Die Banken stecken zwar viel Geld in Software, sagt der Zürcher Unternehmer und Ständerat. Doch Ruedi Noser findet, das alleine reiche nicht.

Fragt man Ständerat Ruedi Noser, welches Digitalprojekt aus der Schweizer Wirtschaft ihn 2018 am meisten beeindruckt hat, muss er nicht lange nachdenken. «Besonders fasziniert hat mich dieses Jahr die Cloud-Umstellung des ganzen Betriebs bei Credit Suisse Asset Management.»

Das sei zwar nicht ganz uneigennützig, gab der FDP-Ständerat und IT-Unternehmer gegenüber dem Schweizer Magazin «Computerworld» zu. Noser sitzt schliesslich im Verwaltungsrat des Unternehmens. Unabhängig von seinem Amt sei das wohl «eines der modernsten Projekte, das momentan in der Schweiz abläuft.»

Weltmeisterin mit mangelndem Verständnis

Sonst bereiten ihm die Banken momentan nicht so viel Freude. Viele steckten zwar sehr viel Geld in Software, müssten aber bei der digitalen Transformation der Geschäftsprozesse aufholen. «Sie haben in vielen Bereichen nicht verstanden, dass Digitalisierung nichts mit Software zu tun hat», so Noser.

Denn digitalisieren bedeute im Grunde, ein Geschäftsmodell komplett neu zu entwickeln – «und nicht, etwas Handgemachtes digital abzuwickeln», schliesst er. Die Schweiz sei generell Weltmeisterin darin, in Hard- und Software zu investieren. Das gelte jedoch nicht für die Digitalisierung von Geschäftsmodellen. «Dass es da einen Unterschied gibt, hat die Schweiz grundsätzlich noch nicht verstanden.»

Kleine mit besseren Karten

Kleine und mittelgrosse Unternehmen (KMU) hätten im Zuge der Digitalisierung bessere Karten, findet Noser indes. «Ich bin der Meinung, dass sich KMU schneller bewegen werden als so manche Grosskonzerne.» Denn mit der digitalen Transformation würde es auch für kleinere Unternehmen möglich werden, gleiche Mechanismen zu nutzen wie globale Konzerne.

Sprich: «Für Schweizer KMU sehe ich enorme Chancen, weil die Digitalisierung den Skalenvorteil grosser Unternehmen aufhebt. Schauen wir uns beispielsweise Salesforce an.» Mit dem Cloud-basierten Spezialisten für Kundenbeziehungs-Management liesse sich laut Noser eine Verkaufsorganisation weltweit organisieren, auch wenn diese nur zehn Personen stark sei. Vor zehn Jahren sei das praktisch unmöglich gewesen.

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