Die Schweizerische Nationalbank sieht aufgrund der grossen Inflations-Unterschiede Spielraum für eine Aufwertung des Franken. Dies nach einem jahrelangen Kampf, um die Landeswährung zu schwächen.

Mit einer Inflations-Rate von rund 2 Prozent steht die Schweiz im Vergleich zu den wichtigsten Handelspartnern wie die EU und USA sehr gut da. Die EU kämpft mit einer Rate um 6 Prozent und die USA mit knapp 8 Prozent. Diese Differenz erlaubt es der SNB, die Währungsaufwertung etwas entspannter anzugehen.

Da die Schweizer Exportwirtschaft dank der hohen Preise im Ausland mehr einnehmen, können Firmen auch einen stärkeren Franken besser absorbieren, wie Thomas Jordan, der Präsident der SNB, an einer Telefonkonferenz zum Zinsentscheid vom Donnerstag erläuterte. Dies erklärt auch, warum die kürzlich erfolgte markante Aufwertung (von 1.10 zum Euro bis zur kurzzeitigen Parität) nicht zu einem Aufschrei geführt hat.

Keine Schmerzgrenze für den Franken

Zwar erachtet die SNB den Franken nach wie vor als hoch bewertet. Die Währungshüterin hat aber gleichzeitig die nominale Aufwertung aufgrund der Inflations-Differenz offenkundig in Kauf genommen. Sollte die Differenz zwischen den Inflations-Zahlen so gross bleiben wie im Moment, wird es wohl auch weiterhin zu einer nominellen Aufwertung kommen.

Jordan wollte keine Schmerzgrenze benennen, sondern verwies auf die Prinzipien, nach denen sich die Notenbank richtet. Nämlich, die Währungen aufgrund ihrer Bedeutung für die Schweiz zu gewichten und ihre Entwicklung in Bezug auf die Auswirkungen für die Schweizer Wirtschaft zu beobachten.

Preisstabilität unterliegt gewissen Risiken

Die Preisstabilität scheint aber der Bank durchaus gewisse Sorgen zu bereiten, wie die Bank in ihrer heutigen Mitteilung zum Ausdruck bringt. Da die Situation mit der russischen Aggression gegen die Ukraine völlig offen erscheint, sind die wirtschaftlichen Auswirkungen sowohl in Bezug auf die Preisentwicklung als auch die wirtschaftliche Dynamik weltweit von grosser Unsicherheit geprägt.

Stand heute erwartet die SNB zwar eine einheimische Inflation am Rand der Preisstabilität von etwa 2 Prozent im Jahr 2022, aber auch einen Rückgang auf unter 1 Prozent in den zwei Folgejahren. Dieses Szenario ist aber mit grossen Unsicherheiten belegt und kann sich gerade wegen der noch möglichen schärferen Wirtschafts-Sanktionen gegen Russland verschlechtern.

Fast alle russischen Wertschriften verkauft

Der Krieg hat sich gemäss Jordan für das Finanzsystem der Schweiz bislang nicht als Problem erwiesen, weil die Banken nur begrenzte wirtschaftliche Interessen vor Ort hatten. Auch die Auswirkungen auf die finanzielle Stabilität erscheint vergleichsweise eher gering, was aber ebenfalls einer gewissen Unsicherheit unterliegt. Wenn der Krieg weiter eskaliert und die globale Wirtschaft stärker betroffen ist, dürfte dies auch hierzulande stärker spürbar werden.

Die Nationalbank unterhielt weder vor noch seit Ausbruchs des Krieges Geschäftsbeziehungen zur russischen Zentralbank, beteuerte sich am Donnerstag. Die SNB hatte schon früh bekanntgegeben, dass sie einen dreistelligen Millionenbetrag in russischen Anlagen investiert hatte, was aber weniger als 0,05 Prozent ihrer Devisenreserven ausmachte. Stand heute hat sie fast alle russischen Vermögenswerte verkauft. Sie hält demnach fast keine solchen Papiere mehr in ihrer Bilanz, wie Jordan weiter bekanntgab.

SNB stellt keine Rubel zur Verfügung

Er betonte auch, dass es nicht Aufgabe der SNB sei, die Wirtschaft mit Rubel zu versorgen, sollte diese einen erhöhten Bedarf haben, um für Produkte aus Russland zu bezahlen. Bekanntlich verlangt Russlands Präsident Wladimir Putin von den aus seiner Sicht «nicht freundlich gestimmten Staaten», dass sie Öl- und Gaslieferungen ab sofort in Rubel begleichen. Diese müssten schon eher von den Geschäftsbanken bereitgestellt werden, befand Jordan.

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