Peter Keller: Fünf betörende Weine vom Bielersee
Das Anbaugebiet um den Bielersee zählt zu den Schweizer Geheimtipps. Es lohnt sich, die besten Weine zu verkosten, zumal sich derzeit in der Region einiges bewegt – zum Beispiel auf der St. Peterinsel. Wir haben fünf Trouvaillen gefunden.
Wer in den Rebbergen am Bielersee steht, geniesst eine atemberaubende Aussicht. Nicht nur am Südosthang wird Wein angebaut, sondern auch auf der St. Petersinsel sowie in den Gemeinden Ins, Erlach, Tschugg und Gampelen.
Rund 220 Hektar sind mit Reben bestockt. Namentlich Chasselas und Pinot noir spielen die Hauptrolle, aber auch zahlreiche Spezialitäten wie Sauvignon blanc, Pinot gris, Chardonnay oder Diolinoir liegen in der Gunst der Winzer und Winzerinnen.
Klein aber fein
Das kleine, feine Anbaugebiet, das zur Drei-Seen-Region gehört, gilt als Geheimtipp.
Besonders lohnend ist ein Ausflug auf die St. Petersinsel, die nur per Schiff oder in knapp einer Stunde zu Fuss erreichbar ist. Dort wird in einem bevorzugten Klima Weinbau auf fünf Hektar betrieben.
Die ersten drei Flaschen: Winzer Lorenz & Andrea Hämmerli mit Simon Klarer vom Hotel St. Petersinsel. (Bild: zVg)
Früher belanglose Tropfen
Die Weingärten gehören wie die Insel der Burgergemeinde Bern. Für die Gewächse verantwortlich ist neuerdings das Familienweingut Hämmerli in Ins, welches das Potenzial dieser Lage besser ausschöpfen will als die Vorgänger. In der Vergangenheit waren etwas belanglose Tropfen gekeltert worden. Das soll sich nun ändern.
Der erste Jahrgang 2024 ist schon mal vielversprechend. Exklusiv konnte ich kürzlich die ersten drei abgefüllten Weine für finews.ch verkosten.
Neue Hotel-Ambitionen
Die Weine von der St. Petersinsel geniesst man am besten im Innenhof oder, bei schlechtem Wetter, in der Seestube des historischen und eindrücklichen Hotels St. Petersinsel.
Christian Dexl vom Weingut Keller am See. (Bild: zVg)
Das traditionsreiche Haus wird seit dieser Saison unter der Marke «Swiss Design Hotels» von der Swiss Design Collection geführt und betrieben. Auch hier ist Aufbruch allenthalben spürbar. Etwa in Sachen Weinkarte: Es werden künftig nicht nur alle sieben Insel-Weine angeboten, sondern das bereits ansehnliche Sortiment an feinen Tropfen aus der Bielersee-Region soll ebenfalls ausgebaut werden. Gut so.
Dass die Qualität vorzüglich ist, zeigen unsere fünf ausgewählten Beispiele vom Bielersee, die wir bei einem Besuch der Gegend degustiert haben:
1 St. Petersinsel Wein Pinot Gris 2024, Weingut Hämmerli, Ins
Der Weisswein ist im Gegensatz zu anderen Pinots Gris nicht opulent oder breit. Er präsentiert sich mit Dichte, mittlerer Säure, Spannung und guter Länge. Dezente Restsüsse. Die Gärung erfolgt im Holzfass, der Ausbau auf der Feinhefe. Guter Speisenbegleiter. 24 Franken; https://www.weingut-haemmerli.swiss
2. St. Petersinsel Wein Rosé de Pinot Noir 2024, Weingut Hämmerli, Ins
Das ist ein trockener, geradliniger, frischer Rosé mit einem dezenten Lachsrosa. In der Nase sind rotbeerige Aromen auszumachen. Schöne Frucht im Gaumen, frisch, saftig, gute Länge. Unkomplizierter Apérowein, perfekt im Sommer. 18 Fr.; https://www.weingut-haemmerli.swiss
3 Chasselas Clos à l’Abbé 2024, Weingut Steiner-Krebs, Schernelz
Chasselas-Weine werden gerne unterschätzt. Zu Unrecht, wie dieser Cru aus einer Einzellage und eines bewährten Produzenten beweist. Er ist zwar noch jugendlich, besitzt aber vorzügliche Anlagen: trocken, leicht, frisch, mineralisch, tiefgründig, langanhaltend. Am besten zu Fischgerichten. 24 Franken; https://ww.krebs-steiner.ch
4 Chardonnay 2023, Weingut Johanniterkeller, Twann
Die relativ neutrale Rebsorte wird gerne im Barrique ausgebaut. Auch in diesem gelungenen Beispiel. Das Holz ist bestens im mittelschweren Weisswein integriert. Er präsentiert sich trocken, saftig, mit guter Säure und Spannung und endet mit einem relativ langen Nachhall. Gutes Potenzial. 27,50 Franken; https://www.johanniterkeller.ch
5 Pinot noir 2023, Weingut Keller am See, Ligerz
Aus einem Boutique-Weingut stammt dieser exzellente Pinot noir, der zu 40 Prozent in neuen Barriques und zu 60 Prozent in gebrauchten Fässern reift. In der Nase enthüllt sich ein einnehmender Duft von rotbeerig-würzigen Noten. Im Gaumen mittelschwer mit präsenten, reifen Gerbstoffen und guter Säure. Den charaktervollen Wein dekantieren oder noch etwas auf die Seite legen. 38 Franken; https://www.kelleramsee.ch