Wein ist ein genussvolles Getränk – und ein begehrtes Sammler- und Anlageobjekt zugleich. Das macht edle Tropfen teuer. Doch wo liegt die Schmerzgrenze? Bei 100 Franken oder erst bei 1'000 Franken? finews.ch-Weinredaktor Peter Keller leistet Aufklärungshilfe. 

Werfen wir einen Blick in den aktuellen Bordeaux-Subskriptionskatalog von Mondovino: Angeboten wird der Jahrgang 2021, der erst in zwei Jahren ausgeliefert wird. Die Preise der Weine bewegen sich in einer extremen Bandbreite.

Von 19.50 Franken für den Château Clément-Pichon, ein solider Cru bourgeois, bis zu 550 Franken für den Château Haut-Brion, einer der fünf exklusiven Premiers Grands Crus classés, ist für jeden Geschmack und vor allem für jedes Portemonnaie etwas zu finden.

Wie erklären sich diese enormen Unterschiede, und welche Faktoren machen Weine so unglaublich teuer?

Im Maximalfall 25 Franken

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(Peter Keller, Bild: Mondovino)

Wein verursacht zuerst einmal Produktionskosten. Der Rebberg, die Stahltanks und Holzfässer im Keller, die Arbeit des Winzers, der Winzerin, der Mitarbeitenden kosten Geld. Die Aufwände variieren je nach Wert des Weingartens, der Traubenerträge, des Mechanisierungsgrads, des Einsatzes von neuen Barriques usw.

Würde man bei jedem Posten den höchstmöglichen Wert einsetzen, dürfte eine Flasche Wein im Maximalfall Kosten von 25 Franken respektive Euro verursachen, wie ein Weinexperte einst ausgerechnet hat. Das gilt also sowohl für einen Premier Cru aus dem Bordeaux als auch einen Grand Cru aus dem Burgund.

Wenn die Preise durch die Decke gehen

Allerdings gibt es noch eine Reihe weiterer Faktoren, die den Preis eines Weins beeinflussen. Da sind zuerst einmal die Nachfrage und das Angebot. Wollen viele Geniesser den gleichen Wein kaufen, den es lediglich in kleinen Mengen gibt, steigt der Preis automatisch.

Preissteigernde Argumente sind auch geschicktes Marketing der Weinproduzenten, die Spekulation, hohe Punkte der amerikanischen Fachzeitschrift Wine Advocate, einst von Robert Parker gegründet. 100 von 100 Punkten sind ein Garant dafür, dass die Preise durch die Decke gehen. Vor allem bei jenen Crus, die rot und französisch sind sowie von einem grossen Jahrgang stammen.

Wie verrückte Menschen gewisse Weine verteuern

Wein stellt auch ein zunehmend ein begehrtes Sammlerobjekt dar. Manch ein Enthusiast lagert in seinem Keller 1'000 und mehr Flaschen. Oft handelt es sich um etwas verrückte Menschen, die für das Objekt der Begierde tief in die Taschen greifen.

Edle Tropfen, eigentlich zum Geniessen erzeugt, werden zudem vermehrt als Wertanlage eingesetzt. Das ist ebenfalls ein wesentlicher Faktor, welcher das Getränk stark verteuern kann.

Wo beginnt die Schmerzgrenze?

Da stellt sich für viele Weinfreunde und -freundinnen die Frage, ab wann es sich um ein teures Gewächs handelt. Eigentlich muss es jeder für sich selber ausmachen, wie viel er für eine Flasche ausgeben will.

Beginnt die Schmerzgrenze bei einem Bündner Herrschäftler, der 50 Franken oder mehr kostet? Vielleicht ist man bereit, 240 Franken für den genialen Rhône-Wein Hermitage von Jean-Louis Chave zu bezahlen. Ist es der spanische Kultwein Vega Sicilia Unico aus dem Ribera del Duero, dessen Jahrgang 2010 die hübsche Summe von 410 Franken kostet?

Einmal im Leben

Ich persönlich komme ab einer Limite von über 100 Franken ins Grübeln. Ein Wein, der zwei-, dreimal oder noch mehr kostet, kann qualitativ unmöglich ein ebenso Vielfaches besser schmecken.

Da spielen andere Punkte, wie aufgezeigt, eine Rolle bei der Preisfindung. In Ausnahmefällen kann es sinnvoll sein, mehr auf den Tisch zu legen. Namentlich dann, wenn man einen bestimmten Premiumwein wirklich einmal im Leben geniessen möchte.

Der teuerste Wein

Welches ist der teuerste Wein aller Zeiten? Gewisse Kultgewächse haben an Auktionen für exorbitante Beträge den Besitzer gewechselt. Wahrscheinlich ist es, ohne Gewähr, die Summe von einer Million Dollar, die jemand für den kalifornischen Cabernet Sauvignon Slipper Vineyard 2019 des Guts The Setting Wines Glass bezahlt hat.

Selbstverständlich rechtfertigt nichts diesen Wahnsinnsbetrag, aber von diesem Unikat gibt es nur gerade eine einzige 6-Liter-Flasche.

Wenn der Château Mouton-Rothschild zum Schnäppchen wird

Auch andere Preise lassen sich durchaus sehen. So wurde vom Burgunder Grand Cru Romanée-Conti 1945 der gleichnamigen Domaine 558'000 Dollar hingeblättert, für eine normale Flasche.

Nun, es handelt sich um einen besonderen Jahrgang, denn ein Jahr später wurde der ganze Rebberg neu bestockt. Im Jahr 1945 war also die letzte Möglichkeit, den Wein aus den alten Reben zu verkosten.

Im Vergleich dazu war der Château Mouton-Rothschild mit dem gleichen Jahrgang geradezu ein Schnäppchen: Der berühmte Wein aus dem Bordeaux kostete 47'000 Dollar.