Das sind die Favoriten des neuen Bordeaux-Jahrgangs 2022
Jetzt sind die Bordeaux-Weine 2022 auf dem Markt erhältlich. Generell handelt es sich um einen exzellenten Jahrgang. Trotzdem lohnt sich eine sorgfältige Selektion. Wir haben sechs Tipps: vom bezahlbaren Geheimtipp bis zur teuren Legende.
Noch immer ist Bordeaux in Sachen Qualität das Mass aller Dinge. Allerdings liefen die Geschäfte auch schon besser, denn die Châteaux im französischen Anbaugebiet spüren den Konsumrückgang. Weiterhin hohe Preise für berühmte Etiketten sind ebenfalls für viele ein Grund, abseits zu stehen. Dementsprechend ist das Lager älterer Jahrgänge gross. Jetzt ist der 2022er auf den Markt gekommen.
Weine mit sehr gutem Reifepotenzial
Diverse Verkostungen haben gezeigt, dass es sich generell um einen ausserordentlich guten Jahrgang handelt. Die klimatischen Bedingungen waren den Produzenten gut gesinnt. Trockenes und warmes Wetter haben für eine optimale Reifung der Trauben gesorgt. Die Alkoholwerte liegen tendenziell im höheren Bereich. 14 Prozent ist eher die Regel wie Ausnahme. Zum Teil liegen die Werte noch höher. Die Weine dürften jedenfalls ein sehr gutes Reifepotenzial verfügen. Trotz aller Euphorie lohnt sich eine Selektion. Wir haben unsere sechs Favoriten des Jahrgangs 2022 ausgewählt, die eine Einkellerung lohnen:
Preis-/Genuss-Wein des Jahres: Château Maucaillou 2022, Moulis
Dieser Cru Bourgeois steht selten im grellen Rampenlicht. Aber in diesem Jahr ist der preiswerte Wein bestens gelungen. Er präsentiert sich mit einem schönen Duft, ist mittelschwer im Gaumen, elegant, besitzt feine Tannine und eine gute Säure. Dürfte schon früh zugänglich sein. Cabernet Sauvignon dominiert mit 52%. Merlot und Petit Verdot machen den Rest der Assemblage aus; Preis: rund 22 Franken.
Entdeckung des Jahres: Château Deyrem-Valentin 2022, Margaux
56 Prozent Cabernet Sauvignon, 32 Prozent Merlot sowie 2 Prozent Petit Verdot machen aus diesem unterbewerteten Wein eine Trouvaille. Schon die Nase spricht an: schwarzbeeriges Bouquet, florale und würzige Noten. Wie für einen Margaux typisch, ist der Cru Bourgeois supérieur überaus feingliedrig und elegant. Er besitzt indes Kraft, eine gute Struktur und einen relativ langen Nachhall; Preis: rund 30 Franken.
Hit des Jahres: Croix de Beauséjour 2022, St.-Emilion
Das ist der Zweitwein des Château Beauséjour Duffau-Lagarrosse. Die Bezeichnung ist irreführend, denn die Qualitäten entsprechen vielmehr einem Erstwein. Die Trauben kommen von 40- bis 50-jährigen Rebstöcken. Croix de Beauséjour, bestehend aus 95 Prozent Merlot und 5 Prozent Cabernet Franc, präsentiert sich überaus burgundisch. Seidige Tannine und eine reife Säure sind herausstechende Merkmale. Dicht, finessenreich, saftig, langanhaltend – eine perfekte Alternative zum ebenfalls herausragenden «Grand Vin», der allerdings viel teurer ist; Preis: circa 40 Franken.
Spezialität des Jahres: Château Petit Gravet-Ainé 2022, St.-Emilion
Dieser Wein besteht stets aus einem aussergewöhnlich hohen Anteil an Cabernet Franc. In diesem Jahr sind es 90%. Der Rest entfällt auf Merlot. Das Resultat ist spektakulär: vielschichtiges Bouquet von schwarzen Beeren und Kräutern, kräftig im Gaumen, aber trotzdem leichtfüssig, elegant, präsente, reife Gerbstoffe, gute Säure, langanhaltendes Finale; Preis: circa 50 Franken.
Klassiker des Jahres: Château Grand-Puy-Lacoste 2022, Pauillac
Ein klassischer Bordeaux, der praktisch in jedem Jahr einen sicheren Wert darstellt. Ganz bestimmt 2022. Der 5ième Grand Cru Classé verbindet Kraft mit Eleganz und überzeugt mit einer burgundischen Stilistik. Alle Elemente sind perfekt miteinander verwoben. Grosses Reifepotenzial. Er besteht aus 79 Prozent Cabernet Sauvignon und 21 Prozent Merlot; Preis: rund 70 Franken.
Legende des Jahres: Château Les Carmes-Haut-Brion 2022, Pessac-Léognan
Seit einigen Jahren sorgt dieses Château mit seinen hochstehenden Weinen für Furore. Der aktuelle Jahrgang besitzt alle Anlagen, um zu einer Legende heranzureifen. Was in der Nase und im Gaumen abgeht, ist schlicht sensationell. Das intensive Bouquet ist von roten Kirschen und würzig-floralen Noten geprägt. Auch Tabak-Anklänge sind auszumachen. Im Gaumen zeigt sich der Wein mit Kraft, schöner Extraktsüsse, mit viel Finessen und endet mit einem sehr langen Finale. Hält lange; Preis: circa. 190 Franken.
Gute Bezugsquellen sind: Gerstl Weinselektionen; Daniel Gazzar; Viogel Vins; Martel, St. Gallen; Mövenpick Wein