Fast drei von vier Family Offices blicken skeptisch auf die Aktienmärkte und setzen zunehmend auf Privatmärkte als Renditequelle. Private-Markets-Anbieter, die liquide Lösungen schaffen, profitieren von dieser Entwicklung.

Einer neuen Studie der Firma Moonfare und dem britischen Global Partnership Family Offices zufolge hat das Interesse der Family Offices an traditionellen öffentlichen Märkten stark nachgelassen. Mehr als 70 Prozent der Family Offices blicken negativ auf die Zukunft der Aktien- und Anleihenmärkte, wie aus der Erhebung hervorgeht.

Als Konsequenz wollen weit über 50 Prozent der Befragten ihre Engagements in Aktienmärkten und festverzinsliche Anlagen reduzieren. Gleichzeitig gibt die Mehrheit der Befragten an, sich an die aktuellen makroökonomischen Bedingungen angepasst zu haben. Sie setzen auf zukunftsfähige Strategien und richten ihre strategische Asset Allokation neu aus.

Risikobereinigte Renditen

So geben rund 60 Prozent der Family Offices an, ihre Investitionstätigkeit in Privatmärkten seit den vergangenen zwei Jahren weiter erhöht zu haben. Als Hauptgründe nannten mehr als 80 Prozent der Befragten die hohen, risikobereinigten Renditen und die Möglichkeit, als Investor einen Mehrwert zu schaffen. Das seien die «wesentliche Vorteile» von Privatmärkten.

Auch wenn Family Offices bereits in der Vergangenheit häufig in Private Assets investiert haben, tun sie es im aktuellen Umfeld steigender Zinsen und steigender Inflation noch vermehrter. Nicht unerwähnt bleiben darf, dass aber auch 74 Prozent der Befragten die unter Umständen geringe Liquidität als wesentliches Hindernis für den Einstieg in Privatmarktanlagen sieht.

Höhere Renditen als Aktienportfolios

Dass privates Beteiligungskapital Anlegern im vergangenen Jahrzehnt hohe Renditen gebracht hat, zeigt das aktuelle Global Private Equity Barometer von Coller Capital. Beinahe jeder zweite Investor (42 Prozent) erzielte über die gesamte Laufzeit seines Private-Equity-Portfolios jährliche Nettorenditen von mindestens 16 Prozent. Mehr als 70 Prozent geben in der Coller-Studie an, dass ihre Private-Equity-Anlagen seit der Finanzkrise eine bessere Performance als ihre Aktienportfolios erzielt haben.

Auch die Tatsache, dass gemäss der US-Investmentbank Jefferies im ersten Halbjahr 2022 institutionelle Investoren wie Pensions- oder Staatsfonds Beteiligungen an Privat-Fonds im Wert von 33 Milliarden Dollar verkauft haben, kann möglicherweise als Einstiegszeitpunkt für andere Investorengruppen gelten.

Strenge Investmentquoten

Ein Grund für den Ausstieg war der starke Einbruch an den Aktienmärkten. Da der Wert der Privatmarktanlagen nicht im gleichen Masse sank, war der Aktienanteil im Gesamtportfolio vieler institutioneller Investoren zu hoch und musste entsprechend reduziert werden.

Da für diese Anleger strenge Investmentquoten gelten, mussten die Privatmarktanlagen mit Abschlägen verkauft werden. Die Abschläge betrugen etwa bei Buyout-, Risikokapital- und Immobilienfonds durchschnittlich knapp 15 Prozent.

Single Family Offices als Vorreiter

Dass Single Family Offices (SFO) ihre Allokationen verändern, zeigt eine Untersuchung der Schweizer Grossbank Credit Suisse. Fast jedes neunte SFO investiert seit längerem in Privatmarktanlagen. Wenn es darum geht, solche Investments zu finden, nutzen zwei Drittel der SFOs persönliche Kontakte und 42 Prozent arbeiten mit privaten Eigenkapital- oder Risikokapitalfonds zusammen.

Bei der Due Dilligence, also der Prüfung auf Werthaltigkeit des Investments, vertrauen beinahe 60 Prozent der befragten SFOs auf die Inhouse-Expertise und 35 Prozent orientieren sich an der Expertise der Lead-Investoren respektive die der Transaktionssponsoren.

Due Dilligence: Make- or Buy-Entscheidung

Während die meisten SFOs die Kosten für die Informationsbeschaffung und Unternehmensbewertungen selbst übernehmen, stehen Family Offices bei dieser Entscheidung künftig wohl vor Kapazitätsengpässen. Genau hier setzen moderne Privatmarkt-Plattformen an, um diese Lücke über massgeschneiderte Family-Office-Services zu schliessen.

Dabei geht es etwa um die Übernahme der kostenintensiven Due-Dilligence der Zielfonds sowie auch um die Erschliessung des Zugangs zu einer Vielzahl von Anlagemöglichkeiten, um eine bessere und breitere Diversifikation innerhalb der Assetklasse zu ermöglichen. Bedenken hinsichtlich fehlender Liquidität begegnen diese neuartigen Plattformen über integrierte Sekundärmarktlösungen.