Die UBS lanciert zusammen mit drei anderen Grossbanken eine digitale Währung. Die sieben wichtigsten Fragen zum Coup – und die Antworten darauf.

1. Warum gelang der UBS mit der Utility Coin ein Coup?

Dass sich mit der Deutschen Bank, der spanischen Santander und der amerikaner BNY Mellon gleich drei namhafte Konkurrenten hinter die digitale Währung der UBS scharen, ist zweifellos ein Prestigegewinn für die Schweizer Grossbank. Dies umso mehr, als die drei Institute ebenfalls in der Fintech-Avantgarde mittun.

Ebenfalls ist das Konsortium ein Beweis für die Weitsicht der Väter der «Utility Coin», UBS-Laborchef Alex Batlin und CIO Oliver Bussmann. Sie verzichteten von Anfang an darauf, die digitale Währung mit einem «Branding» zu versehen – und hielten damit die Tür für Kooperationen offen. Inzwischen haben aber sowohl Batlin wie Bussmann der UBS den Rücken gekehrt.

2. Was bringt die neue «Einheitswährung» den Instituten überhaupt?

Die digitale Einheitswährung aus der Küche der UBS soll helfen, den Wertschriften- und Devisenhandel auf die als bahnbrechend geltende Blockchain-Technologie umzustellen. Davon verspricht sich die Finanzbranche höhere Sicherheit und vor allem signifikante Kosten-Einsparungen.

Schätzungen zufolge kostet die Abwicklung von Börsentransaktionen die Finanzbranche aktuell 80 Milliarden Dollar im Jahr. Mit der Blockchain-Technologie, welche zentralisierte Börsenplattformen überflüssig macht, könnten diese Kosten um Milliarden reduziert werden, hofft die Branche.

3. Wie ist das neue Gemeinschaftsdenken der Banken zu werten?

Dass sich die Konkurrenten hinter die Utility Coin der UBS scharen, ist nicht verwunderlich: Besonders im Blockchain-Bereich ist «collaboration», also die Zusammenarbeit, das neue Reizwort. Bekanntestes Beispiel ist das Blockchain-Konsortium R3 in New York, an dem neben der UBS auch deren Erzrivalin Credit Suisse beteiligt sind.

Und eigentlich ist das Gemeinschaftsdenken unter den Banken so neu nicht: Gerade im Investmentbanking, das von der neuen Technologie stark betroffen ist, sind Konsortien eher die Regel als die Ausnahme.

4. Planen die Banken einen eigenen Bitcoin?

Ex-UBS-Blockchain-Leiter Batlin stellte das vehement in Abrede. Von Anfang an plante er stattdessen eine digitalen Währung, um Brücken zwischen den verschiedene Handels- und Kryptowährungsplattformen zu schlagen.

5. Geraten letztlich etablierte Devisen wie der Franken in Gefahr?

Die Utility Coin soll nicht nur in der digitalen Welt einen Wert aufweisen, sondern direkt mit Bankeinlagen bei den Notenbanken verbunden werden. Damit würde aus einem digitalen Franken ein realer Franken.

Die UBS und ihre Bankenpartner werden etablierte Währungen aber kaum konkurrenzieren wollen – im Gegenteil suchen sie die Unterstützung der Zentralbanken, wie berichtet wurde. Bei den Währungshütern dürften sie sogar offene Türen einrennen. So diskutierten etwa die US-Notenbank Fed und die Bank of England die Möglichkeit von Zentralbank-basierten digitalen Währungen.

6. Ist damit die Disruption durch die Blockchain abgesagt?

Die Banken haben mit Konsortien wie R3 und der Utility Coin die Hand auf die als bahnbrechend geltende Blockchain-Technologie gelegt. Klar sichtbar sind dabei auch die Anstrengungen, die Blockchain zu privatisieren – etwas, was dem libertären Gedankengut der Kryptowährungs-Gemeinde diametral entgegenläuft.

Dass die Banken die Disruption des angestammten Geschäfts damit ganz bannen konnten, ist aber längst nicht sicher. Die Digitalisierung verläuft als Trend sprunghaft und unberechenbar, was die Banken, die sich oft wie schwere Tanker bewegen, wiederholt in Gefahr bringen dürfte.

Zudem hat sich zuletzt ein Braindrain von den Banken zu Blockchain-Startups eingestellt. Denn den Vordenkern der Technologie sind die Aussichten bei den Instituten oftmals nicht mehr «sexy» genug.

7. Ist das UBS-Projekt unangefochten?

Im Rennen um den Branchenstandard für eine digitale Währung hat ein mächtiger Player die Nase vorn: Goldman Sachs. Die amerikanische Investmentbank hat bereits Ende 2015 ihre eigene Kryptowährung namens SETLcoin patentieren lassen, wie auch finews.ch berichtete.

SETLcoin dient wie bei der UBS als Basis für den digitalen Handel mit Wertpapieren. Auch die Citigroup hat eine eigene Digitalwährung namens Citicoin entwickelt, um Transaktionen zu vereinfachen.

Unlängst haben auch die Bankriesen Bank of America und HSBC verkündet, die Blockchain für den Finanzhandel zu nutzen – zusammen mit der IT und Telekom-Behörde der Regierung von Singapur.

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