Bereits mehr als 20 Jahre arbeitet Michael Sabbatini für die im Asset Managment tätige Capital Group. In seinem Research-Team pflegt er einen Analyseprozess, der stets daran erinnert, wie wichtig intellektuelle Demut und Zusammenarbeit sind. 


Michael Sabbatini, was treibt Sie an?

Ich habe das Glück, täglich das zu tun, was ich gerne tue: lernen, gestalten und die Entscheidungsfindung beeinflussen. Zu den Kernwerten von Capital Group gehören die langfristige Ausrichtung sowohl bezüglich Investments für unsere Kunden als auch hinsichtlich Geschäftsführung, und auch der Respekt vor dem Individuum und seinem Denken.

Dies ermöglicht ein Umfeld intellektueller und methodischer Freiheit, in dem ich neue Wege erforschen kann zur Bewältigung von Investment-Herausforderungen und zur Entwicklung innovativer Lösungen. Das alles ist für mich sehr motivierend und bereichernd.

Auf welchen Werten beruhen Ihre täglichen Handlungen, Entscheidungen, Pläne?

Die einfache Philosophie, wonach wir immer das tun sollten, was für unsere Kunden und Mitarbeiter richtig ist, bildet die Grundlage für jede Handlung und Entscheidung. Unser Geschäft beruht auf Vertrauen; daher sind Integrität, Verantwortlichkeit und strenge Analyse wesentliche Grundsätze bei unserem Handeln.

Darüber hinaus haben wir in unserem quantitativen Research-Team einen stabilen Beurteilungs-Prozess, der uns immer wieder daran erinnert, wie wichtig intellektuelle Demut und der Wert der Zusammenarbeit sind – alles Überzeugungen, die bei Capital Group verbreitet gelebt werden.

Welche Leitsätze und Führungsprinzipen verfolgen Sie?

Als Vordenker und Mentor in unserem quantitativen Research Team ist es meine Aufgabe, die Vorgaben für die Qualität unserer Arbeit anzugeben sowie Begeisterung zu wecken für die Vertiefung und Erweiterung unserer Research-Agenda. Dies bedeutet, dass wir für intellektuelle Strenge und Ehrlichkeit eintreten, insbesondere mit Blick auf die Grenzen unserer Arbeit.

Es bedeutet aber auch, dass wir einen beständigen Willen zum Lernen zeigen müssen. Hierfür bedarf es der stetigen Identifizierung neuer und herausfordernder Probleme, die es zu lösen gilt, der Förderung von Zusammenarbeit und Transparenz sowie der Zulassung origineller Ideen und einer Vielfalt von Standpunkten.

Was hat Sie dazu bewegt, das zu tun, was Sie heute tun?

Eine gehörige Portion Glück auf dem Weg dorthin gehört sicherlich dazu. Nach meinem Studium an der HEC Lausanne, wo ich meine Leidenschaft für Ökonometrie und Finanzen entdeckte, besuchte ich eine Hochschule in den USA mit dem Ziel, eine akademische Karriere zu verfolgen. Ich verbrachte aber jeden Sommer zu Hause und führte im Auftrag des Schweizerischen Nationalfonds Forschungsarbeiten durch. Durch glücklichen Zufall wurde ich an einer Sommerparty einem Portfoliomanager vorgestellt, der für Capital Group in Genf arbeitete, wo er mich zu einem Interview einlud.

Obwohl es nicht naheliegend erschien, angesichts meines Interesses an quantitativem Research und Capital Group als fundamental orientiertem Asset Manager, war ich davon überzeugt, dass dies ein grossartiger Ort zum Arbeiten und Weiterentwickeln sein würde. Also schloss ich mich dem Team an, das 1965 im Genfer Büro die Redaktionsarbeit und das Research für die Morgan Stanley Capital International Indizes – kurz MSCI – leistete, die ursprünglich von Capital Group ins Leben gerufen worden waren.

Kurz nach meinem Eintritt beschlossen Capital Group und Morgan Stanley, die zu diesem Zeitpunkt die kommerziellen Rechte besassen und als Herausgeber der Indizes fungierten, das Index-Researchteam mit den übrigen Aktivitäten von MSCI zu konsolidieren und ein eigenes Unternehmen zu gründen. Obwohl ich die einzige Person aus dem Team war, die weiterhin Mitarbeiter von Capital Group war – dies um den Übergang zu erleichtern –, arbeitete ich etwa zwei Jahre lang für beide Organisationen, in denen ich unter anderem auch das Research und die Entwicklung des Global Industry Classification Standards bei MSCI leitete.

