Der Chef des grössten Staatsfonds der Welt prangert überhöhte Vergütungen für schlechte Leistungen in Unternehmen an.

Der norwegische Staatsfonds Norges Bank Investment Management (NBIM) will exzessive Gehaltspakete ins Visier nehmen.

«Wir werden insbesondere hohe Gehaltspakete ins Visier nehmen, die nicht durch Leistung gerechtfertigt, undurchsichtig oder nicht ausreichend langfristig sind", erklärte der Chef des norwegischen Ölfonds, Nicolai Tangen in einem Interview mit der, gegenüber der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig).

NBIM verwaltet Norwegens enorme Öleinnahmen und besitzt 1,5 Prozent aller börsennotierten Unternehmen weltweit. Der Fonds hat damit eine gewichtige Stimme, wenn es um Fragen der Governance geht.

«Wir befinden uns in einem inflationären Umfeld, in dem viele Unternehmen mit eher mittelmässiger Leistung sehr hohe Gehaltspakete auszahlen. Wir erleben, dass die Gier der Unternehmen ein Niveau erreicht, das wir noch nie zuvor gesehen haben, und das wird für die Aktionäre in Form von Verwässerung wirklich sehr teuer», sagte er.

Ablehnung von Gehaltsplänen

Bislang hat der Fonds in diesem Jahr gegen die Managergehälter bei Intel, Apple, IBM, General Electric und Harley Davidson gestimmt. Im Fall von IBM begründete der Fonds sein Votum mit den «durchgängig hohen» Gehältern, selbst angesichts einer «enttäuschenden Leistung», so der Bericht.

Auch Europa im Blick

Carine Smith Ihenacho, Chief Governance and Compliance Officer von NBIM, sagte, dass sich der Fonds zwar vorerst auf die USA konzentriere, weil vor allem dort «die hohen Gehaltspakete» zu finden seien. Aber auch die Gehälter in Europa und anderswo würden geprüft.

Ende 2021 war der NBIM an 134 in der Schweiz registrierten Unternehmen beteiligt. Laut NBIF-Daten macht das 3,2 Prozent aller Investitionen des Fonds aus.

Darunter waren auch Positionen an 24 Schweizer Finanzunternehmen im Wert von 6,7 Milliarden Dollar, was 0,5 Prozent der gesamten Fondsbeteiligungen entspricht.

Schweizer Bestände

Unter den Schweizer Finanzunternehmen war die UBS mit 4,4 Prozent in NBIM-Bestitz die grösste Beteiligung des Staatsfonds. Das entsprach einem Wert von 2,95 Milliarden Dollar. Zu den weiteren Beteiligungen gehörten Vontobel (1,6 Prozent der Aktien) und Julius Bär (1,3 Prozent), die den Angaben zufolge mit 81,9 Millionen und 195,2 Millionen Dollar bewertet wurden.

Ausserdem hielt sie einen Anteil von 1,8 Prozent an der Zurich Insurance im Wert von 1,17 Milliarden Dollar.

Fall Credit Suisse

Der NBIF scheut sich nicht, Massnahmen zu ergreifen, und hatte sich im April der Forderung nach einer Sonderprüfung bei der Credit Suisse im Zusammenhang mit Greensill und Archegos angeschlossen. In einer Liste von Abstimmungsempfehlungen riet der Fonds auch davon ab, für die Entlastung des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung für das Geschäftsjahr 2020 zu stimmen, wie auch finews.ch berichtete.

Das ist keine Kleinigkeit, da der Fonds Ende 2021 1,3 Prozent der ausstehenden Credit-Suisse-Aktien besass, die laut NBIF-Daten zu diesem Zeitpunkt einen Wert von 325 Millionen Dollar hatten.

Tangen sagte, dass die Aktionäre bis zu einem gewissen Grad nicht ihre Arbeit gemacht haben, fügte aber hinzu: «Wir spüren einen Stimmungsumschwung bei den Grossaktionären weltweit hin zu mehr Kontrolle und mehr Anforderungen an die Strategie.» Dennoch sieht er die Hauptschuld eindeutig bei den CEOs und Verwaltungsräten.

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