Wer bei T. Rowe Price einsteigt, bleibt meist lange dort. Damit ist der amerikanische Investment Manager ein untypischer Fall in der Finanzwelt.

Josef.Bossi

Josef Bossi ist Leiter der Schweizer Niederlassung von T. Rowe Price.


Herr Bossi, bei T. Rowe Price arbeitet ein durchschnittlicher Portfolio-Manager seit 14 Jahren im Haus, ein Trader seit 11 Jahren, ein Geschäftsleitungsmitglied seit 21 Jahren – und der Firmenschnitt liegt bei knapp 8 Jahren. Wie erklärt sich diese Firmentreue?

Wir bemühen uns, das interne Vertrauen zu stärken – mit durchdachten und disziplinierten Entscheiden auf Geschäftsleitungsebene, bei denen die langfristigen Wachstumsziele der Kunden im Zentrum stehen. Diese Kultur wird unterstützt durch talentierte und erfahrene Kaderleute, welche wiederum die anderen fördern, indem sie ihre Ansichten offen darlegen und ihre Lösungen zur Debatte stellen. Für T. Rowe Price ist es genauso wichtig, talentiertes Personal zu halten wie anzuziehen.

Wie geht das konkret?

Wir schaffen Mentoring-Beziehungen, entwickeln Karrieremöglichkeiten und ermutigen jeden einzelnen dazu, alle Fähigkeiten auszuschöpfen. Das Resultat sind erfahrene Teams, die organisatorisch stabil sind. In unserer Branche ist es entscheidend, die Fallen des Gruppendenkens zu vermeiden. Deshalb betonen die Führungsleute von T. Rowe Price verschiedene Sichtweisen, sie hören zu und diskutieren ihre Ideen offen.

Das tönt schön und gut, aber wie lässt sich so etwas installieren?

Unsere Zusammenarbeits-Kultur ist kein Zufall. Sie entstand aus der Erfahrung, dass unser bedachter und kumulativer Ansatz stets eine umfassende Entscheidungsfindung ermöglicht – also das Einbringen mehrerer Perspektiven, die Suche nach Widerspruch, die stetige Neubewertung von Schlussfolgerungen.

Gilt dies nur in bestimmten Bereichen, etwa dem Portfolio-Management oder bei der Analyse?

Überhaupt nicht. Sie finden Beispiele für diese Art von Teamwork in unserer gesamten Organisation. Es beginnt beim Management Committee, das die strategische Richtung des Unternehmens bestimmt, es geht weiter bei den Advisory Committees, welche die Performance unserer Produkte überwachen, und bis hin zu den Teams, welche Produkte und Dienstleistungen für die Anleger entwickeln. Sie arbeiten Tag für Tag zusammen, auch über weite Distanzen hinweg, und inspirieren sich gegenseitig.


«Leistungen fürs Team oder fürs Gesamtunternehmen berücksichtigen wir genauso wie die individuelle Performance»


 Wie bemüht sich T. Rowe Price darum, ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen?

Ein bereicherndes Arbeitsumfeld ist ein Schlüssel, um gute Leute zu halten. Dazu gehört eine Zusammenarbeitskultur, das heisst: Wir ermutigen die Anlageprofis, eher gemeinsam als konkurrierend zu arbeiten. Bei unseren Beurteilungs- und Entlöhnungssystemen werden Leistungen fürs Team oder für das Gesamtunternehmen ebenso berücksichtigt wie die individuelle Performance. Ein weiterer Aspekt eines guten Umfelds ist die wettbewerbsfähige Entlöhnung. Dritter Aspekt: die Mitarbeiterbeteiligung. T. Rowe Price ist börsenkotiert, zugleich besitzen die Mitarbeiter einen massgeblichen Anteil am Unternehmen. Es gibt einen Aktienkaufplan für alle Kaderleute; derzeit halten die Mitarbeiter 15 bis 20 Prozent des Unternehmens. Hinzu kommen weitere 5 Prozent, die sich via zugeteilte, aber noch nicht bezugsberechtigte Optionen in den Händen von Mitarbeitern befinden.