Danach habe ich in vollem Umfang die Rolle eines Quant-Analysten bei Capital Group übernommen. Die damals neue Rolle bietet mir seit 22 Jahren immer wieder die Gelegenheit, mich weiterzuentwickeln.

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spass, was am wenigsten?

Was mir am meisten Spass macht, ist der Freiraum zum Denken, zum Lesen von Research-Ergebnissen und zum Lernen von anderen. Ebenso schätze ich die Unabhängigkeit, um neue Ideen und Rahmenbedingungen zu schaffen, diese auszubauen und als Prototypen zu verwenden. Am wenigsten Spass machen mir administrative und repetitive Aufgaben.

Wo finden Sie in Ihrer Freizeit den Ausgleich?

Zeit zu verbringen mit meiner Familie und meinen Freunden hält mich gesund. Die Werte und die Kultur von Capital Group schaffen optimale Voraussetzungen dafür, dass dieses Gleichgewicht gut zu erreichen ist, und daher ist es nicht ungewöhnlich, dass Mitarbeiter sehr lange im Unternehmen sind und – dies gilt auch für mich – ihre gesamte Karriere bei Capital Group verbringen.

Was würden Sie heute einem Berufseinsteiger im Asset Management oder Ihrem jüngeren Selbst empfehlen?

Ich empfehle jedem, der seinen beruflichen Weg beginnt, tiefgreifend über die Menschen nachzudenken, mit denen er täglich arbeiten und sich engagieren möchte. Wenn ich an den Beginn meiner Karriere zurückdenke, hat mich das Versprechen, mit klugen, leidenschaftlichen und kollegialen Menschen zusammenzuarbeiten, davon überzeugt, Capital Group beizutreten.

Was ist Ihr liebstes Reiseziel in der Schweiz oder im Ausland?

Es ist zu jeder Jahreszeit ein Strand im Indischen Ozean oder New York, wo meine Frau und ich zu Beginn meiner Karriere bei Capital Group einige Zeit gelebt haben, und wo wir immer gerne zu Besuch sind.

Wofür sind Sie dankbar?

Für den Sinn für Humor und die Gabe des Aufschiebens.

Welches Buch lesen Sie gerade?

Besonders gerne lese ich Biographien; derzeit sind es Keith Richards Memoiren «Life», die nicht nur sehr aufschlussreich und höchst unterhaltsam sind, sondern auch eine beeindruckende Überlebensgeschichte darstellen.

Wenn Sie ein Land aussuchen dürften: wo würden Sie am liebsten leben und wieso?

Das ist einfach zu beantworten: die Schweiz. Ich wurde im afrikanischen Malawi geboren, wo wir einige Jahre lebten, bevor wir nach Rom zogen. Später, als ich noch jung war, zog ich in die Schweiz, wo ich den grössten Teil meiner Ausbildung absolvierte. Capital Group ist wirklich eine globale Organisation, und ich könnte meine Rolle von jedem unserer Büros auf der ganzen Welt aus wahrnehmen. Aber ich habe mich dafür entschieden, hier zu leben und zu arbeiten, weil es meine Heimat ist.

Und wenn man bedenkt, was die Schweiz in Bezug auf Lebensqualität, Bildung und Wettbewerbsfähigkeit zu bieten hat, ist das Land nur schwer zu übertreffen. Dies erklärt auch, warum Capital Group Anfang der 1960er-Jahre in Genf das erste Büro ausserhalb der Vereinigten Staaten eröffnet hatte und sich auch heute noch für diesen Standort einsetzt.


Michael Sabbatini arbeitet als Strategie- und Kapitalmarkt-Analyst bei der Capital Group, wo er global für das quantitative Research und die Asset Allocation verantwortlich ist. Er verfügt über 22 Jahre Investment-Erfahrung, alle bei der Capital Group. Er verantwortet mit dem Quantitative Research und Analytics Team die aktive Asset Allocation bei globalen institutionellen und ausgewogenen US-Mandaten. Zu Beginn seiner Karriere bei der Capital Group war er Quant-Analyst und Benchmark-Research-Analyst. Er hat einen Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften der Universitäten Yale und Lausanne.

Dieser Beitrag erscheint in Zusammenarbeit mit der Asset Management Platform.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.57%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.88%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.97%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.03%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel