Verschiedene Megatrends werden unsere Welt nach der Pandemie prägen, darunter auch disruptive Kräfte, die sich schon vor Covid zeigten. Anleger sollten die langfristigen Nutzniesser identifizieren.

Von Daniel Morris, Chief Investment Strategist, BNP Paribas Asset Management

Die Pandemie hat bei den Anlegern viele Fragen zur Politik der Zentralbanken und Regierungen, dem künftigen Verhalten von Haushalten und Unternehmen sowie möglichen neuen Ausbrüche des Covid-19-Virus aufgeworfen. Obwohl die Pandemie immer noch eine grosse Quelle der Unsicherheit darstellt, müssen Anleger wohl lernen, mit dieser zu leben.

Die Ära der weltweit lockeren Geldpolitik, der niedrigen Inflation und der tiefen Zinssätze ist noch nicht vorbei, aber der vor uns liegende Weg könnte holprig werden. Deshalb ist es wichtig, Megatrends zu identifizieren, die anhalten werden und Anlagechancen zu bieten, welche über die Marktvolatilität hinausgehen. Die folgenden Themen können attraktive Renditen bieten.

China

China ist sowohl ein Anlagethema als auch ein geopolitischer Megatrend; der wirtschaftliche Fussabdruck des Landes ist allgegenwärtig. Die chinesische Wirtschaft und die potenziellen Chancen, die sie bietet, sind zu gross geworden, um nur als ein Teil einer Schwellenlandallokation gesehen zu werden.

Vor dem Hintergrund, dass China eine Wachstumsrate von 6 Prozent erzielen dürfte, wobei der Westen nach Abschluss des Aufschwungs Mühe haben wird, ein Wirtschaftswachstum von jährlich 2 Prozent zu erreichen, wird China mehr in den Fokus der globalen Investoren rücken.

Gesundheitswesen

Der Gesundheitssektor zeigt sich dank eines Zusammenspiels verschiedener Faktoren als attraktiv. Auf der Nachfrageseite steigen die Ausgaben aufgrund der demografischen Entwicklungen und des veränderten Lebensstiles schneller als das Volkseinkommen, was die Budgets unter Druck setzt.

Auf der Angebotsseite sorgen neue Technologien für Effizienzsteigerungen und Verbesserungen in Bezug auf Produktangebote. So liegt unser Fokus auf innovativen Produkten und Dienstleistungen mit hohen Eintrittsbarrieren.

Wie immer wird es für Investoren zentral sein, zu unterscheiden zwischen Anbietern, die Innovationen vorantreiben oder von ihnen profitieren, und jenen, die Gefahr laufen, der Disruption zum Opfer zu fallen. Investitionen sollten sich auf erstere konzentrieren.

Technologie

Investoren müssen die Geschwindigkeit und den Umfang des technologischen Wandels und die möglichen politischen Reaktionen darauf verstehen, um ihre Portfolios gut zu positionieren. Eine Handvoll technologischer Kernthemen stehen zurzeit im Vordergrund, wie Cloud Computing, künstliche Intelligenz, Automatisierung und das Internet der Dinge (IoT).

Jedoch hat die Pandemie auch ein anderes interessantes technologisches Thema beschleunigt: die Telearbeit. Unternehmen haben erkannt, dass sie teure Innenstadtmieten einsparen können, wenn ihre Mitarbeitenden von zu Hause aus arbeiten – ohne dabei an Produktivität einzubüssen. Die Arbeitnehmenden haben wiederum erkannt, dass sie im Homeoffice sowohl Kosten als auch Zeit, die mit dem Pendelns einhergehen, sparen und gleichzeitig an Arbeitsflexibilität gewinnen.

Das sieht nach einer Win-win-Situation aus. Doch wenn Mitarbeitende ihre Arbeit von zu Hause aus erledigen können, warum denn nicht auch von überall auf der Welt? Telearbeit könnte Telemigration auslösen.

Nachhaltigkeit

Ein weiteres zentrales Investitionsthema ist das Verständnis der makroökonomischen und marktbezogenen Auswirkungen der vielschichtigen politischen Massnahmen zur Bewältigung der Klimakrise – von Green New Deals bis hin zu Kohlenstoffsteuern. Die Beseitigung der Treibhausgasemissionen in den kommenden Jahrzehnten wird Investitionen in Milliardenhöhe erfordern.

Zudem müssen massive Anstrengungen zur Elektrifizierung und Dekarbonisierung von Prozessen unternommen werden; alternative Energien müssen wirtschaftliche Tragfähigkeit erreichen. Um den Umstieg auf erneuerbare Energiequellen zu beschleunigen, braucht es weitere technologische Innovationen, wie Batteriespeicher mit langer Laufzeit.

Für nicht-elektrifizierbare Bereiche sind Technologien wie Wasserstoff oder das Abscheiden von Kohlenstoffemissionen notwendig. Zur Erreichung der Netto-Null-Ziele werden signifikante Investitionen in saubere Energietechnologien entscheidend sein.

Gleichberechtigung und integratives Wachstum

Die Pandemie hat diverse Aspekte zum Thema Gleichberechtigung – von der Gesundheit bis zum Wohlstand – in den Vordergrund gerückt, die bereits weit oben auf der politischen Agenda standen.

Unternehmen müssen noch Fortschritte machen, dies vor allem in Bezug auf Diversität und andere soziale und sogenannte Governance Themen. All jene, die die Zeichen der Zeit nicht erkennen, müssen mit Reputations- und finanziellen Risiken rechnen, einschliesslich Rechtsstreitigkeiten mit Stakeholdern.