Seine Patentante ist die Queen. Mit Prinz Charles drückte er die Schulbank. Seit Alexander II. in Belgrad lebt, macht er mit seiner Leutseligkeit von sich reden. Am heutigen 17. Juli feiert der serbische Kronprinz seinen 75. Geburtstag.

Dominik Buholzer, freier Autor

Der Adel pflegte schon vor Corona Social Distancing – insbesondere gegenüber dem gemeinen Volk geht er gerne auf Distanz. Nicht so Alexander II. Seine Volksnähe ist schon fast legendär. Mittlerweile wird auch in Reiseführern darauf hingewiesen.

Wer sich einer Führung durch das königliche Anwesen in Belgrads exklusivem Quartier Dedinje anschliesst, kann damit rechnen, dass plötzlich die Palastwache vor einem steht und verkündet, der serbische Kronprinz und seine Gemahlin seien nun bereit, einen zu empfangen. Man solle sich bitte auf einer Linie aufstellen und klatschen, wenn das Ehepaar den Raum betrete.

Damit hat es sich dann aber mit den Förmlichkeiten. Das Ehepaar zeigt sich sehr volksnah, posiert gerne für Erinnerungsfotos, serviert auch schon mal ein Erfrischungsgetränk und wartet mit der einen und anderen Anekdote auf.

Diplomatischer Trick

Eine ist, dass Prinz Alexander Karađorđević, Sohn des letzten jugoslawischen Königs, gar nicht im ehemaligen Jugoslawien geboren worden ist und dass es einen diplomatischen Trick brauchte, um sein Anrecht auf die Thronfolge zu wahren. Denn nur wer auf jugoslawischem Boden das Licht der Welt erblickt und der Adelsfamilie entstammt, kann den Thron besteigen.

Alexander II. kam am 17. Juli 1945 in London zur Welt – genauer gesagt in der Suite 212 des Claridge Hotel, einem 5-Sterne-Haus im noblen Stadtteil Mayfair. Dorthin floh Alexanders Vater, Peter II., nach Adolf Hitlers Einmarsch 1941 in Belgrad.

Hotelsuite wird jugoslawisches Staatsgebiet

In London war die Familie einigermassen sicher. Doch Alexander II. hätte nie in den Palast in Belgrad ziehen können, wäre da nicht Winston Churchill gewesen. Der damalige britische Premierminister erklärte die Suite 212 kurzerhand zu jugoslawischem Territorium – für eine Nacht.

So zumindest ist dies auf den Webseiten des serbischen Königshauses sowie des Claridge Hotels vermerkt. Wie die BBC 2016 herausfand, gibt es heute jedoch keine Schriftlichkeit mehr, die diesen Schachzug bezeugen würde. Am Hof in Belgrad heisst es dazu, die Papiere seien vor langer Zeit aus dem Archiv von Alexander II. Vaters entschwunden.

Mit Prinz Charles zur Schule

Wie dem auch sei. Seinem Geburtsort verdankt der serbische Kronprinz die guten Beziehungen seines Hauses zum britischen Hof. Die Queen ist seine Patentante und mit Prinz Charles ging er in die Schule. Alexander II. spricht bis heute besser Englisch als Serbisch. Seine Jugend hatte er in einem Internat in der Schweiz und in mehreren europäischen Staaten verbracht, nicht jedoch in Belgrad.

Aus gutem Grund: Das kommunistische Tito-Regime mit Empörung über die diplomatischen Winkelzüge rund um den jungen Thronfolger. Der Königsfamilie wurde in der Folge die Staatsbürgerschaft aberkannt und alle Besitztümer beschlagnahmt. Josip Broz Tito nutzte die Räumlichkeiten fortan für private Zwecke und zum Empfang wichtiger Staatsgäste.

Rückkehr ins Heimatland

Die Staatsbürgerschaft bekam der serbische Thronfolger erst nach dem Sturz von Slobodan Milošević im Jahr 2001 wieder zurück. Damals entschied er sich auch, in sein «Heimatland» zurückzukehren.

Alexander II. wohnt zwar jetzt wieder in Belgrad. Er kann den königlichen Palast aber nicht sein Eigen nennen. Im Jahr 2016 lehnte es die Serbische Rückerstattungsagentur ab, der Königsfamilie die einstigen Besitztümer zurückzugeben. Im Rückerstattungsgesetz sei das Schloss als Kulturgut von ausserordentlicher Bedeutung ausdrücklich von solch einem Schritt ausgenommen, hiess es.

Offene Rechnungen

Alexander II. feiert am 17. Juli seinen 75. Geburtstag. Ob Prinz Charles vorbeischaut, steht nicht fest. Als der britische Thronfolger 2016 in Belgrad zu Besuch war, hatte er Glück. Kurz zuvor wurde dem serbischen Kronprinzen der Strom abgedreht.

Er hatte offene Rechnungen in der Höhe von 70’000 Euro. Alexander II. Ist ein leutseliger Kronprinz, aber offenbar auch ein säumiger Zahler.