In den Geldmärkten ging es im März und April turbulent zu und her – und das sei für die Plattform Instimatch vorteilhaft gewesen, sagt CEO Daniel Sandmeier im Interview mit finews.ch. Das Momentum solle nun ausgenutzt werden.


Herr Sandmeier, Ihre digitale Plattform Instimatch müsste derzeit zu den Krisengewinnlern gehören. Wie haben sich die Handelsvolumen auf der Plattform entwickelt?

Wir waren über Schnelligkeit und Ausmass der Bewegungen in den Geldmärkten überrascht. Allein im April handelten wir über 5 Milliarden Franken über unsere Plattform. Das ist rund fünf mal mehr als im Januar.

Wo waren die Volumen am höchsten?

In diesen verrückten Zeiten benötigten die Treasurer auf oftmals unberechenbare und dramatische Weise Liquidität – oder mussten diese wieder loswerden. Unsere Plattform liefert bei Transaktionen die Transparenz über den Preisfindungsmechanismus. Dieser Vorteil plus der Fakt, dass auch CFO wohl mehrheitlich im Homeoffice arbeiteten, kamen unserer Plattform zu Gute. Die Aprilvolumen waren stark vom Franken geprägt und auch von Schweizer Kunden.

Sie starteten kürzlich im Nahen Osten und haben auch eine Niederlassung in Grossbritannien eröffnet. Wie wollen Sie das «Schweizer Momentum» in diesen neuen Märkten nutzen?

Der Nahe Osten ist einer unserer Fokusmärkte, ein weiterer ist Osteuropa, wo wir voraussichtlich zunächst in Polen starten. Der nächste logische Ausbauschritt erfolgt in Richtung Asien.

Wie rasch wird das geschehen?

Wir möchten so schnell wie möglich nach Asien expandieren! Doch wollen wir uns auch nicht überstrapazieren.

«Wir prüfen derzeit Partnerschaften»

Ich denke, der nächste Wachstumsschritt bedingt auch eine neue Finanzierungsrunde, um in den neuen Regionen richtig Fuss fassen zu können.

Wo sehen Sie weitere Möglichkeiten für Wachstum?

In strategischen Partnerschaften. Unser Wachstumsmomentum und die grössere Nutzung der Plattform vereinfachen das Eingehen neuer Partnerschaften mit Anbietern, die ähnliche oder komplementäre Dienstleistungen haben.

Haben Sie Beispiele?

Wir prüfen eine Partnerschaft mit einem Devisenhändler sowie mit einem Anbieter von Treasury Management und Zahlungssystemen. Wir haben einige weitere Projekte in der Pipeline, zu denen ich leider noch keine Details geben kann. Doch das Ziel ist, unsere Kundenbasis deutlich und schneller zu vergrössern.

Sie erwähnten eine mögliche Finanzierungsrunde. Wie hoch ist der Finanzbedarf und wann wird er notwendig?

Bei uns ist es wie bei allen Startups: Nach der Finanzierungsrunde ist immer vor der nächsten Finanzierungsrunde. Wir halten uns alle Optionen offen.

Die Corona-Pandemie hat den Risikokapitalmarkt ausgetrocknet.

Ja, manche Diskussionen mussten wir aufschieben. Doch es kommt wieder mehr Bewegung ins Spiel.

«Auch mit einem kleinen Prozentanteil wären wir gross»

Ich bin sehr optimistisch, dass unser Momentum und die stärkere Nutzung unserer Plattform auch das Interesse neuer Investoren wecken wird.

Wie lauten Ihre Ziele in Bezug auf Marktanteile und einen Breakeven?

Jede Institution, die Cash benötigt oder Cash handelt, sich auf dem Geldmarkt kurzfristige Liquidität besorgen will und dies über eine Bank oder eine andere Gegenpartei tut, ist ein potenzieller Kunde. Selbst wenn wir nur einen kleinen Prozentanteil des Geldmarktes abwickeln, wären wir eine Plattform von beträchtlicher Grösse, die sich zudem sehr gut skalieren lässt.

Stichwort Skalierbarkeit: Wie bewährte sich Ihre Technologie mitten Volumenansturm im April?

Es gab keinerlei Aussetzer oder gar Ausfälle.

Welche Erfahrungen ziehen Sie für Instimatch aus der Krise?

In der Schweiz spielten die Märkte wirklich verrückt. Wir hörten beispielsweise von Gegenparteien, die Schwierigkeiten bei der Preisfindung bei relativ gewöhnlichen Transaktionen hatten. Die Preise schwankten teilweise dramatisch. Wir führten daraufhin eine neue Funktion ein, welche den Kunden höhere Transparenz ermöglichte, ohne den Preisfindungsmechanismus fundamental zu beeinflussen.

Wie sieht es auf der Personalseite aus. Wachsen Sie auch dort?

Die grössere Auslastung unserer Plattform bedeutet nicht unbedingt, dass wir nun mehr Personal benötigen. Als digitaler Marktplatz können wir viel höhere Volumen managen und brauchen dafür nur wenig mehr personelle Ressourcen.

Und wann möchten Sie den Breakeven erreichen?

Das wird sich noch hinziehen. Wir haben unser Preismodell in ein «Freemium»-Modell abgeändert und planen eine Art Abonnement für zusätzliche Dienstleistungen. Dies wird uns sicherlich höhere Umsätze bringen. Doch zunächst ist das Ziel, Instimatch als die Plattform für den Geldmarkt zu etablieren. Wir wollen darin das Pendant von Linkedin werden, wo man Informationen von Berufsleuten abrufen kann.


Daniel Sandmeier ist CEO des Fintechs Instimatch, das im Jahr 2017 von Hugh Macmillen gegründet worden ist. Sandmeier war zuvor bei der Credit Suisse im Asset Management tätig gewesen und hatte davor den Vertrieb von Strukturierten Produkten geleitet. Sandmeier war auch auch Präsident des Schweizerischen Verbandes für Strukturierte Produkte gewesen. 

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