Mit Hilfe historischer Dokumente, die aus dem Archiv von T. Rowe Price stammen, beleuchtet finews.ch in einer exklusiven Serie wichtige Ereignisse in der Asset-Management-Branche. Nun geht es um die Zukunft der Branche.

In Zusammenarbeit mit dem globalen Vermögensverwalter T. Rowe Price konnten sich die Leserinnen und Leser von finews.ch vor einiger Zeit auf eine Zeitreise im Asset Management begeben. Die Serie illustrierte die wirtschaftliche Entwicklung von der Weltwirtschaftskrise von 1929 bis hin zur heutigen Situation. Nun geht es um die Zukunft der Branche.

Der aggressive Kurswechsel der Notenbanken vergangenen Jahr hin zu Straffung der Geldpolitik hat die Risikoaversion unter Anlegerinnen und Anlegern erhöht und zu einer deutlichen Korrektur sowohl an den öffentlichen als auch auf den privaten Märkten geführt. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die privaten Märkte angesichts der Volatilität ihre wachsende Rolle im Finanzsystem aufgeben werden, wie die Experten von T. Rowe Price zum Schluss kommen.

Volle Kassen

Im Gegenteil, viele Unternehmen würden sich wahrscheinlich dafür entscheiden, ihre Börsengänge zu verschieben, solange die Bewertungen der kotierten Unternehmen deutlich unter den jüngsten Niveaus blieben. «Mit vollen Kassen werden die traditionellen Private-Equity-Investoren, wie Hedge- und Risikokapitalfonds, aggressiv an private Unternehmen herantreten, um Kapital zu investieren», erklärt David DiPietro, Leiter Private Equity beim amerikanischen Asset Manager.

Laut dem Finanzdatenunternehmen Prequin verfügten Risikokapitalfirmen Ende 2021 über rund 400 Milliarden Dollar an Bargeld-Reserven und wachstumsorientierte Private-Equity-Fonds über weitere 310 Milliarden Dollar.

Private Markets spielen aufgrund dieser Faktoren auch bei Asset Managern eine immer wichtigere Rolle. So lassen sich Private Investments als nächsten Schritt in der Evolution des Asset-Managements beschreiben.

Schrumpfende Kotierungen

ewan buck 555

(Bild: Ewan Buck, Unsplash)

Viele Wachstumsunternehmen wollen länger privat bleiben. Mehrere Faktoren haben auch hier eine entscheidende Rolle gespielt: darunter die umfangreiche und kostspielige regulatorische Belastung eines kotierten Unternehmens sowie der Überfluss an verfügbarem Kapital auf den privaten Märkten. Das ist ein Grund dafür, dass die Zahl der kotierten Unternehmen beispielsweise in den USA seit 1997 stetig zurückging, von mehr als 7'000 auf weniger als 4'500 Ende 2019.

Angesichts des umfangreichen Finanzierungsangebots auf dem privaten Markt, waren Firmengründer in der Lage, durch private Finanzierungsrunden persönliche Liquidität zu realisieren. Unternehmen, die keine hohen Kapitalinvestitionen erfordern, wie Software-Firmen, werden mit grosser Wahrscheinlichkeit auch künftig länger privat bleiben. Ebenso Unternehmen, die auf einen Börsengang verzichten können.

«Das Ergebnis ist ein positiver Kreislauf, in dem die wachsende Zahl an privaten Firmen – und die schrumpfende Zahl der kotierten Unternehmen – mehr Kapital auf die privaten Märkte zieht», erkläert Eric Veiel, Leiter Globale Aktien und CIO bei T. Rowe Price.

Ergebnis von Beziehungen

Ein tiefes Vertrauen aufzubauen, ist ein wichtiger Teil des Prozesses, um mit privaten Unternehmen partnerschaftlich zu kooperieren. Dazu zählt auch, das Verständnis für ein Unternehmen und sein Wettbewerbsumfeld entscheidend zu verbessern. «Bis heute sind unsere privaten Investitionen grösstenteils das Ergebnis der Beziehungen zum Management von Unternehmen oder Risikokapitalgebern», sagt Veiel weiter. «Diese ersten Kontakte begannen vor fast zwei Jahrzehnten als der Portfoliomanager Jack Laporte für T. Rowe Price Small-Cap-Wachstumsportfolios verwaltete», so Veiel.

