Beim kollabierten US-Hedgefonds Archegos geht es im wahrsten Sinne ans Eingemachte. Bisherige Mitarbeitende machen Bonus-Ansprüche in der Höhe von einer halben Milliarde Dollar geltend.

Die Mitarbeitenden des maroden US-Hedgefonds Archegos Capital Management müssen mit Boni-Verlusten von etwa einer halben Milliarde Dollar rechnen, nachdem der Wert eines von der Firma eingerichteten Vergütungsplan zusammen mit ihren anderen Investments an den Finanzmärkten abgestürzt ist, wie die britische Wirtschaftszeitung «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) am Mittwoch berichtete.

Archegos hatte die Finanzwelt im vergangenen März erschüttert, als das Unternehmen gezwungen war, mehrere stark fremdfinanzierte Geschäfte mit Derivaten, so genannte Total Return Swaps, rückgängig zu machen.

Mehr als 10 Milliarden Dollar verloren

Die Banken, mit denen Archegos Geschäfte machte, darunter vor allem die Credit Suisse, aber auch die UBS, Morgan Stanley und Nomura, mussten Verluste von insgesamt mehr als 10 Milliarden Dollar hinnehmen, wie auch finews.ch berichtete.

Jetzt geht es auch um das Geld, das den ehemaligen Mitarbeitenden geschuldet wird. Archegos selber befindet sich in einem Insolvenzverfahren. Im Rahmen des Plans mit der aufgeschobenen (Erfolgs-)Vergütung übertrug Archegos einen beträchtlichen Teil der jährlichen Boni seiner Beschäftigten mit dem Versprechen, diese auszuzahlen, sobald ein Mitarbeiter das Unternehmen verlässt, wie die «FT» weiter schreibt.

Bonus bei Ausscheiden

Während der ursprüngliche Betrag, den die Mitarbeiter in den obligatorischen Plan eingezahlt hatten, nach Angaben einer dritten Person, die mit dem Unternehmen vertraut ist, «unter 50 Millionen Dollar» lag, schwankte der Wert des Plans im Einklang mit den Hauptinvestitionen von Archegos.

Aus einem Dokument, das der «FT» vorliegt, geht offenbar hervor, dass 25 Prozent des Jahresendbonus des Planteilnehmers von Archegos zurückgehalten wurden, um beim Ausscheiden des Mitarbeiters ausgezahlt zu werden. Darin heisst es, dass die Auszahlung nicht unter ihren ursprünglichen Wert fallen würde.

Mitarbeitende spannen mit Gläubigern zusammen

Einige ehemalige Mitarbeiter haben jedoch nichts von ihrem aufgeschobenen Gehalt erhalten, auch nicht die ursprünglichen Beträge. Eine Person sagte der britischen Zeitung, dass «das Geld weg ist». Ein Vertreter von Archegos lehnte eine Stellungnahme ab.

Ehemalige Mitarbeitende wollen nun mit anderen Gläubigern ihre Forderungen anmelden. Währenddessen ist Archegos selber daran, potenzielle Rechtsansprüche von Banken zu prüfen, die versuchen, einen Teil des Geldes, das sie bei den fehlgeschlagenen Wetten verloren haben, zurückzubekommen sowie eine mögliche Abwicklung des Unternehmens zu planen.

Laut weiteren Informationen amtiert David Pauker, ein Finanzberater mit grosser Erfahrung in Liquiditationsfällen, als Chief Restructuring Officer von Archegos. Er lehnte ebebfalls eine Stellungnahme ab.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.55%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.91%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.01%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel