Jho Low, der wichtigste und nach wie vor flüchtige Drahtzieher im Korruptionsfall rund um den malaysischen Staatsfonds 1MDB, besorgte sich einen zypriotischen Pass mit Hilfe eines Unternehmens, dessen Wurzeln in die Schweiz zurückgehen, wie neue Dokumente zeigen.

Low Taek Jho (Bild unten) – oder kurz Jho Low – wird von den amerikanischen und den malaysischen Behörden gesucht. Der chinesisch-malaysische Financier gilt als Drahtzieher und Mastermind im Milliarden-Korruptionsskandal rund um den malaysischen Staatsfonds 1Malaysia Development Berhad (1MDB).

In dem Fall, der 2016 publik wurde, verschwanden insgesamt rund 4,5 Milliarden Dollar in fremden Taschen. Schweizer Banken wie die Tessiner BSI, die Falcon Private Bank und andere Institute hatten 1MDB-Gelder geschleust und sind von den Behörden teilweise hart sanktioniert worden. Jho Lows Besitztümer – Kunstwerke, Privatjet, Yacht – haben die US-Behörden konfisziert.

Vor Jahren untergetaucht

Jho Low 1

Low ist seit 2016 untergetaucht. Vermutungen gingen zunächst dahin, dass er in China ein neues Leben führe, später hiess es, er habe eine Staatsbürgerschaft in der Karibik erworben. Inzwischen ist bekannt, dass er im Besitz eines zypriotischen Passes ist, wie neuste Recherchen des OCCRP zeigen – und ein Unternehmen mit schweizerischem Ursprung spielte dabei eine nicht unwesentliche Rolle. 

Schweizer Wurzeln – Schweizer Chefs

Das Kürzel OCCRP steht für das Organized Crime and Corruption Reporting Project. Dabei handelt es sich um ein 2006 gegründetes Netzwerk von Journalisten-Organisationen, die in verschiedenen Ländern beheimatet sind, und unter anderem den 1MDB-Fall unter die Lupe nehmen.

Gemäss den Recherchen war das internationale Beratungsunternehmen Henley & Partners (Henley) massgeblich daran beteiligt, dass Low zu einem europäischen Pass kam. Die Firma, die weltweit Staatsbürgerschaften und Wohnsitze vermittelt, ist zwar in London domiziliert. Doch in seinen Ursprüngen ist das Unternehmen schweizerisch; Verwaltungsratspräsident Christian Kälin sowie CEO Jürg Steffen sind ebenfalls beide Schweizer. 

Üppige Geldlflüsse

Das Unternehmen hat verschiedentlich – auch gegenüber finews.ch – dementiert, mit Low etwas zu tun zu haben. Auch in einem neuen Statement betont Henley, Low sei als Kunde abgelehnt worden.

Doch neue Dokumente zeigen, dass Henley, laut OCCRP, eine andere Gesellschaften dazwischen schaltete: unter anderem die in Zypern ansässige FidesCorp Services. Henley räumt rückblickend auch ein, dass die damaligen Mitarbeitenden heute nicht mehr für das Unternehmen tätig seien. 

Trotzdem flossen damals offenbar gut 710'000 Euro (umgerechnet knapp 770'000 Franken) von FidesCorp Services als Vergütungen und Kommissionen zu Henley – 60'000 Euro für das Reisepass-Geschäft sowie 650'000 Euro als Kompensation für die Hilfe bei der Abwicklung eines Immobiliendeals für eine Seevilla auf Zypern.

Freundin abgelehnt

Scheingesellschaften sollen dazu beigetragen haben, die Immobilien-Transaktion für Low zu verschleiern, heisst es in dem OCCRP-Bericht weiter. In die gleiche Richtung zielen auch die Versuche weiterer Personen aus dem Umfeld Lows, die ebenfalls eine zypriotische Staatsbürgerschaft beantragen wollten. Sie wickelten dies mit Adressen und Immobilien in Zypern ebenfalls über FidesCorp Services ab.

In der Folge lehnten die Behörden Zypern die Gesuche dieser Gefolgsleute ab, darunter Lows Bruder sowie zwei ihm nahestehende Mitarbeitenden. Kein Glück beschieden war auch Lows Freundin Jesselynn Chuan Teik Ying. Deren Antrag lehnten die Behörden ebenfalls ab, was wiederum zur Folge hatte, dass nun auch Lows zypriotische Staatsbürgerschaft überprüft wird, wie der Innenminister Zyperns, Nicos Nouris gegenüber OCCRP erklärte.

Immer noch flüchtig

Dies alles geschieht vor dem Hintergrund, dass sowohl Low als auch die erwähnten Personen aus seinem Umfeld nach wie vor flüchtig und von diversen Behörden gesucht werden.

 

 

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