«Darüber hinaus verstehen Führungskräfte in Wachstumsunternehmen, dass eine Investition mehr bieten kann als nur das benötigte Kapital für die Expansion. Eine private Investition eines Top-Investors signalisiert anderen Investoren, dass es sich um ein verantwortungsvoll geführtes Unternehmen auf dem Weg zu einem erfolgreichen öffentlichen Unternehmen handelt», ergänzt DiPietro.

Frühes Potenzial für Elektrofahrzeuge

ralph hutter 555

(Bild: Ralph Hutter, Unsplash)

Aber was bedeutet das, wenn es um konkrete Investments geht. Frühzeitig hat T. Rowe Price beispielsweise erkannt, wie viel Potenzial in der Produktion von Elektrofahrzeugen steckt. So investierte das Unternehmen in Rivian Automotive, einem Pionier im Bereich der E-Mobilität. «Das Unternehmen ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir vielversprechende Firmen verfolgen und mit ihnen zusammen investieren, wenn sie wachsen. Wir glauben, dass Rivian in der Position ist, um die nächsten Schritte zu machen, die wir als EV 2.0 bezeichnen», sagt Di Pietro.

Anstatt das Rad neu zu erfinden, stellt Rivian Branchenveteranen ein und nutzt selektiv die effizienten Produktionsmethoden, die Automobilhersteller über Jahrzehnte verfeinert haben. Das Unternehmen hat ausserdem Spitzenkräfte aus dem Technologiesektor an Bord. Das Ergebnis zeigt, dass Rivian Automobil- und Technologie-Welten erfolgreich verbindet. Rivian lieferte seine ersten Fahrzeuge im August 2021 aus und ging bereits drei Monate später an die Börse. Die Wachstumsaussichten von Rivian werden positiv bewertet.

Unabhängige Analysen

Da nach wie vor einiges Kapital auf den Markt strömt, sind die Auswahl und das Research von grosser Bedeutung. Erfolgreiche Finanzierungsrunden von Firmen haben einige Nachahmer dazu ermutigt, zu folgen – manchmal allerdings ohne einen soliden Plan, um das Kapital in die Tat umzusetzen.

Auf der anderen Seite werden mehr vielversprechende Unternehmen gegründet als je zuvor. Die durch das Internet und die allgemeine Digitalisierung der Wirtschaft verursachte Umwälzung findet in allen Branchen statt. «Dabei ist ein stringenter Prozesses bei der Bewertung von Firmen unentbehrlich», sagt Christopher Casserly, Mitglied des Valuation Committees von T. Rowe Price: «Wir wollen sowohl den Käufern als auch den Verkäufern unserer Produkte gerecht werden. Das bedeutet, fair zu sein durch unabhängige Analysen, die sowohl die derzeit verfügbaren Informationen wie das langfristige Potenzial dieser Anlagen berücksichtigen.»

Weiterer Schritt

031a78fc915f82f21f7d44b415aaaa78 w500 h300 cp

T. Rowe Price Rolle auf den privaten Märkten ist nur ein weiterer Schritt in der Entwicklung des Unternehmens in den Jahrzehnten seit der Gründung 1937. Damals begann Gründer Thomas Rowe Price, Jr., (Bild oben; Archiv TRP) das anzubieten, was man heute als «Segregated Accounts» für Privatpersonen bezeichnet.

Dabei handelt es sich um ein Konto, das getrennt vom Vermögen einer Kapitalanlagegesellschaft auf den Namen des Anlegers geführt wird. Dadurch, dass der «Segregated Account» im Eigentum des Anlegers oder der Anlegerin verbleibt, ist er gegen Missbrauch und Insolvenz der Gesellschaft geschützt.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.6%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.59%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.23%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.06%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.52%
pixel