Der Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung sieht in der Übernahme ausländischer Sanktionen durch die Schweiz nicht das Ende der Neutralität. Die Banken seien in der Lage, Vermögenswerte innert Stunden zu blockieren, sagt Marcel Rohner.

«Die Banken in der Schweiz setzen die nationalen und internationalen Sanktionsmassnahmen konsequent um», betonte Marcel Rohner, Präsident der Schweizerischen Bankievereinigung (SBVg), an der Jahresmedien-Konferenz der am Dienstag in Zürich.

Sanktions-Regimes gebe es im Ukraine-Konflikt bereits seit 2014. Für die Compliance-Abteilungen der Banken sei es kein Problem, die Aktualisierungen und Erweiterungen umzusetzen. Noch mehr: nach einem Abgleich mit den Kundendaten sei es möglich, innerhalb von Stunden die betroffenen Vermögenswerte zu blockieren. Dann werde entsprechend das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) über die getroffenen Massnahmen informiert.

Einstelliger Prozentsatz der Vermögen

«Aus der Sicht der Bankbranche ist Stabilität und Verlässlichkeit entscheidend», sagte Rohner weiter. Die Frage der Neutralität sei Sache der Politik. Ob man sich den Sanktionen anschliesse, zeige aber auch, welche Werte man vertrete. Wenn die Neutralität über die Attraktivität der Schweizer Banken entscheiden sollte, müssten sich auch die Kunden fragen, warum das so ist.

Das Russland-Exposure der Schweizer Finanzbranche sei schwer abzuschätzen, sagte Rohner. Es gebe sicher Einzelkundenpositionen mit einem sehr hohen Exposure, die dann auch entsprechende Verluste erlitten haben. Den Anteil der Russland-Kredite von Schweizer Banken schätzt die SBVg auf 0,3 Prozent der Bilanzsummen. Bei den Geldern aus Russland wird der Prozent-Anteil auf einen «tiefen einstelligen Bereich» taxiert. «Wir wissen es nicht genauer.»

Immer Zufluss aus dem Ausland

Insgesamt sieht Rohner die Schweizer Banken aktuell in einer sehr guten Verfassung und Position, auch im internationalen Vergleich. «Für uns steht im Mittelpunkt, dass der Schweizer Finanzplatz wachsen kann», betonte er.

Und das hätten die Schweizer Banken in den vergangenen zehn Jahren belegt. Abgesehen von zeitweisen Dellen, etwa durch die Eurokrise oder die Frankenstärke, habe es immer für Wachstum gereicht. Das zeige sich etwa daran, dass die Kreditnachfrage sehr hoch war und immer bedient werden konnte. Auch seien die verwalteten Vermögen weiter gestiegen, auch getrieben durch die ultralockere Geldpolitik, und es habe immer Zufluss aus dem Ausland gegeben.

Vier Säulen

Die vier Säulen. auf denen der Erfolg der Schweizer Banken ruht, sieht Rohner in der Wettbewerbsintensität, der Wettbewerbsfähigkeit, der Resilienz und der Standortpolitik. Der SBVg engagiere sich hier als Kurator, etwa in Bezug auf das duale Bildungssystem oder die Weiterbildung.

«Es ist entscheidend, dass der Wettbewerb hoch bleibt, dass schafft Innovation», so Rohner weiter Die Schweizer Banken würden weltweit zu den top-finanzierten Banken gehören, was auch eine Folge der Regulierung nach der Finanzkrise sei.

Standortpolitik

Mit Blick auf die Standortpolitik nennt der Swiss Banking-Präsident die an der Urne gescheiterte Stempelsteuer und die geplante Abschaffung der Verrechnungssteuer. «Natürlich wäre es besser gewesen, wenn man bei der Stempelsteuer mit seinen Argumenten bei mehr Wählern angekommen wäre.» Bessere Chancen sieht Rohner bei der Verreichnungssteuer. «Wir müssen uns hier sehr anstrengen, zu erklären, dass wir damit einfach Geschäft an andere Finanzplätze verschenken.»

Die Stempel- und Verrechnungssteuer seien Standort-Nachteile, betont auch Jörg Gasser, CEO der SBVg (Bild unten). Andere Länder würden keine vergleichbaren Abgaben kennen. Es gehe darum verlagertes Geschäft und Arbeitsplätze zurückzuholen. Das potenzial Geschäftsvolumen schätzt er auf 900 Milliarden Franken.

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Rohner begrüsst es, wenn die Regulierung einen gesunden Wettbewerb fördert. «Regulierung muss auch Neugründungen ermöglichen.» Die Frage des Open Banking sei eher technischer Natur. Da habe die Bankbranche etwa Standards definiert um zum Beispiel den Datenschutz zu gewährleisten.

Integrität und Reputation

Auch SBVg-Geschäftsführer Gasser nennt das Vertrauen in die Finanzdienstleister als einen entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Er sieht die Erwartungen an den Finanzplatz erfüllt. «Das Bankgeheimnis gehört der Vergangenheit an, und in puncto Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung operieren die Schweizer Banken absolut standardkonform.» Alle Massnahmen der Financial Action Task Force (FATF) würden umgesetzt. «Die Banken haben in den letzten Jahren sehr stark in Compliance-Massnahmen investiert und verfügen über umfassende Kontrollen und Prozesse.»

Sie hätten aber auch ein Recht darauf, dass ihnen eine gewisse Zeit eingeräumt werde, um Altlasten abzubauen und zu bewältigen, sagte Gasser wohl mit Blick auf die «Swiss Secrets»-Enthüllungen vom vergangenen Februar. Unumstritten sei aber auch, dass Fehlverhalten sanktioniert werden muss.

Seiner Ansicht nach entspricht die Reputation der Schweizer Finanzindustrie in der breiten Öffentlichkeit nicht immer auch der veröffentlichten Meinung und sei vor allem auch im Ausland oft besser als angenommen. Das würden entsprechende Umfragen zeigen.

Nachhaltigkeit als Wachstumsthema

Auch mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit positioniert sich der Bankenverband. Hier sei es nötig die Kompetenz in den Banken auf allen Ebenen zu steigern und auszubauen. Dabei setz man auf Selbstregulierung und Eigeninitiative.

Die Banken werden ermutigt, sich entsprechenden Netto-Null-Initiativen anzuschliessen, wie beispielsweise der Science Based Targets Initiative (SBTI). Das wird als wirksames Instrument zur Erreichung des Klimaziels 2050 gesehen. Auch der Verband selbst strebe den Supporter-Status bei der Net-Zero-Banking-Alliance an. Mit Blick auf die Nachhaltigkeit der Finanzprodukte trage man die Standards der Asset Management Association Switzerland (AMAS) mit.

Als wichtig wird dabei zudem die Qualität der Anlageberatung und die Transparenz bei Nachhaltigen Anlageprodukten gesehen. Ein Schwerpunkt müsse dabei auch in der Ausbildung liegen.

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