Oder anders gesagt: Viele Banken respektive deren Top-Management sind vermutlich schon seit August am Hyperventilieren und versuchen panisch, sämtliche Bankbeziehungen, welche die sanktionierten SDN und deren Verwandte zu juristischen Personen, Wirtschaftsunternehmen, Investitionsvehikel oder Stiftungen unterhalten oder eine Zeichnungsvollmacht haben, resolut zu kappen.

Privatbanken sind davon besonders betroffen, da sehr viele vermögende Chinesen bei solchen Instituten ein Konto unterhalten. Sie stehen vor der undankbaren Aufgabe, jegliche Vernetzungen oder gar Verstrickungen ihrer Kunden manuell zu prüfen. Allerdings verfügen kleinere Häuser kaum über die erforderlichen Screening-Tools, um dies effizient und sicher abzuwickeln. Sie werden es manuell tun müssen, was ein enormes Risiko darstellt. Vor diesem Hintergrund werden sich manche Privatbanken über kurz oder lang die Frage stellen müssen, ob sich dieser ganze Aufwand wirklich lohnt.

Wenig profitables Abenteuer

Als Folge davon werden sie ihre Dienstleistungen für diese Kunden, deren Familien und Angehörige vermutlich stark einschränken. Aber auch das wird ein höchst mühsames Unterfangen sein, zumal auch das nationale Sicherheitsgesetz einen Einfluss haben wird. Und last but not least wird die Präsenz in Hongkong unter diesen Prämissen dann doch zu einem fragwürdigen und vermutlich wenig profitablen Abenteuer.

Die Schweizer Privatbanken haben ein zusätzliches Problem. Vielen Instituten sitzen die kostspieligen Erfahrungen aus dem Steuerstreit mit den USA immer noch tief in den Knochen. Gerade deswegen werden viele Institute kaum erpicht sein, wegen ihren Kunden in Honkgong erneut in Kontakt mit den US-Behörden zu kommen.  

Haftung für Menschenrechtsverletzungen

Grösse Privatbanken werden mit ihren personell gut dotierten Abteilungen durchaus in der Lage sein, die neuen Anforderungen bewältigen zu können. Doch für alle anderen Häuser sieht es schlecht aus. Da letztere mehrheitlich nicht über Lizenzen für Geschäfte in China selber verfügen, dürften sie über kurz oder lang vom gesamten Markt ausgeschlossen werden.

Dies entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn trotz ihrer bemerkenswert guten Performance im ersten Halbjahr 2020 wird für viele Schweizer Privatbanken die unmittelbare Zukunft in Hongkong immer diffuser. Kommt noch hinzu, dass das Schweizer Stimmvolk im November 2020 über die Konzernverantwortungs-Initiative abstimmt, wonach Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit ihren Aktivitäten im Ausland haftbar gemacht werden könnten.

Böses Erwachen für alle

Sollte dieses Volksbegehren angenommen werden, könnten nicht nur die Schweizer Banken aus der Stadt vertrieben werden, sondern auch noch andere Schweizer Firmen, so dass die Hongkonger in ihrer bedingungslosen Liebe für Rolex, Nespresso oder Lindt-Schokolade ein böses Erwachen erleben könnten.

 

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