Die jüngsten Marktturbulenzen sollten nicht überbewertet werden: Chinas Neuausrichtung dauert an und könnte im Jahr des Tigers neue Anlagechancen eröffnen.

Dem chinesischen Jahr des Tigers geht eine Phase ungewöhnlicher wirtschaftlicher Turbulenzen und Marktvolatilität voraus.

Im Jahr 2021 standen chinesische Aktien durch den abflauenden Konsum, einem drohenden Immobilien-Schock und regulatorische Eingriffe stark unter Druck, so dass der MSCI China Index mit 21 Prozent im Minus schloss. Dabei will China sein Bruttoinlandprodukt (BIP) bis 2035 verdoppeln, was ein jährliches Wachstum von 4,7 Prozent erfordern wird. Erreicht werden soll dies durch eine Technologie- und Nachhaltigkeitsoffensive. Damit stehen zwei Schlüsselthemen für Anleger im Jahr des Tigers fest.

Behörden griffen ein

Im vergangenen Jahr lag der MSCI China Index über einen Zeitraum von sechs Monaten um mehr als 40 Prozent hinter dem S&P 500 zurück und verzeichnete damit die schlechteste relative Performance seit mindestens zehn Jahren. Allerdings bewegen sich die chinesischen Aktien nicht im Gleichschritt: 2021 legte der MSCI China A Onshore, der die an den beiden wichtigsten Inlandsbörsen gehandelten A-Aktien abbildet, um 4,0 Prozent zu, während der Offshore-dominierte MSCI China Index um 21,7 Prozent nachgab.

Die dramatischen Kursverluste grosser Immobilienwerte trugen zu den Börsenturbulenzen im Jahr 2021 bei. Angesichts der allgemeinen Immobilienmarkt-Schwäche griffen die chinesischen Behörden ein, um eine bedrohlichere Finanzierungs- und Liquiditätskrise abzuwenden. Diese Intervention erhöhte die Volatilität, könnte in diesem Jahr jedoch eher einen kontrollierten Rückgang der Immobilienpreise als zu einem Preissturz führen.

Entkoppelung Chinas

Diese Marktverschiebungen finden vor dem Hintergrund einer «Entkopplung» Chinas vom US-Markt statt. Peking hat heimische Unternehmen mit US-Notierung an die Kette gelegt.

Im Zuge der weiter voranschreitenden Entkopplung zwischen den USA und China werden Anleger fundierte Einblicke in beide Märkte benötigen, um die Nuancen dieser Entwicklung einschätzen und Anlagechancen identifizieren zu können.

Nachhaltigkeit untermauert Chinas Neuausrichtung

Die Entschlossenheit, sich als Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel zu positionieren, ist ein wesentlicher Aspekt von Chinas Neuausrichtung. Das Land hat sich klare Dekarbonisierungsziele gesetzt und die letztjährige UN-Klimakonferenz COP26 als Plattform genutzt, um seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den USA zur Erreichung dieser Ziele zu bekunden. Vor COP26 hatte sich China bereits dazu verpflichtet, den Höhepunkt der CO2-Emissionen vor 2030 und bis 2060 die Netto-Null zu erreichen.

Es bleibt viel zu tun, aber wenn China seinen Kurs fortsetzt, könnten Klima und Nachhaltigkeit dem Land einen idealen Einstieg in ein positives neues Kapitel seiner Geschichte bieten.

 Vier Anlageideen für das Jahr des Tigers

  • Konzentration auf strategische Sektoren. Anlagechancen aus den skizzierten Trends dürften sich in Branchen ergeben, die mit Chinas strategischem Streben nach Autarkie (Halbleiter und Robotik) verbunden sind, sowie in Titeln, die im Zusammenhang mit Chinas CO2-Zielen stehen (erneuerbare Energien und E-Fahrzeug-Lieferkette).
  • Ein «Core-Satellite»-Ansatz. In diesem Umfeld kann eine sinnvolle Herangehensweise eine Kernallokation in chinesische A-Aktien sein, ergänzt um thematische Satelliten-Investments in Bereichen mit grossem Potenzial wie Gesundheit oder Zukunftstechnologien.
  • Volatilität akzeptieren. Anleger sollten sich damit abfinden, dass das Wachstum des chinesischen Aktienmarktes traditionell mit einer erhöhten Volatilität verbunden ist. Ein aktiver Investmentansatz kann helfen, in diesem sich verändernden Umfeld erfolgreich anzulegen und die unvermeidbare Volatilität für den Auf- oder Ausbau von Positionen zu nutzen.
  • Erkennen, wie die Politik das künftige Marktumfeld prägt. Anleger müssen Chinas wirtschaftliche, soziale und kulturelle Geschichte verstehen – und die politische Agenda der chinesischen Regierung. Sektoren, die für die geplante Transformation des Landes von zentraler Bedeutung sind, dürften weiterhin politische Unterstützung geniessen und daher auch weniger regulatorische Änderungen fürchten müssen.
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