Der Siegeszug passiv verwalteter Finanzprodukte scheint unaufhaltsam. Doch nun dreht die Stimmung. Auslöser dafür ist die Angst, wie eine neue Studie zeigt.

Gut 4'500 Milliarden Dollar waren im vergangenen Juli in Indexfonds (ETF) investiert. Bis Ende Jahr sollen die Vehikel, die «passiv» den Markt abbilden, sogar die 5'000-Milliarden-Dollar-Marke knacken. Geld, dass den Vermögensverwaltern, die den Markt «aktiv» zu schlagen versuchen, fehlen wird. Der Rekordlauf der Passivprodukte geht damit in sein fünftes Jahr.

Doch nun schwindet die Euphorie unter den wichtigsten Käufern. Wie eine Umfrage des zum deutschen Allianz-Konzern gehördenden Asset Managers Allianz Global Investors zeigt, kommt es bei institutionellen Investoren zu einem Umdenken. Dies, nachdem sie auch hierzulande den relativ günstigen passiven Investments oft den Vorzug gegeben hatten – die Schweiz gilt europaweit mittlerweile als der zweitgrösste ETF-Markt.

Angst sorgt für Stimmungsumschwung

Der Auslöser für den Stimmungsumschwung ist die Angst. Wie die Umfrage von Allianz Global Investors unter 755 Institutionellen in Nordamerika, Europa und Asien ergab, hat sich die Risikolandkarte für Anleger weltweit verändert (siehe Grafik unten).

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Als grösste Herausforderung schätzen institutionelle Investoren erstmals geopolitische Spannungen (44 Prozent der Befragten) ein, gefolgt von Sorgen vor einer Abschwächung der globalen Konjunktur (41 Prozent) und steigenden Zinsen (32 Prozent).

Am Ende ein «Flash Crash»

Die nuklearen Zündeleien rund um Nordkorea sorgen demnach bei Pensionkassen-Verwaltern für schlaflose Nächte. Neun von zehn Befragten gaben laut der Studie an, dass das Marktrisiko sowie das Ereignisrisiko am stärksten die Rendite ihres Portfolios beeinträchtigen könnten.

Wer aber mit holprigen Märkten rechnet, muss sich mit Passivprodukten auf eine Achterbahn gefasst machen. Denn so schön die Investments vom Bullenmarkt profitierten, so gnadenlos stürzen sie fallenden Kursen hinterher. Mehr noch: Die automatisierten ETF haben die Tendenz, Kurseinbrüche noch zu verstärken. Dann droht der «Flash Crash». Zwei von fünf befragten Instutionellen fürchten laut der Studie gar ein «Tail Risk Event», also einen schweren Absturz an der Börse.

Die letzte Chance?

Die logische Folgerung davon ist, aktiven Investments den Vorzug zu geben; 63 der europäischen Studienteilnehmer kamen zu Schluss, dass die Bedeutung dieser (aktiven) Finanzprodukte bis 2020 deutlich zunehmen wird. Auf dem Kontinent werden laut der Erhebung 61 Prozent der institutionellen Vermögen noch immer aktiv verwaltet. Ein Viertel der Befragten gab an, diesen Anteil künftig zu erhöhen (siehe Grafik unten).

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Wenn die Studie richtig liegt, dann kriegen die gebeutelten aktiven Vermögensverwalter nochmals eine Chance. Die Frage bleibt nur, ob die Branche sie auch zu nutzen weiss.

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