Ein Sprecher von Syz erklärte auf Anfrage von finews.ch, die Bank stehe nicht zum Verkauf. Vielmehr habe im Mai sogar die Gattin von Eric Syz, Suzanne Syz, Einsitz im Verwaltungsrat genommen, damit die Familie stärker in dem Gremium vertreten sei. Und kürzlich übernahmen die beiden Söhne wichtige Funktionen im Unternehmen: Marc Syz hat die Leitung der neuen Gesellschaft Syz Capital übernommen, die Privatmarkt-Anlagen tätigt, und Nicolas Syz verantwortet seit kurzem das Private Banking des Unternehmens, wie auch finews.ch berichtete. Und in Zürich hat das Institut unlängst neue Leute an Bord geholt, um das Geschäft zu beleben, wie der Sprecher weiter betonte.
Im Gegensatz zu anderen Instituten figuriert mit Syz jedoch ein Unternehmen auf dieser spekulativen Übernahmeliste, das in den vergangenen Jahren einen anhaltenden Profitabilitätsrückgang hinnehmen musste. So schrumpfte der ohnehin knappe Gewinn von 9 Millionen Franken im Jahr 2016 auf 3,5 Millionen Franken 2017 und gar auf 2,5 Millionen Franken 2018. Und selbst wenn es sogenannte Einmalkosten waren, die das Ergebnis verhagelten, so ist die Entwicklung doch irritierend. Denn parallel dazu schrumpften auch die verwalteten Kundengelder in den vergangenen drei Jahren von fast 40 Milliarden Franken auf nunmehr knapp 30 Milliarden Franken.
Vielfältige Akquisitionsgelüste
Mit diesem Volumen und einer nach wie vor soliden Kapitalausstattung könnte Syz einem anderen Unternehmen bei einer Übernahme durchaus zu einem Quantensprung verhelfen. So meldete unlängst beispielsweise der frühere UBS-Manager Jürg Zeltner in seiner neuen Funktion als Partner und CEO der luxemburgischen KBL-Gruppe Akquisitionsinteressen im Swiss Banking an – offenbar steht er dabei bereits mit der Bank am Bellevue in Gesprächen, wie finews.ch am Dienstag exklusiv meldete. Auch Vontobel-Präsident Herbert Scheidt räumte diese Woche in einem Interview mit finews.ch ein, offen zu sein für weitere Akquisitionen. Als Arrondierung würde Syz durchaus in diese Kategorie passen.
Ebenfalls an einem Schweizer Finanzinstitut interessiert ist die luxemburgische BIL-Gruppe, die heute der chinesischen Legend Holdings gehört und in Europa, namentlich in der Schweiz, wachsen möchte und unlängst auch ein Desk für chinesische Kunden eröffnet hat.
Bloss noch eine Formalität
Rein betriebswirtschaftlich gesehen würde ein Verkauf der Bank Syz an die Genfer Privatbank Lombard Odier wohl am ehesten Sinn machen. Denn erstens könnte die Käuferin ihre Kundengelder dadurch signifikant steigern und so zum Platzhirsch Pictet etwas aufrücken. Und zweitens hat sich die Bank Syz nach dem IT-Debakel mit Avaloq an die bewährte und leistungsstarke Plattform von Lombard Odier, namens G2, angedockt. Die Migration wäre damit bloss noch eine Formalität.
Allerdings hat Lombard Odier in seiner ganzen, 222-jährigen Firmengeschichte noch nie ein anderes Institut übernommen, bewies aber mit den diversen Fusionen von Lombard, Odier, Darier und Hentsch durchaus Gespür für Schulterschlüsse. Und grundsätzlich schliesst Seniorpartner Patrick Odier seit einigen Jahren eine allfällige Übernahme nicht mehr kategorisch aus, wie er verschiedentlich im Gespräch mit finews.ch erklärt hat.
Schwaches erstes Halbjahr 2019
Realistisch geht man in Genfer Finanzkreisen vorläufig aber nicht von einem Gesamtverkauf der Bank Syz aus – allein schon deswegen, weil dabei auch eine neue Rolle für Firmengründer und CEO der Syz-Gruppe, Eric Syz gefunden werden müsste. Und manch eine Bank scheut sich vor einem solchen Schritt, da es nicht einfach wäre, mit diesem umtriebigen und draufgängerischen Unternehmer zusammen zu arbeiten.
Wahrscheinlicher ist eher der Plan, dass die Bank weitere Teile abspaltet, wie das Bahamas-Geschäft, einzelne Märkte, wie sie sich bereits aus Italien und Spanien zurückgezogen hat, und wohl auch ihre Präsenz in Miami nochmals überdenken könnte. Solche Massnahmen drängen sich durchaus auf, denn wie auch von anderen Genfer Banken zu hören ist, hat sich der Geschäftsgang im ersten Halbjahr 2019 nicht sonderlich gut entwickelt. Nachdem die Kunden im vierten Quartal 2018 aufgrund der Verwerfungen an der Börse viel Geld verloren, stiegen sie im Zuge der raschen Erholung im ersten Quartal 2019 wieder aus.
Seither macht sich eine gewisse Lethargie bemerkbar, während die Margen weiter schrumpfen, die (Regulations-)Kosten steigen und die fortschreitende Technologisierung die Wertschöpfungskette der klassischen Banken aufbricht. Das sind beste Voraussetzungen dafür, dass sich in der Schweizer Bankbranche in den kommenden Monaten noch einiges verändern dürfte.
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