schweizer Medienkonzern Tamedia angesteckt, wie auch finews.ch berichtete. Der Zeitungsverlag habe tatsächlich Lykke Coins, kurz LKK, gekauft und halte diese in einem so genannten Mobile Wallet, so der Gründer.

«Es war, als hätten die das ganze Unternehmen mit einer Zahnbürste geschrubbt, so genau haben die hingeschaut», beschreibt Olsen den Due-Diligence-Prozess vor der Beteiligung. «Das ist für uns eine gute Übung in der Professionalisierung.»

Hindernisse bei der Kapitalsuche

LKK ist zwar ein Security Token, der Inhaber hat also ein Recht auf Aktien, welches in Token-Form einfacher gehandelt werden kann. Trotzdem ist ein direktes Investment in eine Kryptowährung für traditionelle Unternehmen eher untypisch.

Zudem hat sich Lykke damit bei der Kapitalsuche selbst etwas behindert – in vielen Rechtsgebieten ist der Verkauf solcher Tokens nicht gestattet. Die stattdessen häufig herausgegebenen Utility Token fallen dagegen in einen Graubereich. Ihre Legalität hängt nicht zuletzt davon ab, ob man dafür dann tatsächlich eine Dienstleistung oder ein Produkt bekommen kann.

Tamedia hat sich mit dem Investment in eine nicht offengelegte Menge LKK allerdings nicht einfach an einem weiteren Fintech-Unternehmen beteiligt. Olsen will einen «globalen elektronischen Tauschwarenhandel» schaffen, wo «alles gegen alles» gehandelt werden soll.

Financial Engineering

In Bezug auf die Technologie ist das Unternehmen dabei offen. «Wir sind wie Java, agnostisch zur Hardware», verglich Olsen. «So müssen wir auch sein, einfach agnostisch zur Blockchain.»

Sein Ziel ist es denn auch nicht, Ethereum oder Tezos den Rang abzulaufen. «Financial Engineering» soll zum Alleinstellungsmerkmal werden. Olsen schweben durch Algorithmen unterstützte Krypto-Derivate vor, mit deren Hilfe er gleich auch noch die Liquidität der Handelsplattform sicherstellen will.

Offene Finma

Die dafür notwendige Effektenhändler-Lizenz ist bei der Finma bereits beantragt, ähnliche Verfahren laufen im europäischen Ausland. Auch wenn er keine Zeitangaben machen könne, die Signale seien «extrem positiv», so der Lykke-CEO.

«Die sind auch offen für echte Finanzmarktinnovationen», sagt Olsen über die Schweizer Regulatoren. «Wir haben uns nicht einfach für eine Effektenhändler-Lizenz beworben, sondern dort auch Themen angesprochen, die nachher wichtig sind, um den neuen Markt optimal zu gestalten.»

Expansion dank ausländischer Investoren

Ist die Lizenz einmal da, will Lykke anfangen, den Investmentbanken das Geld abzugraben. «Wir haben keine Ticketkosten», so Olsen. Damit kann das Unternehmen von sehr grossen Transaktionen bis hin zu Geschäften über wenige Franken jeden Auftrag abwickeln. Über den Verkauf von Finanzprodukten, die von der Liquidität des Gratishandels profitieren, soll dann Geld verdient werden.

Noch nimmt Lykke Geld von lokalen Investoren an. Um die internationale Expansion voranzutreiben, will Olsen danach grosse, ausländische Geldgeber an Bord holen, die als Türöffner fungieren sollen.

 

 

 

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