Fördert eine tiefe Fluktuation nicht auch Betriebsblindheit? Verhindert sie eine «Blutauffrischung»?

Keineswegs. Geringe Fluktuationsraten und lange Erfahrung helfen, die Konsistenz und Integrität des Anlageprozesses zu gewährleisten.

Welche Persönlichkeiten suchen Sie? Gibt es einen klaren Unterschied zu den Charakteristika, die sonst in der Finanzbranche wichtig sind?

Üblicherweise steigen die Anlageprofis bei uns in einem frühen Karrierestadium ein, mit verschiedenen Entwicklungsmöglichkeiten. Normalerweise engagieren wir Analysten, die erst vor kurzem ihren Universitätsabschluss erlangt haben. Viele waren zuvor bereits bei einem unserer Sommer-Praktika für Studenten von Top-Business-Schools. Bei der Rekrutierung suchen wir frühe Anzeichen von Potential, etwa herausragende akademische Leistungen sowie, falls möglich, Arbeitserfahrung. Gelegentlich engagieren wir auch Mitarbeiter ohne MBA-Abschluss oder erfahrenere Personen. Dann fällen wir den Entscheid aufgrund der vorherigen Erfahrungen und Ergebnisse, der Spezialkenntnisse und der Firmendauer beim früheren Arbeitgeber. In jedem Fall ziehen wir Kandidaten vor, die den Chartered-Financial-Analyst-Abschluss CFA anstreben.


«Zuviele Wechsel können eine langfristige Strategie verwässern»


 Musste T. Rowe Price in der Finanzkrise Stellen abbauen?

Auch wenn wir nicht immun sind gegen Schwächen der Märkte, erlaubt es unsere finanzielle Lage, unsere Abläufe auch in Perioden tieferer Rentabilität zu bewahren. Der schwere Einbruch der Finanzmärkte von 2008 bis Anfangs 2009 führte tatsächlich dazu, dass die Assets under management deutlich sanken – von 400 Milliarden Dollar Ende 2007 auf 269 Milliarden im März 2009. Die Sparmassnahmen, die wir deswegen einleiteten, führten zu einer Reduktion des Personalbestands um 5,5 Prozent. Betroffen waren vor allem die technischen und Backoffice-Funktionen.

Hier in der Schweiz betreuen Sie vorwiegend Institutionelle Kunden. Wird die langjährige Firmenzugehörigkeit dort wahrgenommen, erhalten Sie Reaktionen darauf?

Es wird gewiss beachtet, ich erhalte positives Feedback. Hohe Mitarbeitertreue wird von der Kunden als beruhigend empfunden – während Wechsel bei den im Anlageprozess involvierten Leuten die langfristige Strategie verwässern können.

Wie sind Ihre Zukunftspläne in der Schweiz?

Wie haben unsere Zürcher Niederlassung 2009 eröffnet und arbeiten weiter aktiv daran, T. Rowe Price hier im Markt unter Institutionellen und bei Intermediären bekannter zu machen und unser Geschäft auszubauen.


  • Josef Bossi leitet das Geschäft von T. Rowe Price für die Schweiz und Südeuropa. Im Range eines Vice President ist er innerhalb der Division fürs Geschäft mit Institutionellen und Intermediären angesiedelt. Zuvor arbeitete er bei State Street Global Advisors und Credit Suisse.
  • T. Rowe Price, gegründet 1937, ist eine amerikanische Vermögensverwaltungs- und Fondsgesellschaft, die sich sowohl an institutionelle als auch an private Kunden richtet. Der Hauptsitz befindet sich in Baltimore, hinzu kommen Niederlassungen in 13 Ländern. T. Rowe Price beschäftigt gut 5'100 Personen.


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