Die Asset-Management-Branche ist für die Schweiz von grosser Bedeutung, was aber noch zu wenig wahrgenommen wird, wie Lorenz Arnet im Interview feststellt. Das will er ändern.


Herr Arnet, kürzlich hat die Asset Management Platform Schweiz in Zusammenarbeit mit dem IFZ in Zug die zweite Ausgabe der IFZ/AMP Asset Management Study veröffentlicht. Welche Kernaussagen enthält diese Erhebung?

Die wichtigste Erkenntnis der Studie: Die Asset-Management-Branche ist für die Schweiz von grosser Bedeutung, was jedoch noch zu wenig wahrgenommen wird. Das Schweizer Asset Management bietet direkt und indirekt rund 55’000 Arbeitsplätze für hochqualifizierte Mitarbeitende und spielt bei der professionellen Verwaltung der Pensionskassengelder eine zentrale Rolle.

Ausserdem sorgt das Asset Management für eine effiziente Kapitalallokation, indem es Spargelder in Projekte und Unternehmen der Realwirtschaft leitet. Zudem zeigt das in der Studie erstellte Hub-Ranking, dass die Schweiz mit Zürich und Genf über zwei äusserst konkurrenzfähige Asset-Management- Standorte verfügt.

Wie würden Sie die aktuelle Dynamik in der Branche beschreiben?

Die Schweizer Asset-Management-Branche ist durch eine grosse Vielfalt gekennzeichnet. Die meisten Asset Manager verfolgen einen aktiven Management-Ansatz, da das passive Geschäft von ein paar wenigen grossen Anbietern dominiert wird und der Preisdruck dort sehr hoch ist.

Ein weiterer Trend ist sicherlich im Bereich «Private Markets» erkennbar: Viele Anbieter bauen ihr Angebot in diesem Bereich aus, da er nach wie vor hohe Margen und gute Wachstumsaussichten bietet. Und last but not least wollen viele Asset Manager noch näher an den Endkunden herankommen. Die klassischen Vertriebskanäle wie Banken werden in Zukunft vermehrt Konkurrenz von Fintech-Anbietern erhalten.

Welches langfristige Ziel verfolgt die von der Asset-Management-Plattform durchgeführte Studie?

Das Asset Management soll als wichtiges Standbein des Finanzsektors in der Schweiz wahrgenommen werden. Während die Schweiz als weltweit führender Private- Banking-Standort bekannt ist, gilt dies im Asset Management noch nicht im gleichen Ausmass. Das möchten wir ändern.

Andererseits dient die Studie dazu, die Diversität, aber auch die Grösse des Asset-Management-Standorts Schweiz aufzuzeigen. Asset Manager verwalten in der Schweiz rund 2’200 Milliarden Franken, das ist das Dreifache des Schweizer BIP und inzwischen etwa gleich viel wie die Schweizer Banken im grenzüberschreitenden Private Banking.

Wo sehen Schweizer Vermögensverwalter die besten Zukunftschancen?z

Unsere Analyse zeigt, dass Schweizer Asset Manager die grössten Chancen in einer klaren Produktspezialisierung sehen. Am anderen Ende der Skala liegen passive Anlagen, die von kaum einem Asset Manager als Chance erachtet werden.

Dieses Resultat erstaunt nicht, denn die Struktur des Schweizer Asset-Management-Markts mit vielen relativ kleinen Firmen zwingt die Anbieter dazu, innovativ und fokussiert zu sein. Im passiven Geschäft die grossen, globalen Anbieter zu konkurrenzieren, ist hingegen nur für eine Handvoll grösserer Schweizer Anbieter sinnvoll.

Als zweite grosse Chance sehen Schweizer Asset Managern nachhaltige Anlagen. Das Wachstum bei diesen Produkten ist gross und sowohl die Schweiz als Land wie auch die Schweizer Asset-Management-Branche sind gut positioniert, weltweit eine führende Rolle in diesem Bereich zu spielen. Persönlich glaube ich, dass wir schnell, konsequent und kompromisslos in diese Richtung gehen sollten. Nur halbherzig mit den anderen mitzuschwimmen, ist keine Option.

Wie entwickeln sich auf dem Schweizer Markt aktive im Gegensatz zu passiven Anlagen?

Auch in der Schweiz sind passive Anlagen weiterhin auf dem Vormarsch. So verwalten Schweizer Asset Manager aktuell 28 Prozent ihrer Kundengelder passiv. Bei institutionellen Mandaten liegt dieser Wert sogar bei 34 Prozent bei kollektiven Kapitalanlagen dagegen erst bei 19 Prozent In den USA ist der Trend zum passiven Anlegen noch weiter fortgeschritten, Europa dagegen hinkt diesbezüglich etwas nach.

Bei institutionellen Kunden ist jedoch eine gewisse Sättigung erkennbar. Es würde mich daher nicht überraschen, wenn sich der Anteil der passiven Anlagen bei rund einem Drittel einpendeln würde. Dies wäre im Übrigen auch für die Asset-Management-Branche wünschenswert, denn mit passiven Produkten erwirtschaftet die Asset-Management-Industrie global nur 5 Prozent ihrer Erträge.


Lorenz Arnet ist Geschäftsführer der Asset Management Platform sowie Senior Counsel, Swiss Funds & Asset Management Association SFAMA. Dieser Beitrag erscheint in Zusammenarbeit mit der Asset Management Platform.

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